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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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einsatzbereit war. Die Schaltungen dieses Geräts und die zugehörige Programmierung hatten bereits festgestellt, dass er in Wirklichkeit ein PICA war, aktiv im autonomen Modus. Dieses Gerät konnte nicht feststellen, dass er mit manipulierter Software arbeitete, und es bestand auch keinerlei Möglichkeit, Wylsynn davon in Kenntnis zu setzen. Doch das Gerät war so konstruiert, dass es auch mit dem MolyCirc-Gehirn eines PICA interagieren konnte, nicht nur mit einem menschlichen, und so war das Gerät sofort in den entsprechenden Analysemodus umgesprungen.
    Und das bedeutete, dass dieser Verifikator sofort bemerken würde, wenn Merlin diesen Oberpriester anlog.
    »Sind Sie ein Seijin, Lieutenant?«, fragte Wylsynn.
    »Ich verfüge über einige, aber bei Weitem nicht über alle Fähigkeiten, die gemeinhin den Seijin zugesprochen werden«, erwiderte Merlin ruhig; er wählte seine Worte äußerst bedachtsam. »Ich habe sie im Laufe zahlreicher Jahre in den Bergen des Lichts erlangt, aber keiner meiner Lehrer oder Ausbilder hat mich jemals als ›Seijin‹ bezeichnet.«
    Wylsynn betrachtete das gleichmäßige, blaue Glimmen des Verifikators, dann blickte er Merlin wieder in die Augen.
    »Warum sind Sie nach Charis gekommen?«
    »Aus vielerlei Gründen«, sagte Merlin. »Insbesondere bin ich in dieses Königreich gereist, um meine Dienste und mein Schwert anzubieten, weil ich König Haarahld bewundere und respektiere, und weil ich glaube, dass Charis den Menschen die besten Möglichkeiten bietet, so zu leben, wie Gott es für die Menschen vorgesehen hat.«
    »Darf ich anhand Ihrer letzten Antwort davon ausgehen, dass Sie auf Gottes Plan für Safehold vertrauen?«
    »Pater«, sagte Merlin sehr ernsthaft, »ich glaube an Gott, ich glaube, dass Gott einen Plan für alle Menschen hat, und ich glaube, dass es die Pflicht eines jeden Mannes und einer jeden Frau ist, sich stets im Dienste des Lichtes der Finsternis entgegenzustellen.«
    Der Verifikator flackerte nicht ein einziges Mal, und Wylsynns bislang angespannte, konzentrierte Miene verzog sich zu einem leichten, schiefen Grinsen.
    »Ich wollte Ihnen eigentlich noch einige weitere Fragen stellen, Lieutenant«, sagte er, »aber Sie scheinen von der Wirksamkeit ausführlicher Antworten überzeugt zu sein.«
    »Man müht sich, Pater«, murmelte Merlin, und er und der Oberpriester verneigten sich kurz voreinander, bevor Wylsynn sich wieder von dem Podest zurückzog, sorgfältig den Verifikator deaktivierte, ihn dann wieder mit dem Kopfteil des Szepters verschloss und auf diese Weise vor den Blicken anderer verbarg.
    »Ich danke Euch, Euer Majestät. Und Ihnen ebenfalls, Lieutenant Athrawes. Ich glaube, ich weiß jetzt alles, was ich wissen musste, um angemessen auf die Befürchtungen des Erzbischofs reagieren zu können.«
    »Wir waren Euch gerne zu Diensten«, entgegnete Haarahld, und Merlin fragte sich, ob die ruhige Stimme des Königs wohl ebenso viel Erleichterung verbarg, wie Merlin sie selbst verspürte.
    »Und nun, Euer Majestät, Eure Eminenz, werde ich mich mit Eurer Erlaubnis zurückziehen. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass Ihr Euch noch um zahlreiche Pflichten kümmern müsst.«
    »Selbstverständlich, Pater«, gab Haarahld zurück, und Bischof Maikel hob die Hand zum Segen.
    »Sie haben hier gute Arbeit geleistet, Pater«, sagte der Bischof. »Wären doch nur alle Priester von Mutter Kirche so standfest im Glauben, so eifrig und so sorgsam darin, ihre Pflichten zu erfüllen. Der Segen Gottes und der Erzengel sei mit Ihnen.«
    »Ich danke Euch, Eure Eminenz«, gab Wylsynn mit leiser Stimme zurück. Dann verneigte er sich erneut und war fort.

.III.
    Das ›König-Haarahld-V.‹-Stadion, Tellesberg
    »Streeeeeike drei!«
    Sämtliche Zuschauer im ausverkaufen ›König-Haarahld-V.‹-Stadion schrien missmutig auf, als die Entscheidung verkündet wurde, doch der weiß gekleidete Schiedsrichter hinter dem Schutzwall ignorierte alle Schmährufe. Schiedsrichter waren schließlich die einzigen Personen aus der Hierarchie von Mutter Kirche, die es gewohnt waren, ausgebuht zu werden und erbitterten Widerspruch zu ernten.
    Gelegentlich bedauerte Bischof-Vollstrecker Zherald Ahdymsyn, dass dem so war. Es widersprach seinem Verständnis von Schicklichkeit und Anstand, dass jegliche Diener vor Mutter Kirche in dieser Weise geschmäht werden sollten, auch wenn der Erzengel Langhorne äußerst vorsichtig vorgegangen war, als er in den Gesetzen der Heiligen Schrift gefordert hatte,

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