Der Krieg Der Diebe
Stiefsöhne? Was willst du? Was seid ihr bereit zu bezahlen?«
»Kümmert Euch um Moruth , den Bettlerkönig! Das wollen sie. Und diesen Stiefsohn, von dem sie annehmen, daß die Bettler ihn haben - schafft ihn heil zurück.«
»Das sind keine Kleinigkeiten.«
»Sie werden bezahlen - ich bin sicher, daß sie gut bezahlen werden.«
Sie faltete das Papier auf, hielt es ans Licht und las sorgfältig. Es stimmte. Sie boten ihr Gold und versprachen ihr Immunität. Darüber lächelte sie ohne Humor. »Ah, auch du wirst erwähnt. Sie meinen, ich könnte dich Jubal zurückgeben. Glaubst du, er würde sich darüber amüsieren?«
»Nein.« Sie spürte seine nun noch wachsende Furcht, die ihre Nerven vibrieren ließ.
»Wenn du Botschaften für Halunken trägst, mußt du mit solchen - Späßen rechnen.« Sie faltete das Blatt wieder zusammen. Und weil es ihr gerade gefiel, öffnete sie die Hand, in der sie es gehalten hatte - und es war verschwunden.
Er beobachtete diesen billigen Magiertrick. Es bereitete ihr Spaß, ihn zu verblüffen. Sie ließ alles Licht noch heller leuchten, bis die Kerzen wie kleine Sonnen schimmerten - bis er zusammenzuckte und aussah, als wolle er zur Tür fliehen.
Er hätte sie nicht zu öffnen vermocht. Er versuchte es auch gar nicht, sondern blieb still stehen mit seinem letzten Rest Würde. Sein Körper verkrampfte sich wieder, der Tic kehrte zurück, als sie den Zauber schwinden ließ.
Vor ihr stand also ein Mann. Zumindest die Überbleibsel eines Mannes. Er war noch jung. Sie ging hinten um ihn herum zur narbigen linken Seite. Er drehte sich, um ihr ins Gesicht zu sehen. Der Tic wurde immer schlimmer.
»Und was ist, wenn ich nicht tun kann, was sie möchten? Ich habe nicht nur einmal das Anliegen Mächtigerer abgeschlagen. Du bringst ihre Botschaft -gibt es denn nichts Persönlicheres? Etwas, das du dir wünschst?«
»D-die Sch-schmerzen ...«
»Ja, ich kann sie für eine Weile lindern, wenn du zu mir zurückkommst und du dich an unsere Abmachungen hältst.« Sie trat näher heran und nahm das verunstaltete Gesicht in ihre Hände. »Jubal hätte dich aber lieber so, wie die Bettler dich zurichteten. Er würde dir die Haut Zoll um Zoll abziehen. Deine Schwester ...« Ihre Lippen streiken über seine, und sie blickte ihm tief in die Augen. »Sie leidet deinetwegen unter einer gewissen - Belastung. Weil du so gehandelt hast.«
»Wo ist sie? Verdammt, wo ?«
»An einem mir bekannten Ort. Sieh mich an, ganz fest. Ja, so ist es richtig. So ist es gut. Kein Schmerz mehr, gar keiner. Verstehst du, was du tun mußt, Mor-am?«
»Die Stiefsöhne .«
»Ich weiß. Jemand beobachtet das Haus.« Sie küßte ihn fest und lange, mit den Armen um seinen Hals, und sie lächelte. »Mein Freund, in dieser Zeit ist eine Falkenmaske wie eine Kerze im Wind. Eine Falkenmaske, die von anderen Falkenmasken gejagt wird, hat nicht die geringste Chance. Und es greift sogar auf deine Schwester über. Ihr Leben ist in Gefahr, weißt du? Die Stiefsöhne bemächtigen sich ihrer vielleicht. Falkenmasken benutzen sie nur, um zu Stiefsöhnen zu reden. Im Augenblick reden sie überhaupt nicht. Nicht zu ihnen. Nicht zu Männern, die in ihrer Dummheit alle Bündnisse lösten, die bessere Männer geschlossen haben. Moruth, ja auch Moruth der Bettler kennt deinen Namen und ihren. Er erinnert sich an das Feuer und an dich und an sie. Es ist leicht zu erraten, wem er die Schuld gibt - nicht, daß er je einen Grund braucht. Was bezahlst du mir für meine Hilfe, Mor-am? Was hast du, das du mir geben kannst?«
»Was verlangt Ihr?«
»Was immer, wann immer. Das ändert sich. Wie du dich ändern kannst. Vergiß das nie, hörst du? Man schimpft mich Vampirin. Das stimmt nicht - nicht ganz. Das werden sie dir erzählen. Schreckt dich das, Mor-am? Oder gibt es Schlimmeres?«
Da faßte er Mut und küßte sie auf die Lippen.
»Oh, sei vorsichtig«, mahnte sie. »Sehr vorsichtig. Ich werde dich manchmal auffordern müssen zu gehen. Stell keine Fragen und tu es. Tu es, wenn dir dein Leben lieb ist, Mor-am, und deine Seele.« Sie küßte ihn wieder, sanfter als zuvor. »Wir werden den Stiefsöhnen einen Gefallen erweisen, du und ich. Wir werden einen Spaziergang machen - gleich. Ich brauche ein wenig Ablenkung.«
»Sie werden mich umbringen, sobald sie mich auf der Straße sehen!«
Lächelnd ließ sie ihn los. »Nicht mit mir, mein Freund. Nicht, solange du bei mir bist.« Sie drehte sich um, griff nach ihrem Umhang und sagte über
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