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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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es war doch von Nutzen, sie zu verbreiten. ... Sofort nach dem Kriege wollte ich mich der Wahrheit all dieser Anschuldigungen versichern und beauftragte mehrere meiner Freunde mit den nötigen Nachforschungen
    nach Zeit, Ort und Namen. Lloyd George hatte denselben Gedanken und
    verhörte auf seiner Reise in Belgien alle nur möglichen Zeugen über die
    schrecklichen Amputationen. Aber weder mir noch ihm ist es gelungen,
    63
    auch nur einen einzigen Fall als tatsächlich festzustellen."
    Das Trommeln gegen Deutschland hört selbst dann nicht auf, als deutsche Truppen 1918 zur Vorbereitung eines Friedensschlusses aus Frankreich und aus Belgien abmarschieren. Die Briten werfen überflüssiger Weise Bomben auf die französischen Städte Saint Quentin, Roulers, Douai und Cambrai und verbreiten die Nachricht, die Deutschen verwüsteten bei ihrem Rückzug absichtlich und systematisch die bisher besetzten französischen Gebiete 64 .

    Der Atlantik ist für die Propaganda der Briten gegen die Deutschen keine Barriere. Die Engländer dehnen ihren Krieg mit falschen Informationen gleich nach Kriegsausbruch auf die noch neutralen USA aus. Dabei sind ihnen die Mittel ihrer Flotte und die gleiche Sprache in England und den USA besonders hilfreich. Die Royal Navy kappt die deutschen Fernmeldekabel auf dem Grunde des Atlantik und unterbricht den Nachrichtenaustausch zwischen Deutschland und Amerika. So kann England das Presse- und Meinungsmonopol in den USA besetzen, soweit das den Krieg der Europäer angeht. England überschwemmt die USA mit seiner Sicht der Dinge und mit seinem Propagandabild von Deutschland. Sir Gilbert Parker, ein englischer Pressemann, legt das im März 1918 ungeschminkt in HARPER'S MAGAZINE offen. Er schreibt
    „Praktisch mit Kriegsausbruch wurde ich für die britische Öffentlichkeits
    arbeit in den USA zuständig. ... Wir verteilten 360 englische Zeitungen an
    US-Zeitschriftenverlage. Wir stellten Kontakte zu englischen Soldaten her,
    arrangierten Interviews und verteilten unser Schriftgut an eine große Zahl
    von öffentlichen Büchereien, Vereinslokalen des CVJM, Universitäten,
    Colleges, Clubs und an Historische Gesellschaften." 65
    Ein Lord Northcliff betreibt daneben eine nach ihm benannte Stiftung in den USA mit 4.500 „publicity-agents". So sind die Menschen in den USA und später die amerikanischen Soldaten von einem Deutschlandbild beeinflußt, das bis in den Zweiten Weltkrieg nachwirkt.

    Als Woodrow Wilson 1917 die amerikanische Bevölkerung auf den Kriegseintritt der USA einstimmt, greift auch er zum Mittel, die Deutschen zum Feind der Welt, der Guten und Gerechten hochzustilisieren. Er bezeichnet den deutschen U-Boot-Krieg als „Krieg gegen alle Nationen" und macht ihn zur „Herausforderung für die gesamte Menschheit". Wilson ruft die Welt auf, die „unverantwortlichen und antidemokratischen Regierungen hinwegzufegen" und schafft den schönen Slogan „Die Welt muß für die Demokratie sicherer werden ".

    Nitti, Seiten 39 bis 56
    PAAA, Geheime Akten Krieg 1914, R 21872, Blatt 224 Gaffney, Seite 10
    Was der Durchschnittsamerikaner, der diese Botschaft hört, allerdings nicht weiß und 1917 auch nicht wissen kann, ist, daß die Demokratie im eigenen Land noch nicht so weit entwickelt ist wie zu jener Zeit im Deutschen Reich. Die demokratischen USA führen das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht mit der „Voting rights act" erst 1965 ein. Im von Wilson derart abqualifizierten Deutschen Reich gibt es das bereits seit 1871.

    Auch Wilson greift zum Selbstbetrug, die Gegner schwarz zu malen, sie als Gefahr für die Menschheit und als böse Mächte darzustellen. Fortan dämonisiert Amerika in allen Kriegen seine Gegner. Medien und Unterhaltungsfilme überziehen die USA mit einem Propagandabild „vom Deutschen" , das sich zu Teilen bis zum Zweiten Weltkrieg hält. Der Film „The Prussian Cur" zum Beispiel zeigt eine Szene, in der deutsche Soldaten einen gefangenen Kanadier an einem Hoftor kreuzigen. Solche Phantasien bleiben hängen.
    Wieweit die selbsterzeugten Trugbilder in den USA grassieren, zeigt das Sitzungsprotokoll des US-Kongresses vom 10. Januar 1918. Dort ist das folgende Gebet vermerkt, mit dem die Abgeordneten den Tag beginnen:
    „Die Sitzung wird um 11 Uhr eröffnet. Pfarrer S. spricht folgendes Gebet:
    „Allmächtiger Gott, unser Himmlischer Vater, wir danken Dir und freuen
    uns, daß diese Regierung auf dem Glauben an Dich und Dein Wort ge
    gründet ist. ... Du weißt,

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