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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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das wusste Charis … ebenso, wie das ganze Land für alle Zeiten die letzten Worte ihres Königs in Ehren halten würde – gesprochen zu einem elfjährigen Knaben. König Haarahld war zu einem Märtyrer geworden und, was noch wichtiger war, zu einem leuchtenden Vorbild, das Maß, an dem seine Navy für alle Zeiten gemessen würde – und die Legende der letzten Schlacht der HMS Royal Charis würde mit der Zeit nur noch an Größe gewinnen. Haarahld hatte diese Legende geschaffen, indem er gezeigt hatte, welche Maßstäbe er an sich selbst anlegte, was er von sich selbst erwartete, und damit hatte er seinem Volk auch gezeigt, welche Maßstäbe es nun an sich selbst anlegen musste, um sich ihres gefallenen Königs würdig zu erweisen.
    Merlin zweifelte nicht daran, dass sie sich an den Standard, den Haarahld hier gesetzt hatte, auch halten würden.
    Und dieses leuchtende Beispiel war auch nicht das Einzige, was Haarahld seinem Volk hinterlassen hatte, denn er hatte ihnen auch einen neuen König geschenkt – und die Charisianer waren auf diesen neuen König ebenso stolz wie auf dessen Vater. Sie wussten, dass es Haarahld gewesen war, der die Schlacht im Darcos-Sund geplant hatte. Die Strategie dieses ganzen Feldzugs hatte er ersonnen, und es war sein Verstand – und sein Heldenmut – gewesen, der diesen Feldzug so entscheidend gemacht hatte, auch wenn es ihn selbst das Leben gekostet hatte.
    Doch es war König Cayleb, der diesen vernichtenden Sieg vor der ›Felsnadel‹ errungen hatte, und auch den Sieg in der ›Schlacht in der Klippenstraße‹, in den dämonenumlagerten Gewässern vor dem Armageddon-Riff, und es war auch Cayleb gewesen, dessen rechtzeitige Ankunft seiner Schiffe den Sieg im Darcos-Sund überhaupt ermöglicht hatten. Das Volk stand so geschlossen hinter ihrem jungen Monarchen, wie es nur bei wenigen Reichen in der gesamten Menschheitsgeschichte der Fall gewesen war.
    Und das war auch gut so, denn sie wussten jetzt auch, wer diesen Angriff gegen ihr Reich geplant hatte.
    Cayleb und Gray Harbor hatten beschlossen, diese Information allen zu verkünden, und Merlin hielt das für die genau richtige Entscheidung. Lange hätte es sich ohnehin nicht mehr verheimlichen lassen, und es war an der Zeit, das Volk von Charis wissen zu lassen, wem ihr Reich tatsächlich gegenübertreten musste. Es war an der Zeit, sie wissen zu lassen, dass die Herrscher der Kirche des Verheißenen ihren Untergang beschlossen hatten.
    Dieses Wissen musste erst noch verdaut werden, das wusste Merlin. Es würde Fünftage dauern, vielleicht sogar Monate, bis sich das ganze Ausmaß dieses Wissens gesetzt hatte, doch die Reaktion von Caylebs Untertanen auf dieses Wissen stand bereits jetzt schon fest.
    Und ebenso auch Caylebs eigene Reaktion.
    König Haarahlds Totenmesse wurde nicht durch Bischof-Vollstrecker Zherald abgehalten. Der Bischof-Vollstrecker war derzeit Caylebs ›Gast‹ in einer komfortablen Suite des Palastes. In der gesamten Geschichte Safeholds war kein Bischof jemals von einem weltlichen Herrscher unter Arrest gestellt oder eingesperrt worden. Rein formal galt das immer noch, doch niemand hatte Zweifel daran, wie diese höfliche Floskel zu verstehen war. Ebenso wenig, wie irgendjemand daran zweifelte, dass der wahre Prälat von ganz Charis nun Bischof Maikel Staynair war.
    Es würde einige Zeit brauchen, doch Merlin hörte schon jetzt das Echo der Geschichte von Heinrich VIII. Ob Cayleb beizeiten auch formal das Amt des Kirchenobersten in Charis übernehmen würde, blieb noch abzuwarten, doch die Abspaltung der charisianischen Kirche vom Tempel war bereits eine feststehende Tatsache, die nur noch der offiziellen Ratifizierung harrte.
    Das war nicht mit allgemeiner Zustimmung aufgenommen worden. Fast ein Viertel der Priesterschaft von Charis, einschließlich zahlreicher Charisianer selbst, war alleine schon über diese Vorstellung entsetzt und empört. Das Gleiche galt zumindest für einen Teil der allgemeinen Bevölkerung, doch dort war, soweit Merlin das beurteilen konnte, der Prozentsatz deutlich kleiner.
    Es hatten sich Furcht und Besorgnis ausgebreitet, ganz zu schweigen von allgemeiner Verwirrung, doch der weitaus größte Teil aller Untertanen Caylebs hatte die korrupten Männer in Zion ohnehin nie sonderlich geschätzt. Die Tatsache, dass der Rat der Vikare einen Angriff gegen sie hatte ausführen lassen, der durch nichts zu rechtfertigen war, hatte diese Geringschätzung in offenen, lodernden Hass

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