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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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o Herr, daß wir in einem Kampf auf Leben und
    Tod mit der ehrlosesten, niederträchtigsten, habgierigsten, mißgünstigsten,
    blutdürstigsten, wollüstigsten und lasterhaftesten Nation stehen, die je das
    Buch der Geschichte beleidigt hat. Du weißt, daß Deutschland so viele
    Tränen der Menschheit verursacht hat, daß sich ein neues Meer damit
    anfüllt. Wir beten zu Dir, daß Du Deinen mächtigen Arm entblößt und die
    Horde hungriger, wölfischer Hunnen zurückwirfst, von deren Fängen
    frisches und geronnenes Blut herabläuft. ... Segne unsere Alliierten und
    möge der Sieg unser sein. ... Du sollst für immer gelobt sein durch Jesus
    Christus. Amen. " (Es folgt das Protokoll der Debatte). 66

    Von diesem Berg von Haß und Selbstbetrug kommen die politischen Eliten Englands, Frankreichs und Amerikas nicht mehr herunter, als sie 1919 mit den Deutschen Frieden schließen sollen. So geht es in Versailles, Saint-Germain und Trianon nicht nur um eine neue Friedensordnung für Europa. Es geht nach der bisherigen Propagandalogik nun auch um Rache und Bestrafung.

    Congressional Record, Containing the Proceedings and Debates of the Second Session of the SixtyFifth Congress of the United States of America-Volume LV I – Washington-Government printing Office 1918, Page 761, 762

    Der Versailler Vertrag und die Ächtung Deutschlands

    Anfang 1918 gibt der amerikanische Präsident Woodrow Wilson den ersten Anstoß für eine Friedenslösung, die alle Kriegsparteien akzeptieren könnten. Am 8. Januar hält er vor dem Kongreß die Rede, in der er einen 14-Punkte-Vorschlag für einen solchen Friedensschluß entwickelt 67 . Neun der vierzehn Punkte haben für das Deutsche Reich Bedeutung. Es sind dies,
    1. die Abschaffung der Geheimdiplomatie,
    2. die Freiheit der Meere,
    3. zukünftige Rüstungsbeschränkungen,
    4. die Regelung der kollektiven Ansprüche der Westalliierten Mächte, also der Entente,
    5. die Räumung Rußlands durch die Mittelmächte Deutschland und ÖsterreichUngarn,
    6. die Wiederherstellung Belgiens,
    7. die Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich,
    8. die Errichtung eines unabhängigen Polen mit einem freien und sicheren Zugang zur Ostsee und
    9. die Gründung eines Völkerbunds. Sein Vorschlag endet mit den Sätzen:
    „ Wir sind nicht eifersüchtig auf die deutsche Größe und es ist nichts in
    diesem Programm, das sie verringert. ... Wir wünschen nicht, Deutschland
    zu verletzen oder in irgendeiner Weise seinen berechtigten Einfluß oder
    seine Macht zu hemmen. ... Wir wollen Deutschland nicht bekämpfen,
    weder mit Waffen noch mit feindlichen Handelsmethoden, wenn es bereit
    ist, sich uns und den anderen friedliebenden Nationen in Verträgen der
    Gerechtigkeit, des Rechts und der Fairneß anzuschließen. Wir wünschen
    nur, daß Deutschland einen Platz der Gleichberechtigung unter den
    Völkern einnimmt, statt eines Platzes der Vorherrschaft. ..." 68
    In einer weiteren Rede vor dem Kongreß am 11. Februar ergänzt Wilson, daß es bei einem Friedensschluß keine territorialen Entschädigungen und Annexionen gegen den Willen der beteiligten Bevölkerungen geben soll. Er schließt ausdrücklich Regelungen aus, „die mit der Zeit den Frieden Europas und somit der Welt stören werden". 69

    Als sich die strategische Lage des Deutschen Reichs von August 1918 an dramatisch verschlechtert und im September ganz unhaltbar wird, fordert die Oberste Heeresleitung die Reichsregierung am 19. September und danach noch mehrmals dringend auf, Waffenstillstandsverhandlungen mit den Gegnerstaaten aufzunehmen. Die Reichsregierung und die Heeresleitung lassen sich durch Wil

    PAAA, Akten Krieg 1914, R 21923, Blätter 12-14
Wilson Papers, Seiten 538 f
PAAA, R 21923, Blatt 14
    sons moderate 14 Punkte verleiten, auf annehmbare Friedensbedingungen zu hoffen. Am 3. Oktober senden die Regierungen Deutschlands, ÖsterreichUngarns und der Türkei ihre Waffenstillstandsangebote auf der Grundlage der 14 Punkte an den US-Präsidenten Woodrow Wilson, in dem sie den Sprecher ihrer Gegnermächte sehen.
    Am 10. Oktober kommt die Antwort 70 . Wilson bietet zunächst noch keine Waffenruhe. Er fragt zurück, ob mit diesem deutschen Angebot seine 14 Friedenspunkte angenommen seien. Er wolle – so schreibt Wilson weiter – den verbündeten Regierungen einen Waffenstillstand vorschlagen, verlange dafür aber, daß die deutschen Truppen vorher die besetzten belgischen und französischen Gebiete räumen. Dies sei – so Wilson – die

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