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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Konsequenzen für die USA gehabt. England und Frankreich haben ihre Kriegskosten nach Verbrauch der eigenen Staatsfinanzen komplett durch amerikanische Banken finanzieren lassen. Bei einem Sieg Deutschlands und Österreich-Ungarns wäre die Kriegsfinanzierung Englands und Frankreichs zum verlorenen Kredit geworden und zu Lasten der Volkswirtschaft der USA gegangen. Die Aussicht, auf diese Weise zum finanziellen Verlierer eines fremden Kriegs zu werden, der uneingeschränkte UBoot-Krieg der Deutschen und ein unvorsichtiger Versuch der Reichsregierung, Mexiko, das schon im Kriege mit den USA liegt, Unterstützung anzubie

    59
    Nitti, Seite 67 und Franz.-Russischer Vertrag vom 11.3.1917 60
    Gaffney, Seite 174

    ten 61 , bringen die amerikanische Regierung dazu, auf der Seite Großbritanniens und Frankreichs auch offiziell am Kriege teilzunehmen. Am 6. April 1917 erklärt Amerika dem Deutschen Reich den Krieg. Die Kriegserklärung an Österreich-Ungarn folgt ein paar Tage später.

    Deutschlands und Österreich-Ungarns Kräfte schwinden. Die der Gegner nehmen von nun an durch den Zustrom frischer amerikanischer Truppen ständig zu. Bis zum Oktober 1918 sind es 30 US-Divisionen 62 , die nach Europa kommen und hier den Krieg entscheiden. Deutschland, Österreich-Ungarn und die Türkei auf ihrer Seite haben keine Chance mehr, das Blatt zu wenden. Anfang 1918, als die deutschen Truppen noch unbesiegt in Frankreich kämpfen, schlägt der Präsident der USA Woodrow Wilson einen Friedensschluß zu harten, aber dennoch akzeptablen Bedingungen vor, die sogenannten „14 Wilson-Punkte". Die US-Regierung hat die Briten und Franzosen zwar zu diesem Friedensvorschlag konsultiert, doch sie nicht darauf festgelegt. So fühlen sich die Regierungen in London und Paris später nicht an Präsident Wilsons Bedingungen gebunden.

    Die Hypothek der Propaganda

    Die Friedensverhandlungen, die nun folgen werden, stehen neben der jeweils subjektiven Sicht der Sieger zum Grund und Anlaß dieses Krieges noch unter einer weiteren Hypothek. Die Regierungen und die Medien in England, Frankreich und den USA hatten eine Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um ihre Wähler und Soldaten vom Sinn des Kriegs zu überzeugen, und um sie – als der Krieg hart wird – zu bewegen durchzuhalten. Die Argumente, mit denen die Massen in Frankreich, Großbritannien und Amerika „erfahren", daß sie für Recht und Gutes gegen Unrecht und böse Menschen stehen, sind recht unterschiedlicher Natur. Die „Aufklärung" dieser Art beginnt in England, wo die Londoner TIMES gut drei Wochen nach dem Kriegsausbruch in ihrer Ausgabe vom 27. August berichtet:
    „daß ein Mann mit eigenen Augen gesehen hat, wie deutsche Soldaten
    einem Baby, das sich am Rock seiner Mutter festhielt, die Arme abgehackt
    haben".

    Am 2. September kommt die TIMES ein zweites Mal mit einer solchen Nachricht:
    „Sie schneiden den kleinen Knaben die Hände ab, damit Frankreich keine
    Soldaten mehr haben soll".

    61
    Binder, Seite 96 62
    Binder, Seite 100

    Abb. 1: Propagandabild gegen deutsche Soldaten

    Seitdem blüht die Propaganda von dem „blutrünstigen Hunnen" in den drei genannten Ländern. Nippfiguren mit Kindern, die abgehackte Arme von sich strecken, Postkarten mit deutschen Soldaten, die Bajonette in Babyleiber stoßen, Berichte über Vergewaltigung von Nonnen und dergleichen bringen Briten, Franzosen und US-Amerikaner in Wallung gegen die deutschen „Hunnen" und „Teutonen". Eine Untersuchung, die der Papst im Kriegsgebiet veranlaßt, bringt allerdings nicht einen einzigen solchen Fall ans Tageslicht. Francesco Nitti, ab
    1919 Ministerpräsident Italiens, beschreibt in einem Buch vier Jahre nach dem Krieg, wie Frankreich, England und Italien die widersinnigsten Erdichtungen in Umlauf setzen, um den Kampfgeist ihrer Völker zu erwecken. Er schreibt: „Man mußte siegen, siegen um jeden Preis. ... Um zu siegen, muß man vor allem hassen und um zu hassen, muß man dem Feind alles Hassenswerte zumuten. ... Damals malte man die Deutschen als Barbaren der Kultur, als die Wurzel aller Übel der Menschheit. Es gab keine Grausamkeit, die man ihnen nicht zuschrieb und wenn sie keine wehrlosen Frauen erschossen, hackten sie den Kindern die Hände ab. ... Vor allem ist die Legende von den abgehackten Kinderhänden während des Krieges ausgeschlachtet worden ... als unwiderleglicher Beweis der deutschen Hunnennatur. ... Nicht als ob ernsthafte Personen an all diese Legenden geglaubt hätten, aber

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