Der Krieg der Ketzer - 2
übermitteln, in der sie inständigst gebeten wird, Eure Bemühungen in dieser Angelegenheit zu unterstützen.«
So sehr er auch um Beherrschung bemüht war, jetzt klappte Hektor doch der Unterkiefer herab. Die einzige Person auf ganz Safehold, die ihn vielleicht noch mehr hasste als Haarahld von Charis, war Sharleyan von Chisholm, und doch wäre sie außerstande, einen ›Vorschlag‹ der Unterstützung, den Trynair ihr unterbreiten ließ, zu verwerfen. Und das machte das Angebot des Kanzlers noch umso atemberaubender: ein Bündnis praktisch aller anderen Seemächte gegen Charis? Mit der Unterstützung durch die Tempel-Lande und deren enormen Reichtum? Und der – welche Ausrede Trynair auch immer als ›gültig‹ verbreiten würde – impliziten Unterstützung durch die Kirche selbst?
»Eure Eminenz, ich bin … ich bin überwältigt«, sagte er offen und ehrlich. »Ich hatte keine Ahnung, dass der Kanzler so gut über Angelegenheiten informiert ist, die derart weit von den Tempel-Landen entfernt verortet sind. Und mir war auch nicht bewusst, wie deutlich er das Machtstreben von Charis erkannt hat. Selbstverständlich wäre ich, wenn er in dieser Angelegenheit derart entschlossen ist, für alle Zeiten dankbar – für jegliche Unterstützung, die er oder die Ritter der Tempel-Lande uns zukommen lassen können.«
»Dann darf ich dem Kanzler ausrichten, dass Ihr sein Angebot annehmt?«
»Selbstverständlich dürft Ihr das, Eure Eminenz!«
»Ich bin mir sicher, er wird hocherfreut sein, das zu hören, Euer Hoheit.« Nun gestattete sich Bahrmyn ein breites, zufriedenes Lächeln. »Und er hat mich angewiesen, Euch, solltet Ihr das Angebot seiner Unterstützung annehmen, ausrichten zu lassen, dass die Boten des Tempels Euch jederzeit zur Verfügung stehen, um die Koordination mit Euren neuen Verbündeten zu beschleunigen.«
»Bitte richtet ihm aus, ich sei zutiefst, wirklich zutiefst dankbar für alles, was er so großzügig anbietet«, sagte Hektor feierlich.
»Das werde ich tun«, entgegnete Bahrmyn. »Und nun, Euer Hoheit, habt Ihr, davon bin ich überzeugt, sehr viel zu tun, und ich will, Euer Einverständnis vorausgesetzt, Euch keinesfalls davon abhalten.«
.II.
Königin Sharleyans Palast, Cheryath, Königreich Chisholm
Wie ein Hurrikan kam Königin Sharleyan in das Ratszimmer gestürmt. Sharleyan war keine besonders hochgewachsene Frau, doch im Augenblick hätte man das leicht übersehen können. Ihr dunkles Haar schien regelrecht zu knistern, ihre dunkelbraunen Augen blitzten vor Wut, und ihr zierlicher Leib wirkte angespannt wie ein übermäßig gestrafftes Tau, als sie mit schnellen, zornigen Schritten quer durch den Raum auf ihren Sessel zustapfte.
Dort nahm sie Platz – es wirkte, als sei sie bereit, jederzeit wieder aufzuspringen, wie ein Raubtier kurz vor dem Angriff –, dann zwang sie sich, zunächst einmal tief Luft zu holen und sich zurückzulehnen.
»Mahrak, Sir Lewk.« Sie sprach klar und deutlich, mit fast abgehackter Stimme. »Ich nehme an, ich sollte jetzt eigentlich ›guten Tag‹ sagen, aber ›gut‹ ist an diesem Tag nun wirklich überhaupt nichts.«
Mahrak Sandyrs, Baron Green Mountain und Erster Ratgeber des Königreiches Chisholm, verzog kaum merklich das Gesicht. Er kannte diesen Tonfall – nicht, dass er ihn seiner Regentin an diesem Tag verübeln konnte.
»Hat Mahrak Sie schon auf den neuesten Stand gebracht, Sir Lewk?«, fragte die Königin.
»Nicht ganz, Eure Majestät«, erwiderte Sir Lewk Cohlmyn, Graf Sharpfield, vorsichtig. Sharpfield war der Senior Admiral der Chisholm Navy, und er fühlte sich deutlich eher auf dem Achterdeck einer Galeere zu Hause als bei den politischen Manövern, die üblicherweise bei Hofe durchgeführt wurden. »Ich bin nur wenige Augenblicke vor Euch eingetroffen, und er hatte noch nicht die Zeit, mir mehr zu berichten als nur die grundlegendsten Fakten. Ich weiß, dass eine Nachricht der Kirche eingetroffen ist, und dass sie in irgendeiner Weise die Navy betrifft – und das ist auch schon alles.«
»Dann gestatten Sie mir, sie kurz zusammenzufassen«, gab Sharleyan harsch zurück. »Heute Morgen hat Erzbischof Zherohm um eine Audienz gebeten – nein, er hat sie verlangt! Selbstverständlich habe ich sie ihm gewährt. Und im Zuge dieser Audienz hat er mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Kanzler Traynair von uns fordert, Hektor von Corisande gegen Charis Unterstützung zu gewähren.«
»Was?!«
Die Überraschung brachte Sharpfield
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