Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Folkunger verspottet worden waren, und mit Worten wie bei diesen Junkerspielen schon gar nicht. Noch nie hatte er eine solche Schadenfreude erlebt, wenn er eine Niederlage erlitten hatte. Er war sich nicht sicher, wie er das zu verstehen hatte. Dass die Folkunger in Nordanskog nicht sonderlich geachtet waren, hatte er gehört. Aber falls er und seine Verwandten auch noch verhasst waren, was die schlimmsten Schmähworte
und das höhnische Gegacker durchaus vermuten ließen, dann war dies von jetzt ab eine gefährliche Hochzeit. Knut hätte das besser wissen müssen, und es konnte nicht in seinem Sinne sein, dass der Spott so weit getrieben wurde, dass man mit scharfen Waffen kämpfte. Denn was hätte er dadurch gewinnen sollen?
Birger entschloss sich, den Wettkämpfen ihren Lauf zu lassen, die Rüben in Knuts, Jons und seinem Korb aber genau zu zählen. Vielleicht würden die Schmährufe und das Gegacker ja bald verstummen. Er deutete auf den Mann aus Svealand, von dem er die schlimmsten Lästerreden gehört hatte. Der Jüngling, der ihm jetzt entgegenkam, führte einen Ziegenbock im Wappen und sah selbst aus wie einer, da er einen langen, blonden Bart trug.
Er schien davon auszugehen, dass den Bräutigam Jon bei seinem Sturz nur ein Missgeschick ereilt habe. Breitbeinig und lächelnd schritt er auf das Brett zu und verkündete, dass jetzt ein Folkunger nass würde. Als Birger den Steg betrat, wollte er ihm sogleich einen überraschenden Hieb versetzen, fiel aber selbst in die Grube. Birger hatte vollkommen reglos dagestanden und den Schlag seines Gegners einfach zur Seite hin abgelenkt, so dass der Ziegenmann quasi aus eigener Kraft in die Grube stürzte.
Die anderen Junker, die den Steg betraten, waren schon vorsichtiger, aber das nützte ihnen nicht viel. Die Zuschauer verstummten immer mehr. Bald war nur noch Knut übrig.
»Es ehrt dich, dass du bis zuletzt auf mich gewartet hast«, sagte Knut, als er wachsam die Planke betrat. Den Knüppel hielt er mit beiden Händen umfasst.
»Sei dir nicht so sicher, dass ich beim nächsten Wettkampf auch so höfisch verfahre, obwohl wir Freunde sind«, entgegnete Birger.
»Wenn du entscheiden willst, wer im nächsten Wettkampf gegen wen antritt, musst du mich erst mal besiegen«, wandte Knut ein.
»Das habe ich bereits, das sehe ich in deinen Augen«, lächelte Birger.
Damit verleitete er Knut dazu, sofort wütend anzugreifen, um zu zeigen, dass er wahrhaftig keine Angst hatte.
»Zorn ist das Schlimmste, darin sind wir beide uns doch einig!«, rief Birger zu Knut in die Grube hinunter. Dann ging er rasch in den Stall, um Ibrahim zu holen. Die drei folgenden Wettkämpfe sollten zu Pferde stattfinden. Daher gab es auch eine kurze Pause mit Erfrischungen, ehe die Reiterwettkämpfe begannen.
Vor Erleichterung und Freude leerte Herr Agne einen Krug Bier in einem Zug. Während der unbekannte Folkunger alle anderen Jünglinge mit dem Knüppel abserviert hatte, waren sämtliches Gegacker und aller Spott verstummt. Wenn man sich jetzt die sieben Jünglinge erneut ansah, wie sie um den Hof ritten, Sattelgurte und Zügel anzogen und beruhigend auf ihre feurigen Hengste einsprachen, dann musste man kein Pferdekenner sein, um zu ahnen, dass etwas Ungewöhnliches geschehen würde. Ein deutliches Anzeichen dafür nahm Herr Arne aus den Augenwinkeln wahr. Alle Stallknechte und sonstiges Gesinde, das sich auf Agneshus um die Pferde kümmerte, hatte sich versammelt und bildete in einigem Abstand von dem feineren Publikum, das auf Bänken saß, eine eigene Zuschauergruppe. Herr Agne beschloss rasch, die Faulheit seines Gesindes zu ignorieren. Sollten sie halt so lange dort stehen, wie sie lustig waren.
Beim ersten Wettkampf mussten die Junker versuchen, ihren Gegner mit einem sandgefüllten Ledersack aus dem
Sattel zu schlagen. Das pflegten lange und harte Kämpfe zu sein, aber nicht an diesem Tag.
Birger ritt den temperamentvollen Ibrahim mit einem sehr kurzen Zügel und im Galopp. Er schwenkte den Ledersack, den er im Vorbeireiten einfach von der Erde aufgenommen hatte. Bereits da hatten sich die anderen Jünglinge besorgte Blicke zugeworfen. Dann deutete er erneut auf den Svealänder mit dem Bocksbart und ritt ans andere Ende des Hofplatzes. Dort wartete er ab. Sein Gegner ritt einen breiten und sehr kräftigen Fuchs, der nach Birgers Ansicht gut für schwere Arbeit im Wald geeignet war.
Der Bocksmann hätte aus der Leichtigkeit, mit der Birger ihn von der Planke gefegt hatte,
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