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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ruhig. Mor-am blieb an Ischades Seite.
    »Seht, was Liebe wert ist.« Ischade lächelte düster. »Und Loyalität.« Sie kam auf den schrägen Steinen einen Schritt näher. »Mor-ams Loyalität gilt nun ihm selbst, seinen eigenen Interessen. Er weiß Bescheid.«
    »Tut es nicht!« sagte Mor-am ernster, als Mradhon diesen Verkäufer seiner Freunde je gehört hatte. Einen Moment wirkte Mor-ams Gesicht verzerrt, der Körper zusammengesunken. Eine Täuschung des Lichtes wahrscheinlich. Aber im selben Moment war Morias Arm schlaff geworden.
    »Ihr würdet ein gutes Leben führen können.« Ischades Stimme war einschmeichelnd, leise, trotzdem erhob sie sich über das Tosen des Flusses. »Ich belohne - Loyalität.«
    »Womit?« fragte Mradhon.
    Belustigt bedachte sie ihn mit einem langen Schlangenblick.
    »Mit Gold, edlen Weinen, eurem Leben und Luxus. Folgt mir - über die Brücke. Ich brauche vier mutige Seelen.«
    »Wozu? Was sollen wir für Euch tun?«
    »Nun, ein Leben retten«, antwortete sie. »Vielleicht. Ihr kennt das niedergebrannte Haus. Trefft mich dort.«
    Das Licht erlosch. Zwischen Brückenpfeilern und Uferböschung setzte sich ein Schatten in Bewegung. Ein zweiter machte sich daran, ihm zu folgen. »Die Streifen ...«, sagte Mradhon in die Dunkelheit. Doch Ischade war bereits verschwunden. Mor-am blieb verlassen stehen, dann drehte er sich hastig zu den anderen um.
    »Moria - ich hatte einen guten Grund.«
    »Wo warst du?« Das Messer war noch in ihrer Hand. Mradhon erinnerte sich und griff nach ihrem Ärmel.
    »Tu’s nicht«, warnte er. Nicht aus Freundschaft zu Mor-am, aber eine tiefe Unruhe hatte ihn erfaßt, und er wollte nicht, daß etwas ins rollen gebracht wurde.
    »Worum geht es?« fragte Moria. »Antworte, Mor-am!«
    »Stiefsöhne ... Sie - sie haben ihr einen Auftrag gegeben. Sie ... Moria, um Ils’ willen, sie hatten mich eingesperrt. Sie benutzten mich, um mit ihr zu verhandeln.«
    »Was bist du wert?« fragte Moria.
    »Sie arbeitet für Jubal.«
    Die Ungläubigkeit, die darauf folgte, war fast mit den Händen zu greifen.
    »Es ist wahr!« versicherte Mor-am.
    »Und du arbeitest für sie.«
    »Ich muß.« Mor-am drehte sich um und verschwand zwischen den Pfeilern.
    »Mor-am.« Moria wollte ihm folgen, doch Mrad-hon hielt sie zurück.
    »Laß ihn gehen.« Vage bewegte ihn der Gedanke, etwas Unüberlegtes zu tun, gegen die Vernunft zu handeln und irgendwo hinzueilen, wo er sicher war. Zu den Stiefsöhnen, vielleicht. Aber auch da gab es in letzter Zeit keine Aussicht auf ein langes Leben.
    Haught ging bereits weiter - ob vor Verzweiflung oder unter Zauberbann wußte er nicht. »Warte!« rief er ihm nach. Er verlor die Kontrolle über die Dinge. Aber das hatte er bereits, als er willenlos, wie Moria in ihrem schlimmsten Suff, hierhergekommen war. Nun folgte er ihr, rannte zwischen den Pfeilern hinter Haught her, bis er ihn im Freien einholte, wo jeder sie sehen mochte.
    Da war der verlassene Wachstand mit dem jetzt leeren Pfosten.
    »Sie haben ihn weggeschafft«, sagte Haught.
    »Ja, irgend jemand«, murmelte Mradhon und schaute sich um. Er fühlte sich entbößt, allen Blicken ausgesetzt. Der Regen trommelte auf den Bretterboden der Brücke, die durch die Dunkelheit nach Abwind führte, zu Ischade. Eine ferne, einsame Gestalt huschte wie ein Schatten am Brückenende und verschwand zwischen den Häusern von Abwind. Sie aber standen hier im Niemandsland, an einem Ort, der weder zum Labyrinth noch zum Abwind gehörte.
    Und hier gab es keine Deckung.
    Haught machte sich daran, die Brücke zu überqueren. Mradhon folgte ihm, mit Moria an der Seite. Er konnte nun nichts anderes denken, als wie lange es dauern würde, bis sie auf der anderen Seite wieder Deckung fanden. Jemand kam ihnen entgegen, eine schlurfende, zerlumpte Gestalt. Mradhon umklammerte sein Schwert unter dem Umhang, während dieser Bettler an ihnen vorbeiging. Er wagte es nicht, sich nach ihm umzudrehen, Moria jedoch schwang an seinem Arm herum und täuschte eine betrunkene Dirne vor.
    »’sch ischt nur ein Bettler.« Sie erschreckte ihn mit ihrer lauten Stimme. Haught wirbelte halb herum, doch dann ging er weiter wie ein ehrenwerter Mann mit verrufener Begleitung - aber kein ehrenwerter Mann überquerte diese Brücke.
    »Bettler«, greinte Moria und lehnte sich an Mrad-hons Arm. Er schüttelte sie und fluchte. Er kannte diese Mentalität, diesen verfluchten Humor von Kameraden im Feld. Helden waren sie gewesen - und bald darauf tot.

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