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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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das Amt des Schiedsrichters solle nur von Laien besetzt werden. Also buhte die Menge hier keinen geweihten Priester aus. Und gerade in diesem Falle hier verstand selbst der erbosteste Sportbegeisterte, dass die Entscheidung des Schiedsrichters durchaus seine Richtigkeit gehabt hatte.
    Aber es wäre vielleicht ein bisschen zu viel verlangt, das auch noch zuzugeben. Die jährliche Meisterschaft des Königreiches – wieder fand das Endspiel zwischen den Tellesberg-Kraken und ihrem traditionellen, verhassten Gegner, den Hairatha-Drachen statt – stand mit drei zu drei Spielen bislang unentschieden, und jetzt hatten sie bereits das siebte Inning des entscheidenden letzten Spiels erreicht; die Kraken standen mit zwei Runs und vollbesetzten Bases im Rückstand, und das machte ein zweites Out bei einem Strike um so schmerzhafter.
    Langsam verebbte das Getöse der Menge wieder zu normalem Stadionlärm, und nur noch gelegentlich waren Mutmaßungen über die Sehfähigkeit des Schiedsrichters zu vernehmen; der nächste Batter betrat die Plate. Ein abschätziges Spottjubeln der Zuschauer ertönte, als er in die Batter’s Box trat. Zhan Smolth war einer der bekanntesten Pitcher der ganzen Liga, vor allem in der Nachsaison, und an sich war er immens populär. Doch wie die meisten Pitcher war er mit dem Schläger bestenfalls mittelmäßig. Und nicht nur das: Bei seinem letzten Einsatz war er in ein Double Play geschlagen worden, mit dem das gesamte Inning beendet worden war, und ganz offensichtlich rechneten die Zuschauer damit, jetzt … enttäuscht zu werden.
    Und das sind Umstände, sinnierte Ahdymsyn, die den Strikeout des letzten Batters nur noch qualvoller machen.
    Dieser Gedanke ließ den Bischof leise auflachen, als Smolth die Stollen seiner Schuhe tief in den Boden stemmte und mit dem Schläger kurz die Plate antippte; dann lehnte sich Ahdymsyn in seinem bequemen, schattigen Sitz in der Loge zurück, die ausschließlich der Kirche vorbehalten war. Eine derartige Loge gab es in jedem größeren Baseball-Stadion. Alle anderen Zuschauer beobachteten gespannt das Drama, das sich jetzt auf dem sonnigen Platz abzuspielen drohte, doch Ahdymsyns Lächeln schwand. Er hatte andere Dinge im Kopf – deutlich wichtigere Dinge.
    Im Haarahld-V.-Stadion befand sich die Kirchenloge unmittelbar zur Rechten der königlichen Loge. Zherald brauchte nur den Kopf zur Seite zu drehen, um König Haarahld und Kronprinz Cayleb sehen zu können, die jetzt gebannt auf das äußerst gepflegte Spielfeld hinabschauten, und er legte, wenn auch kaum merklich, die Stirn in Falten, als er die beiden sah. Die gerunzelte Stirn verriet, wie besorgt er war – doch das hatte mit diesem Spiel nicht das Geringste zu tun.
    Zherald Ahdymsyn hatte nicht so viele Jahre lang als Bischof-Vollstrecker im Königreich Charis gedient, ohne ein gewisses Gespür für die derzeitigen politischen Strömungen im Tempel entwickelt zu haben, selbst noch über diese gewaltige Entfernung nach Zion hinweg. Normalerweise erzählte ihm niemand irgendetwas, doch er hatte immense Erfahrung darin, die Briefe Erzbischof Erayks zu lesen – durchaus auch zwischen den Zeilen –, und die letzten Depeschen, die ihn erreicht hatten, waren … deutlich offener gewesen als üblich. Es war für Ahdymsyn ganz offenkundig, dass seine derzeitigen Herren ungewöhnlich beunruhigt waren ob der Berichte, die sie aus Charis erhielten – und nicht alle diese Berichte stammten aus seiner Feder. Das war niemals gut, und wegen dieses bedauernswerten, sonderbaren Unfalls, der verhindert hatte, dass der Erzbischof zum gewohnten Zeitpunkt die Reise zu seiner Gemeinde antrat, kam nun dem Bischof-Vollstrecker die Verantwortung zu, sich darum zu kümmern. Und das war, zumindest nach Zherald Ahdymsyns Meinung, sogar noch schlimmer.
    Kurz grübelte er über diesen unschönen Gedanken nach, dann schaute er zu dem jüngeren Priester hinüber, der neben ihm saß.
    Wie ein dunkler, purpurner Fleck hob sich Pater Paityr Wylsynn von den bischöflichen Weiß-, Braun- und Grüntönen der anderen Bischöfe und Priester ab, die zusammen mit ihm in dieser Loge saßen. Der Wettbewerb um einen Sitzplatz war während der Meisterschaft des Königreiches stets heftig, und rein formal war Wylsynn einigen der anderen Oberpriester und kirchlichen Würdenträgern, die dieses Mal keinen Sitzplatz in der kirchlichen Loge ergattert hatten, deutlich untergeordnet. Doch das war bedeutungslos. Als der Intendant von Mutter Kirche (und der

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