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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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des Rates der Vikare im Hinblick auf die Widerspenstigkeit der Charisianer gegen die oppressive Herrschaft der Kirche tatsächlich war.
    »Ich fürchte, Cayleb hat recht, Merlin«, sagte nun auch Gray Harbor düster. »Andererseits«, fuhr er dann fort, »achten die Vikare, gerade weil diese politischen Faktoren sich auch auf die Entscheidungen des Rates auswirken, äußerst sorgsam darauf, dass sie nicht auch noch die Aufmerksamkeit anderer darauf lenken. Die ›Vierer-Gruppe‹ wird sehr viel Wert darauf legen, dass jegliche Entscheidung − jegliche offizielle Entscheidung –, die der Rat oder der Großinquisitor treffen mögen, sorgfältig in schriftlicher Form abgefasst wird. Dieses Schriftstück wird die Orthodoxie und die Wahrheitsliebe des Rates unzweifelhaft verdeutlichen. Und so lange Pater Paityr weiterhin berichtet, dass wir uns keinerlei Fehlverhaltens schuldig gemacht haben, dass wir weder in Gedanken noch in Worten noch in Werken gegen die Achtungen verstoßen, hat der Rat keinerlei Handhabe, offen gegen uns vorzugehen.
    Bedauerlicherweise bedeutet das nicht gleichzeitig auch, dass die ›Vierer-Gruppe‹ nicht anderweitig gegen uns vorgehen wird. Vergesst nicht, Merlin: Die Tempel-Lande sind eines der größten Reiche auf ganz Safehold. Die Vikare sind nicht nur Kirchenfürsten; sie sind zugleich auch weltliche Herrscher. Und als solche sind sie ebenso politischem Druck und entsprechenden Überlegungen unterworfen – und auch dem Ehrgeiz und dergleichen – wie alle anderen Regenten auch. Ob Mutter Kirche Charis nun offen für ein Missachten der kirchlichen Doktrinen verurteilt oder nicht, der Rat mag sich sehr wohl dazu entscheiden, uns mit seiner weltlichen Macht entgegenzutreten. Vielleicht sind wir dem Rat bislang immer zu wenig fügsam erschienen«, schloss er und lächelte matt.
    Merlin blickte den Ersten Ratgeber an, und Gray Harbor zuckte mit den Schultern.
    »Versteht mich nicht falsch, Merlin! Seine Majestät der König – und auch Cayleb und ich – stellen weder die Macht noch die Liebe Gottes in Frage. Und wir zweifeln auch nicht daran, dass die Kirche geschaffen und eingesetzt wurde, um das Heil der Menschen zu wahren. Aber Vikare sind zugleich auch Menschen, und wenn jene, die für das Heil anderer verantwortlich sind, selbst in die Irre gehen, wenn sie in die Schlingen von Machtstreben, Gier und Korruption treten, wer wird dann sie erlösen?«
    »Das weiß ich nicht, Mein Lord«, gab Merlin nach kurzem Nachdenken sehr leise zurück. Wenn Caylebs Verbitterung ihm schon die Augen geöffnet hatte, so nahm ihm das, was die Aussage des Grafen andeutete, regelrecht den Atem.
    »Ich auch nicht«, gestand Gray Harbor betrübt. »Aber ob nun jemand von uns das offen auszusprechen wagt oder nicht: Ein Großteil der Gefahr, die dem Königreich droht, ist die unmittelbare Folge der Ermutigung, die die Kirche durch Hektor und Nahrmahn erhält. Charis ist für den Rat zu wohlhabend geworden, zu mächtig. Dafür gibt es vielerlei Gründe, doch die Folge davon ist, dass die ›Vierer-Gruppe‹ in aller Stille und ziemlich inoffiziell Hektors Absicht stützt, unsere Macht zu … vermindern. Ich vermute, dass Hektor, all seiner Gerissenheit zum Trotze, bislang nicht verstanden haben wird, dass die Kirche, so sehr sie ihn auch dazu einsetzen mag, uns klein zu halten, wohl kaum zulassen wird, dass anschließend er die Position einnimmt, die derzeit wir innehaben. Nicht, dass das im Augenblick von Bedeutung wäre.
    Von Bedeutung ist jetzt nur, dass die ›Vierer-Gruppe‹ nur das ›natürliche Machtstreben‹ unserer Feinde zu unterstützen braucht. Das hätte, wenn Ihr nicht erschienen wäret, für alle Ziele der Vikare langfristig voll und ganz ausgereicht. Aber Ihr seid nun einmal erschienen, und ich zweifle doch sehr daran, dass der Rat auch nur eine Vorstellung davon hat, wie drastisch sich der Konflikt zwischen uns und Hektor sowie seinen Verbündeten infolgedessen verändern wird. Wenn die ›Vierer-Gruppe‹ schließlich die Wahrheit erkennt, dann wird sie handeln. Vielleicht nicht offiziell – oder zumindest nicht als ›Mutter Kirche‹. Aber den Vikaren stehen viele Wege offen, und ich bin recht zuversichtlich, dass sie früher oder später den einen oder anderen davon auch beschreiten werden.«
    Die Stimme des Grafen klang noch grimmiger als seine Miene war, und nun wandte Merlin sich ihm zu.
    »Mein Lord«, setzte er leise an, »wenn diese ›Vierer-Gruppe‹ sich dafür entscheidet, mit

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