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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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theatralische Geste. »Es gibt hier in Charis bedauerlicherweise eine sehr unschöne Tradition«, erklärte er dann. »Aus irgendwelchen Gründen scheinen hier alle der Ansicht zu sein, der Thronerbe müsse wissen, wie die Navy funktioniert, also schickt man ihn als Midshipman zur See. Und …«, setzte er dann noch nachdrücklich hinzu, »… es wird seinen Vorgesetzten ausdrücklich untersagt, ihn in irgendeiner Art und Weise anders zu behandeln als jeden anderen Midshipman auch. Mehr als einmal durfte ich ›die Tochter des Kanoniers küssen‹.«
    »›Die Tochter des Kanoniers küssen‹, Euer Hoheit?«, fragte Merlin und hob eine Augenbraue, und nun war es an Gray Harbor, leise zu lachen.
    »Der Boatswain ist dafür verantwortlich, die Midshipmen zu disziplinieren«, erklärte er. »Das bedeutet, Übeltäter dürfen sich über eine der Kanonen beugen, während der Boatswain sie heftig genug auspeitscht, um selbst einen Midshipman zweimal darüber nachdenken zu lassen, sich diesen Fehler erneut zu leisten.«
    »Oh, ich habe immer zweimal darüber nachgedacht«, gab Cayleb fröhlich zurück. »Ich habe es dann nur eben trotzdem gemacht.«
    »Aus irgendeinem Grund fällt es mir geradezu erschreckend leicht, das zu glauben«, merkte Merlin an.
    »Mir auch.« Gray Harbor gab sich redlich Mühe, seine Miene nach Kräften missbilligend wirken zu lassen. Bedauerlicherweise prallte das am völlig reuelosen Grinsen des Kronprinzen ab, ohne auch nur die geringste Wirkung zu zeigen.
    »Dennoch«, fuhr der Graf dann deutlich ernsthafter fort, »gibt es einen sehr guten Grund für diese ›unschöne Tradition‹ Euer Hoheit, und die Art und Weise, wie Ihr diese Lage hier gemeistert habt, zeigt das auch wieder einmal deutlich. Ich will ganz ehrlich sein, Cayleb: Als Euer Herr Vater Euch diese Aufgabe hier übertragen hat, habe ich zunächst einmal gedacht, das sei nur geschehen, um Merlin hierher schaffen zu können, ohne dass allzu viele Fragen gestellt würden. Aber ich habe mich getäuscht: Er hat Euch diese Aufgabe übertragen, weil er wusste, wie gut Ihr sie erfüllen würdet.«
    Cayleb machte eine abwehrende Geste; er war immer noch jung genug, um von etwas, das deutlich wie ein Lob klang, peinlich berührt zu sein, doch Merlin schüttelte den Kopf.
    »Graf Gray Harbor hat recht, Euer Hoheit«, sagte er – deutlich förmlicher, als er das sonst in letzter Zeit zu tun pflegte. »Tatsächlich war ich sehr beeindruckt davon, Euch und Baron Seamount gemeinsam in Aktion zu erleben. Ich denke, Ihr habt tatsächlich ein natürliches Gespür für derartige Dinge.«
    Und, dachte Merlin, du bist immer noch jung genug, nicht zu viele vorgefasste Meinungen und Vorurteile entwickelt zu haben, die man erst hätte überwinden müssen.
    »Für mich gilt das Gleiche«, pflichtete Gray Harbor ihm bei. »Und ich verstehe auch, warum Ihr beide wünschtet, dass ich all das hier persönlich miterlebe. Ich habe bereits Euren Bericht an Seine Majestät gelesen, und selbstverständlich hat Cayleb die ranghöchsten Mitglieder des Rates mehrmals in den Stand der Dinge eingewiesen, aber solange man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann man es eigentlich doch nicht glauben – geschweige denn fassen, was das alles noch mit sich bringen wird.«
    Merlin nickte. Cayleb hatte für diese Einweisungen gesorgt, weil selbst jetzt noch Gray Harbor und Wave Thunder die einzigen Mitglieder des Rates waren, die auch die Wahrheit darüber wussten, in welchem Maße Merlin an alldem beteiligt war. Doch auch wenn Gray Harbor von Anfang an Einblick in sämtliche Einzelheiten gehabt hatte, war dies doch seine erste Gelegenheit gewesen, die neue Ausrüstung tatsächlich zu Gesicht zu bekommen. Die ganze Demonstration war sorgfältig geplant worden, um diese neue Artillerie unter fast idealen Bedingungen zu präsentieren, und das wusste der Graf auch sehr genau, doch sein unverfälschter Enthusiasmus erfreute Merlin doch sehr. Wirklich überraschend war er natürlich nicht – der Erste Ratgeber war ein hochintelligenter Mann und zudem auch noch ein erfahrener Flottenkommandant –, doch das schmälerte nicht Merlins Freude über dessen Begeisterung.
    »Gleichzeitig«, fuhr der Graf nun fort und blickte wieder zu den Schiffen des Geschwaders im Hafenbecken hinab, »mache ich mir doch Sorgen darüber, wie viel Zeit uns wohl noch bleibt.
    Hektor macht sich offensichtlich zunehmend Sorgen darüber, was wir wohl planen mögen, und ich fürchte, die Zeit könnte

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