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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wieder zu sammeln. Critias Liste von zuverlässigen Leuten war das Problem: beeinflußbare Spitzel; Doppelagenten; eine Hexe, bei den Göttern; ein ehemaliger Sklavenhändler; ein bestechlicher Richter.
    Es waren einige Änderungen auf der Liste fällig. Er mußte etwas unternehmen. Er sollte es nach seinem Gutdünken tun, hatte Critias gesagt. Critias hatte zu lange gewartet, bis er das Kommando übergeben hatte. Unsicherheit setzte ein. Den Opportunisten mußte wieder einmal eine Lektion erteilt werden.
    Sie näherten sich Mama Bechos Schenke, das spürte Mradhon Vis in jeder Nevenfaser. Tygoth patrouillierte jetzt zweifellos in seiner Gasse und schlug mit seinem Stock an die Hauswände, um alle wissen zu lassen, daß Mamas Besitz gut bewacht wurde. Die letzten Besoffenen, die nicht mehr heimgefunden hatten, schliefen ihren Rausch auf den Straßen aus. Wer wohl jetzt in seiner früheren Kammer in der Gasse hauste? Aber er wollte es gar nicht wirklich wissen. Er wollte nur fort von hier. Er hatte eigentlich nie wieder hierherkommen wollen, und nun war er doch da und folgte Mor-am durch dieses Labyrinth von Gassen, mit Haught hinter sich - und Moria zwischen ihnen. Hin und wieder, wenn es zu still wurde, schaute er über die Schulter, um sich zu vergewissern, daß sie noch hinter ihm waren.
    Jetzt blieb Mor-am an der Abbiegung zu einer Straße stehen, deren Häuser mit behelfsmäßigen Anbauten fast versperrt war. Er drückte Schweigen gebietend einen Finger an die Lippen. Ein Bettlerreich war dies. Mradhon faßte eine Falte von Mor-ams Umhang und zog daran, um ihn zur Umkehr zu bewegen.
    Abwehrend schüttelte der Verunstaltete den Kopf und deutete geradeaus, wo plötzlich eine Gestalt, noch dunkler als die Nacht, zu erkennen war. Sie bahnte sich einen Weg durch die armseligen Unterschlüpfe, bis sie stehenblieb und ihnen winkte, ihr zu folgen.
    Mor-am tat es, auch Mradhon; er hatte sich damit abgefunden mitzumachen, obgleich er sich von Herzen wünschte, ihre bestimmt nicht sehr große Hilfe würde nicht benötigt. Fester umklammerte er sein Schwert. Er beabsichtigte, sein Leben teuer zu verkaufen, wenn sie angegriffen würden. Aber Ischade ging ruhig weiter, vorbei an den heimlichen Beobachtern innerhalb dieser Unterschlüpfe aus Kisten, Brettern, Segeltuch, Rupfen und was sonst Wind und Regen abhalten mochte. Ein ekliger Gestank herrschte hier, von menschlichen Exkrementen, von irgend etwas Verwesendem. Er hörte Schritte hinter sich, doch er wagte nicht, den Kopf zu drehen. Er schickte ein Stoßgebet zu den Ilsiger Göttern, daß es Haught war. Seinen Blick nahm er nicht von Mor-am und Ischade, die vor ihnen durch diese Gasse des Elends schritten.
    Doch niemand stellte sich ihnen in den Weg, niemand drohte mit Gewalt. Ein Haus in ihrem Ende machte diese Straße zur Sackgasse; ein heruntergekommenes Haus mit Brettern verschlagen, doch aus Türritzen schimmerte Licht.
    Geräusche drangen heraus: ein mitleiderregendes Wimmern, Stimmen, Gelächter. Mor-am blieb stehen. Mradhon stieß ihn, damit er weiterging, nicht weil er auf das Weitere erpicht war, sondern weil jetzt nicht der richtige Augenblick zum Stehenbleiben war, schon gar nicht hier, wo es keine Möglichkeit zum Rückzug gab. In der Schlacht gab es einen Punkt, nach dem es Schlag auf Schlag gehen mußte. Den hatten sie jetzt erreicht. Gerade als sie sich wappneten, schwang die Tür auf, ohne daß jemand sie berührt hatte. Licht fiel auf die Straße, und im Haus sprangen dunkle Gestalten auf die Füße, doch keine dunkler als Ischade, die nun den Eingang versperrte.
    Nach einem erschrockenen Aufschrei herrschte Stille, unheilvolle Stille, als hielte jeder im Haus den Atem an. Mor-am blieb wie angewurzelt stehen, doch Mradhon stieg die eine Stufe hoch und stellte sich hinter Ischade.
    »Bring ihn mir«, sagte Ischade ganz leise, als schliefe jemand. »Mradhon Vis .« Sie hatte sich nicht umgedreht und wußte trotzdem - auf eine Weise, die ihm die Härchen am Nacken aufstellte -, daß er es war. Auch daß sie seinen Namen hier nannte, sandte ihm Schauder über den Rücken. »Hol mir den Mann heraus, den sie da haben. Heb ihn hoch, tu, was du kannst. Mor-am kennt den Weg.«
    Er blickte an ihr vorbei auf das Häufchen Elend am Boden, auf das, was dieses Lumpenpack von einem Mann übriggelassen hatte. Er hatte auf vielerlei Art zugerichtete Leichen gesehen. Die hier sah schlimmer aus als jede davor. Doch möglicherweise war es gar keine Leiche. Daß der Mann

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