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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Sklavenzeit.
    Dieser Jubal, der ihre Hoffnung war, hatte ihn einst verkauft. Aber auch das vergaß er lieber. Er hatte den Mut aufgebracht, durch die Straßen zu gehen, zumindest im Dunkeln, freien Männern in die Augen zu sehen und Dinge zu tun, die für einen Freien selbstverständlich waren. Mradhon Vis verdankte er das, Moria ebenfalls. Wenn sie auf Jubal hofften, mußte auch er es. Doch im Feuer sah er etwas, etwas nicht sehr Schönes. Ein Gesicht starrte ihm entgegen, und die Augen .
    Mradhon kam zu ihm herüber. Er stellte die Stiefel neben den Herd und breitete seine nassen Sachen auf den Steinen aus. Er hatte sich in eine Decke gehüllt.
    »Was sagen dir die Flammen?« erkundigte sich Mradhon.
    Haught zuckte die Schultern. »Die Zukunft ist mir verschlossen. Das weißt du doch.«
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter, drückte sie wie zur Entschuldigung.
    »Du solltest nicht so zu ihr reden«, sagte Haught.
    Wieder drückte die Hand die Schulter. Trotz der Hitze fröstelte Haught.
    »Angst?« fragte Mradhon. Haught sah eine Herausforderung darin, und so blieb die Kälte in seinem Herzen. Ja, er hatte Angst. Außer Mradhon Vis hatte er keinen Freund gehabt. Mißtrauen nagte an ihm, seine Angewohnheit anderen gegenüber seinen Wert abzuschätzen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß man ihn benutzte. Und wenn er nicht mehr von Nutzen war, was sollte dann an ihm sein, was andere schätzten?
    Moria brauchte ihn, wie zuvor noch keine Frau. Auch dieser Mann brauchte ihn - manchmal; für eine Weile. Aber ein scharfes Wort von ihm brachte ihn dazu, daß er sich innerlich krümmte, und erinnerte ihn daran, was er war, obgleich er ein Dokument besaß, das ihm das Gegenteil versicherte. Forderte man ihn heraus, würde er kämpfen - aus Angst, aus keinem anderen Grund. Und nie gegen Mradhon Vis.
    »Ich rede so mit ihr«, sage Mradhon laut, »wenn sie es braucht. Immer an ihren Bruder zu denken .«
    »Halt’s Maul!« fauchte Moria hinter ihnen.
    » Mor-am ist tot «, sagte Mradhon. »Oder so gut wie. Vergiß deinen Bruder, hörst du? Ich denke nur an dein Wohl!«
    »An mein Wohl.« Moria lachte verbittert. »Damit ich wieder stehlen kann, deshalb. Weil Jubal mich kennt, nicht dich.« Die Stuhlbeine scharrten. Haught drehte sich um, als zwei schlanke Beine in Stiefeln auf sie zukamen. Moria kauerte sich neben Mradhon und legte eine Hand auf seinen Arm. »Du haßt mich, nicht wahr? Du haßt Frauen! Warum? Wer ist daran schuld? Oder bist du schon so geboren?«
    »Gebt Frieden!« sagte Haught. Nun griff er nach Mradhons Arm, der sich verkrampft hatte. »Moria, laß ihn in Ruhe!«
    »Nein«, sagte Mradhon. Moria zog die Hand zurück und wirkte plötzlich nüchtern.
    »Geh ins Bett«, bat Haught. »Jetzt.« Er spürte die Wut in dem andern, spürte, daß sie heftiger war als so manches Mal zuvor. Er konnte sie beruhigen oder auf sich lenken, wenn es nicht anders ging. Davor hatte er keine Angst. Er nahm es mit fatalistischer Geduld. Doch Moria war so zerbrechlich und Mradhons Haß so gewaltig.
    Sie blickte sie beide an. »Kommt auch«, bat sie mit verängstigter Stimme.
    Mradhon antwortete nicht. Er starrte stumm ins Feuer. Geh! formten Haughts Lippen, und sein Kopf deutete aufs Bett. Moria ging, doch am Tisch blieb sie kurz stehen, griff nach dem Becher und leerte ihn in einem Zug.
    »Säuferin!« sagte Mradhon abfällig.
    »Sie fängt nur manchmal zu trinken an«, verteidigte Haught sie. »Wenn sie so allein ist - bei Gewitter .«
    Der Regen hämmerte gegen die Tür. Der Wind warf etwas um, das lautstark durch die Gasse rollte. Die Tür ratterte, zweimal. Dann nicht mehr.
    Mradhon Vis’ Blick ruhte auf ihr, scharf und eindringlich. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    »Es ist bloß der Wind«, murmelte Haught.
    Donner krachte, und die Schinden des kleinen Hauses am Fluß flatterten wie lebendig. Das Tor knarrte, nicht vom Wind, und löste einen Schutzzauber aus, der wie der Faden eines Spinnennetzes vibrierte, während die Spinne hier in einem Seidenbett die Augen öffnete und sich räkelte.
    Der Besucher ließ sich Zeit. Sie las sein Zaudern aus den unregelmäßigen Schritten. Kein Menschenohr hätte durch den heftigen Regen ein Geräusch wahrnehmen können. Sie schlüpfte in der schier undurchdringlichen Dunkelheit in einen Morgenrock. Dann wünschte sie Licht, und da war es auch schon - in dem Kamin über den Scheiten, die nur Blickfang waren und nie von Feuer verzehrt wurden; an den Dochten von Kerzen, die alt und

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