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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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dementsprechend ab. Der Versailler Vertrag vergiftet die politische Kultur in Deutschland, er zerbricht die im vergangenen Jahrhundert langsam zivilisiert gewordenen internationalen Gepflogenheiten, mit Besiegten umzugehen. Er schafft in ganz Europa Gründe für viele neue Kriege.

    Brandgeruch in Europa

    Seit Versailles, Saint-Germain und Trianon riecht es in Europa nach einem neuen Krieg. Die Sieger haben die Besiegten bestraft, ohne später Frieden im Sinn von Ausgleich und Versöhnung anzubieten. Sie haben sich vor allem selbst bedient, die Macht des Stärkeren zum einzigen Regulativ erhoben, vielfach das selbst proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker außer Kraft gesetzt und dabei mehr neue Minderheitenprobleme in die Welt gesetzt als alte weggeräumt. Die Sieger haben außerdem ihr Wort, später selber abzurüsten, mit Mehrheit nicht gehalten. So schaffen die Verträge Fakten und ein Klima, in dem viele kluge Europäer und andere dem Frieden keine Chance geben. In vielen Kommentaren aus den ersten Nachkriegsjahren spiegelt sich das wider.

    Friedrich Ebert 1919:
    „Aus solchem aufgezwungenen Frieden müßte ... neues Morden werden." Der US-Außenminister Lansing 1919:
    „ Wir haben einen Friedensvertrag, aber er wird keinen dauerhaften Frie
    den bringen."
    Der britische Premierminister Lloyd George 1919:
    „Ich kann kaum eine stärkere Ursache für einen künftigen Krieg er
    blicken."
    Der holländische Gesandte Swinderen zu einem englischen Kollegen:
    „Die Friedensbedingungen von Versailles enthalten alle Keime eines ge
    rechten und dauerhaften Krieges."
    Der englische Abgeordnete Kneeshow auf dem Labour-Parteitag 1920:
    „ Wären wir das besiegte Volk und hätten solche Bedingungen auferlegt be
    kommen, so würden wir ... in unseren Schulen und Heimen begonnen
    haben, unsere Kinder auf einen Vergeltungskrieg vorzubereiten."
    Der italienische Ministerpräsident Nitti 1923:
    „Noch nie ist ein ernstlicher und dauerhafter Friede auf die Ausplünde
    rung, die Quälerei und den Ruin eines besiegten ... Volkes begründet wor
    den."
    Der britische General und Historiker Fuller in seinem Buch „1939-1945":
    „ So wurden die Drachenzähne gesät, aus welchen ein noch verheerenderer
    Konflikt hervorgehen sollte, als der, den diese Vertragsverletzungen
    beendete."
    Mit der Vertragsverletzung bezieht sich Fuller auf die nicht eingelösten 14 Wilson-Punkte. Selbst der französische Marschall Foch, der noch kurz zuvor die alliierte Waffenstillstandsdelegation in Compiégne geleitet hatte, prophezeit:
    „Das ist kein Friede. Das ist ein Waffenstillstand für 20 Jahre."

    Die nächsten 20 Jahre herrscht zwar Waffenstillstand, doch der täuscht nur eine neue Friedensordnung vor. In Wahrheit gärt es und rumort es in Europa. Die Kommunistische Internationale, KOMINTERN, verkündet auf einer Konferenz am 10. Januar 1933, drei Wochen bevor Adolf Hitler deutscher Kanzler wird, worum es in den nächsten Jahren geht:
    „Die Kommunistische Internationale begrüßt den Kampf der KP Polens für
    das Recht der freien Selbstbestimmung der Bevölkerung Oberschle
    siens und des polnischen Korridors bis zur Loslösung von Polen, und für
    das Recht der Danziger Bevölkerung zum freiwilligen Anschluß an
    Deutschland. Sie begrüßt den Kampf der KP Frankreichs für das Selbst bestimmungsrecht des Volkes Elsaß-Lothringens bis zur Lostrennung von Frankreich, und für die Befreiung des Saargebiets von imperialistischer Besetzung. Sie begrüßt den Kampf der KP Belgiens für das Selbstbestim mungsrecht des flämischen Volkes sowie der Bevölkerung von Eupen-Mal
    98
    medy bis zur Lostrennung von Belgien."

    Kern, Seite 83

    TEIL 2

    DIE JAHRE DER ANSCHLÜSSE

    ———————————

    Die Jahre der Anschlüsse

    Die Volksabstimmung an der Saar

    Die deutsche Wehrhoheit im Rheinland

    Der Anschluß Österreichs
Die Vorgeschichte Die deutsch-österreichische Wiederannäherung
Das Nachkriegsösterreich
Dr. Schuschniggs „Volksabstimmung"
Die Wiedervereinigung

    Stresa, Abessinien und die Achse-Rom-Berlin

    Amerika im Hintergrund

    Der Anschluß der Sudetengebiete und die Unterwerfung der Tschechei
Die historischen Wurzeln der Tschechoslowakei
Die Tschechoslowakei als Vielvölkerstaat
Die Sudetendeutschen
Die deutsche Einmischung in die tschechische Sudetenkrise
Die tschechoslowakische Eskalation Englands und Frankreichs Einmischung
Chamberlains erster Vermittlungsversuch und Benešs Vorschlag
zur Aussiedlung der

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