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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mit weiteren Fragen an sie wenden. Sie müssten über die Sache jedoch Stillschweigen bewahren, denn Gerüchte über solche Angelegenheiten könnten ihnen allen gefährlich werden. Das war auch die Meinung Jordas und Vattnas. Sie wussten vermutlich besser als jeder andere, welche fürchterlichen Folgen die Angst der Menschen vor der Heilkunst und ihre Klatschsucht haben konnten. So etwas konnte mit überstürzter Flucht oder schlimmstenfalls auf dem Scheiterhaufen enden.

    Als Birger die Nachricht von König Eriks Tod erhielt, befand er sich in Visby, wo er während der letzten zwei Jahre die meiste Zeit zugebracht hatte. Seine Mutter Ingrid Ylva hatte ihm eine zierlich geschriebene und mit ihrem
eigenen Siegel versehene Bulle geschickt. Die Nachricht traf zusammen mit einer Last Dörrfisch aus Norwegen ein, die über Forsvik und Ulvåsa transportiert worden war. Herr Eskil nahm das Schreiben zusammen mit den Papieren entgegen, die zu jeder Schiffsladung gehörten, und ließ sofort Birger holen, der am Hafen beschäftigt war. Birger eilte die glatten, gepflasterten Straßen entlang ins Kontor von Herrn Eskil. Dieser war ein alter Mann, obwohl er körperlich und geistig noch viel jünger wirkte, als er es seinen gelegentlichen, klagenden Beschreibungen nach sein wollte. Sein Blick war klar und munter, und er hatte oft einen Scherz auf den Lippen.
    Als ihn Birger in seinem Handelshaus aufsuchte, war seine sonstige Munterkeit jedoch wie weggeblasen. Schweigend deutete er auf zwei Pergamentrollen. Wenn etwas von solcher Bedeutung war, dass eine schriftliche Nachricht erforderlich wurde, so handelte es sich meist um eine schlechte Botschaft. Birger nahm die Pergamentrolle vom Schreibpult und betrachtete das Siegel.
    »Eine Nachricht von meiner Mutter Ingrid Ylva«, sagte er, brach das Siegel und begann zu lesen.
    »Ja, das sah ich.« Herr Eskil seufzte. »Wer ist gestorben?«
    »Der König«, flüsterte Birger, plötzlich bleich um die Wangen, während er die Zeilen überflog. »Der König ist tot, vielleicht stecken böse Männer dahinter … ich muss sofort nach Hause reisen.«
    »Dann werden sich die Folkunger bald in Bjälbo und Arnäs versammeln, und alle Männer wie du müssen erscheinen«, meinte Herr Eskil düster. »So ist es nun einmal, und das können wir nicht ändern. Aber fahre morgen und nicht schon heute Abend, dann können wir uns noch einen letzten Abend unterhalten.«

    »Ja, in dieser Kleinigkeit muss ich Euch zu Willen sein, Herr Eskil«, erwiderte Birger nachdenklich, trat an den Kamin und verbrannte das Schreiben seiner Mutter sorgfältig.
    Für Birger war es, als hätte ihn sein altes Leben roh und unerwartet überfallen, wie ein Räuber in einer dunklen Gasse. Er stand in seinen Lübecker Bürgerkleidern da, ein junger städtischer Kaufmann, der nicht einmal ein richtiges Schwert trug, sondern nur einen schmalen Degen, und den mehr aus Eitelkeit als zum Kampf. Außerdem trug er eine Feder in seinem Hut. In der Morgendämmerung, wenn das Schiff nach Norden aus dem Visbyer Hafen auslief, würde er wieder in seine Kriegerkleidung und seinen Folkungerumhang gehüllt sein. Der Ruf aus der Vergangenheit war so unausweichlich, als käme er von der Jungfrau Maria selbst.
    Er entschuldigte sich bei Herrn Eskil, weil er ein wenig allein sein und noch ein letztes Mal durch die Stadt gehen wolle. Er würde jedoch rechtzeitig zum Nachtessen zurück sein. Herr Eskil nickte betrübt und verständnisvoll.
    Es war kurz nach Mariä Geburt. Zumindest weiter nördlich auf dem Festland zeigten sich zu dieser Zeit die ersten Vorboten des Herbstes. In der milden Meeresluft Visbys war jedoch noch nichts von Herbst zu spüren, und auf Pelzfutter in den Kleidern konnte man noch gut verzichten.
    Er ging in die Marienkirche mitten in der Stadt, zündete ein paar Kerzen an und sprach ein Gebet, dass ein eventueller Krieg rasch vorübergehen möge, damit das Leben wieder in die ruhigen Bahnen zurückkehren könne, in denen es vorher verlaufen war. In diesem Fall gab es keinen Grund zur Verzweiflung, versuchte er sich zu trösten. Nach dem Krieg konnte er schließlich wieder nach
Visby zurückkehren und an seinem Traum weiterstricken.
    Er war zweiundzwanzig Jahre alt und hielt sich für einen erwachsenen Mann, der für die kindischen Spiele, auf die Knut Holmgeirsson und er zwei Jahre ihrer Jugend verschwendet hatten, keine Zeit mehr hatte. Wie die Gaukler und Taschenspieler waren sie von einem großen Gut zum nächsten

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