Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
fragte Birger erstaunt. »Hier sitzt Ihr weitab vom Schuss in Visby und wisst mehr als ich über Fragen, die den Kampf um die Macht in meinem eigenen Land betreffen.«
    »Visby liegt nicht weitab vom Schuss«, entgegnete Herr Eskil lächelnd. »Ich würde ganz im Gegenteil behaupten, ohne dir, mein junger Verwandter, zu nahe treten zu wollen, dass Ulvåsa ein wenig abgelegen ist. Ein Kaufmann lebt von seinem Wissen. Wenn König Valdemar Steuern in Hamburg und Lübeck erheben will, dann erfahre ich das sehr schnell, weil mein Wohlergehen von diesem Wissen abhängt. Ob ihr dort im Norden einen König bekommt, der König Valdemar freundlich oder feindselig gegenübersteht, muss ich ebenfalls rechtzeitig erfahren. Ohne Wissen wird kein Kaufmann reich.«
    »Und wen würdet Ihr selbst am liebsten als Nachfolger von König Erik Knutsson sehen?«, fragte Birger nachdenklich.

    »Niemand Bestimmten, meinetwegen könnten sie ein Pferd krönen, solange es nur keinen langanhaltenden Krieg gibt«, erwiderte Eskil lächelnd. »Ein langer Krieg hätte niedergebrannte Höfe, geplünderte Schiffe und die Zerstörung von allem, was ich von Visby bis nach Lödöse aufgebaut habe, zur Folge. Wir müssen also um einen kurzen Krieg beten oder vorzugsweise darum, dass es überhaupt keinen gibt. Glaub aber nicht, dass ich deine Bereitwilligkeit tadele, an diesem Irrsinn teilzunehmen, statt hier bei mir zu bleiben. Ich weiß, dass du musst, ich weiß alles über Ehre und Treue zur Familie und alles, was daraus resultiert. Denk daran, dass auch ich ein Folkunger bin!«
    »Gewiss«, erwiderte Birger zögernd, »meine Ehre gebietet mir, dem Reich in seiner schweren Stunde beizustehen, da ich nun einmal bin, der ich bin. Ich kann nicht fernbleiben.«
    »Nein, ich weiß, ich weiß«, entgegnete Herr Eskil rasch. »Wenn wir uns jetzt einmal vorstellen, dass der Krieg zu Ende ist oder dieser Knabe Johan Sverkersson, umgeben von vielen korrupten Ratgebern, König wird. Oder dass ihr ihn totschlagt und Knut Holmgeirsson zum König krönt und alles wieder ruhig wird. Willst du dann zu mir zurückkehren?«
    »Das will ich, aber vielleicht liegt die Entscheidung darüber nicht bei mir«, antwortete Birger.
    »Du verstehst, warum ich dich das frage?«, fuhr Herr Eskil etwas ungeduldig fort, als spräche er von Geschäften.
    »Nein, ich ahne es, aber ich weiß es nicht«, entgegnete Birger vorsichtig.
    »Es ist folgendermaßen«, sagte Eskil, hielt sein großes Bierglas hinter sich und ließ sich von einem Bedienten
nachschenken. »Du kennst doch meinen Sohn Torgils in Arnäs? Er ist vielleicht zehn Jahre älter als du, aber ihr kennt euch doch trotzdem?«
    »Ja, er ist Forsviker wie ich«, antwortete Birger mit abgewandtem Blick.
    »Genau. Forsviker! Das bedeutet, dass er Krieger ist, dass er der Herr der Burg Arnäs ist, den wir alle benötigen. Bedenke, dass ich darüber nicht spotte oder mich beklage. Arnäs ist für unsere Sicherheit und für den Frieden nötig. Und jemand mit den richtigen Kenntnissen, meinetwegen eben ein Forsviker, muss Burgherr auf Arnäs sein. Also! Mein Enkel Knut ist erst zehn. Ich selbst bin siebzig, und ich bin in den letzten Jahren beunruhigend mager geworden. Ich muss unentwegt meine Kleider ändern lassen. Ich würde zehn Jahre zusätzlich benötigen, um dem kleinen Knut alles beizubringen, aber wahrscheinlich will er doch nur Burgherr werden wie sein Vater. Jetzt weißt du vermutlich, worauf ich mit dieser Unterhaltung abziele?«
    »Ja«, sagte Birger. »Es wäre feige, das zu leugnen, obwohl ich eine gewisse Scheu empfinde. Aber dein Erbe gehört deinem Sohn Torgils und darf nicht zerstreut werden.«
    »Erbe ist nichts, Erbe ist tot, Erbe, das sind Silbertruhen und etwas Gold und ein paar Schiffe«, schnaubte Eskil. »Ein Handelshaus ist mehr als das, es ist ein lebender Organismus, der jeden Tag Nahrung benötigt. Bengta, meine geliebte Frau, versteht sich auf Handel ebenso gut wie ich, aber wir haben keine gemeinsamen Kinder, und ein Teil des Handelshauses geht nach meinem Tod an meine Erben. Dann stirbt Bengta, und der Rest verschwindet nach Nordanskog, und anschließend ist nichts mehr übrig. Ich will jedoch nicht, dass dieses Handelshaus
stirbt, und Bengta will das auch nicht. Deswegen bitte ich dich, derjenige zu sein, der mein Haus weiterleben lässt, denn du verfügst über die nötige Begabung, und an Interesse mangelt es dir auch nicht.«
    »Was Ihr mir schenken wollt, ist zu groß. Ich kann das nicht

Weitere Kostenlose Bücher