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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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narbig, und der feingeschwungene Mund zuckte hin und wieder. Offenbar ein Tic, der der Angst entsprang. Wahrhaftig, Mor-ams Lage bei den neueren Stiefsöhnen war nicht erfreulich.
    »An einen Pfosten der Brücke über den Schimmelfohlenfluß wurde heute nacht ein Mann gespießt. Warum? Soll ich raten?«
    Der Tic wurde noch auffälliger und bemächtigte sich auch des linken, narbenumgebenen Auges. Die Hände zuckten ebenfalls, bis sie einander fanden und sich verschränkten. »Stiefsohn?« erkundigte sich Mor-am unnötigerweise. Seine Stimme war dünn und heiser, auch sie hatte unter dem Feuer gelitten.
    Dolon nickte und wartete fordernd.
    »Das war zu erwarten«, sagte Mor-am schulterzuckend, als wolle er jene entschuldigen, die sein Leben ruiniert und ihn zu dem gemacht hatten, was er nun war. »Die Brücke, wißt Ihr - sie - m-müssen kommen und gehen können.«
    »Also haben jetzt wir und die Falkenmasken etwas gemein.«
    »Es ist das g-gleiche. Falkenmasken und Stiefsöhne. Für s-sie.«
    Dolon dachte kurz darüber nach. Er fühlte sich nicht beleidigt, trotzdem zog er finster die Brauen zusammen. »Natürlich, für dich ist es dasselbe.«
    »Ich b-bekomme k-kein Geld von Jubal.«
    »Du bekommst dein Leben von uns«, zischte Dolon, der die Ellbogen auf den Schreibtisch stützte. »Jeden Tag deines Lebens.«
    »Ihr s-seid nicht die g-gleichen Stiefsöhne.«
    Nun war die finstere Miene echt, und der flüchtige Hohn schwand von den narbigen Zügen.
    »Es gefällt mir nicht, Männer zu verlieren«, sagte Dolon. »Da kommt mir der Gedanke - Falkenmaske, daß wir vielleicht etwas für dich zu tun haben.« Er schwieg kurz, um die Angst zu genießen, die den anderen schwitzen ließ. »Weißt du«, bohrte er, »wir sprechen von deinem Leben. Da gibt es diese Frau, Falkenmaske, diese Frau - die wir kennen. Du kennst sie vielleicht auch. Wenn nicht, wirst du sie noch kennenlernen. Jubal bezahlte sie, um sie aus dem Spiel zu halten. Möglicherweise jetzt sogar für mehr. Aber eine Falkenmaske wie du - du könntest ihr sagen, was du gerade zu mir gesagt hast ... Eine gemeinsame Sache! Ja, das ist es. Du weißt, wie lange du noch am Leben bleiben würdest, wenn wir dich auf die Straße setzten? Du weißt, wer dich sucht? Ich bin sicher, daß du es weißt. Ja, ich bin sicher, daß du weißt, was diese Feinde tun können. Was wir tun könnten; wer weiß?«
    Der Tic wurde regelmäßig wie Pulsschlag. Schweiß glitzerte auf Mor-ams Stirn.
    »Nun gut«, fuhr Dolon fort. »Ich möchte, daß du dich mit einer Botschaft an einen bestimmten Ort begibst. Man wird dich beobachten - nur damit du heil und gesund ankommst. Darauf kannst du dich verlassen. Du wirst mit der Frau reden und ihr sagen, wieso die Stiefsöhne ihr als Boten eine Falkenmaske schicken; wie du gejagt wirst - ach, erzähl ihr, was du willst. Auch eine Lüge, wenn du möchtest. Es spielt keine Rolle. Hauptsache, du übergibst ihr die Botschaft.«
    »Wie l-lautet sie?«
    »Neugierig, Falkenmaske? Es ist ein Angebot, für uns zu arbeiten. Vertrau uns, Falkenmaske. Die Frau heißt Ischade. Sag ihr folgendes: Wir wollen diesen Bettlerkönig. Und daß einer unserer Leute heute nacht von der Brücke verschwand. Lebendig, möglicherweise. Wir wollen ihn zurück. Bei dir ist es etwas anderes . aber ich rate dir, zu uns zurückzukommen. Ich rate dir auch, ihr nicht in die Augen zu sehen, wenn du es vermeiden kannst. Ein gutgemeinter Rat, Falkengesicht. Es ist alles wahr.«
    Mor-am war sehr bleich geworden. Also hatte er wahrscheinlich die Gerüchte über diese Frau gehört. Schweiß rann den narbenlosen Teil seines Gesichts hinab. Aus welchem Grund auch immer, der Tic hatte aufgehört.
    Haught rannte durch die Nacht. Regen peitschte sein Gesicht, und der Wind schlug ihm den Umhangsaum um die Beine. Achtlos trat er in die Pfützen, als er sich im Labyrinth der Tür unter der Treppe näherte.
    Er klopfte in einem bestimmten Takt und hörte, wie der Riegel zurückgezogen wurde. Die Tür schwang nach innen auf, zu Licht und Wärme und einem Mädchen Moria, das ihn rasch hineinzog und ihm den nassen Umhang abnahm. Er schlang die kalten Arme um sie, drückte sie, noch atemlos und fröstelnd, fest an sich.
    »Sie haben einen Stiefsohn erwischt. Bei der Brücke. Wie zuvor. Mradhon - nimmt einen anderen Weg.«
    »Wen?« Morias Finger krallten sich in seine Arme. »Wen haben sie erwischt?«
    »Nicht ihn. Nicht deinen Bruder. Das weiß ich.« Er erinnerte sich an die verstohlenen

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