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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Rückstoßbereich der Waffe stand, dann rissen sie an der Leine. Wieder schnellte der Feuerstein-Schlagbolzen herab, Funken ergossen sich über den Federkiel mit dem Zündsatz, und erneut bellten die Kanonen auf.
    Es war ohrenbetäubend, ein Getöse, das man erlebt haben musste, um es glauben zu können, und die angeschlagene Seite der Prinz Wyllym sackte tatsächlich in sich zusammen.
    Der Taifun voraus dröhnte erneut die Breitseite der Sturmwind, als sie nun das erste Handelsschiff unter Beschuss nahm. Dieses Schiff war deutlich leichter gebaut als die Galeere, und die Auswirkung des konzentrierten Feuers des Flaggschiffs war noch entsetzlicher. Dank des alles verdeckenden Pulverdampfs konnte Gray Harbor nur wenige Einzelheiten ausmachen, doch er sah, dass der Großmast des Zielschiffes plötzlich erzitterte und sich dann langsam zur Seite neigte. Noch während er stürzte, hörte Gray Harbor das krachende Grollen der HMS Orkan, achteraus von der Taifun, als nun dieses Schiff seine Kanonen auf die Prinz Wyllym abfeuerte, und er schüttelte den Kopf.
    Gott sei Dank ist Merlin auf unserer Seite, dachte er.

.II.
    Zitadelle von King’s Harbour, Helen Island
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Graf Gray Harbor.
    Er, Cayleb und Merlin standen auf der obersten Plattform der Zitadelle von King’s Harbour und blickten auf die Schiffe des Experimental-Geschwaders hinab, das im Hafenbecken vor Anker gegangen war. Ahrnahld Falkhan und der Rest von Caylebs Marines-Leibgardisten warteten im obersten Stockwerk der Marine-Festung auf sie. Dort war es deutlich kühler, denn hoch über ihnen brannte heiß die Sommersonne. Und so hatten der Kronprinz und seine Gefährten ein wenig Privatsphäre, als sie hier unter dem Sonnensegel standen; es knatterte leise in der milden Brise, die über die Festung wehte.
    »Sir Ahlfryd hat ja gesagt, dass dem so sein würde, Rayjhis«, erwiderte Cayleb jetzt, und Gray Harbor lachte leise.
    »Das hat Baron Seamount gesagt, das ist wahr«, stimmte er zu und blickte zu Merlin hinüber. »Er hat mir auch gesagt, ich sollte nicht allzu gut zuhören, wenn Ihr versucht, das alles als seine Leistung darzustellen.«
    »Ganz falsch ist das auch tatsächlich nicht«, bestätigte Merlin und wandte sich nun ganz dem Grafen zu. Sein Verhältnis zu Gray Harbor hatte sich deutlich gewandelt, und nun blickte ihn der Erste Ratgeber mit sardonisch gehobener Augenbraue an.
    »Ich habe tatsächlich die ersten Anregungen geliefert«, erklärte Merlin nun. »Und ich gehe davon aus, dass auch viel von den grundlegenden Konzepten ursprünglich von mir stammt. Aber ich habe weder das praktische Wissen noch die Erfahrung, um diese Konzepte ohne tatkräftige Mithilfe von Sir Ahlfryd und Sir Dustyn in die Tat umzusetzen. Und sämtliche Überlegungen zu taktischen Formationen stammen fast ausschließlich von Sir Domynyk und Sir Ahlfryd.«
    Und das, sinnierte er, stimmte nun wirklich. Die Royal Charisian Navy hatte sich für ihre Galeeren eine äußerst ausgeklügelte Vorgehensweise zurechtgelegt, und Gleiches galt für Standardformationen und das gesamte zugehörige Grundkonzept. Doch wie Baron Seamount schon am ersten Tag angemerkt hatte, ging keine dieser Formationen oder Taktiken von Breitseitenbewaffnungen aus. Doch seine Navy war es gewohnt, sich an die lange bestehenden Lehrsätze zu halten und sich nicht in der Art zügellosen Schlachtengewirrs zu ergehen, das anscheinend die meisten anderen Seestreitmächte bevorzugten; also hatten Staynair und er sich zusammengesetzt und im Prinzip sämtliche Schlachtlinien-Taktiken des späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts neu erfunden, bevor die ersten Umbauten beim Experimental-Geschwader auch nur abgeschlossen gewesen waren. Seitdem hatten sie diese Taktiken immer und immer wieder trainieren lassen und verfeinert, und Merlin stand dem, was sie bislang erreicht hatten, gelinde gesagt voller Ehrfurcht gegenüber.
    »Wie ich schon sagte«, fuhr er dann fort, »war diese praktische Erfahrung unerlässlich. Und es ist nicht zuletzt Cayleb zu verdanken, dass sich das alles so gut in die Tat umsetzen ließ, möchte ich anmerken.«
    »Das glaube ich gerne«, entgegnete Gray Harbor und lächelte den Kronprinzen zustimmend an. »Cayleb war schon immer ganz verrückt nach der Navy.«
    »Oh nein, so war das nicht!«, widersprach Cayleb und lachte leise. »Zumindest nicht, seit Vater und Sie mich zur See geschickt haben!« Er schaute Merlin an und erschauerte – eine sehr

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