Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
Vom Netzwerk:
diesem Anlaß eine Regierungserklärung vor dem Reichstag ab, in der er feierlich auf den deutschen Anspruch auf Elsaß-Lothringen verzichtet und die durch die Heimkehr der Saar neugezogene Grenze zwi-

    Nitti, Seite 115
    Nach Versailler Vertrag, Teil III, Artikel 50, Anlage, § 30 war das Saargebiet frei von Militär zu
halten
Benoist-Méchin, Band 3, Seite 259

    Abb. 2: Wahlkampf vor der Saarabstimmung

    schen Frankreich und Deutschland als endgültig anerkennt. Frankreich hat damit ein erstes Stück seiner Versailler Kriegsbeute auf legalem Weg verloren. Und Hitler hat – fast unverdienter Maßen – den ersten innenpolitischen Erfolg durch einen Anschluß eingefahren.

    Die deutsche Wehrhoheit im Rheinland

    Die nächste „Fessel von Versailles", die Hitler abstreift, ist die Entmilitarisierung des deutschen Rheinlands. Mit dem Vertrag von Versailles war Deutschland auferlegt, das Rheinland mit der Pfalz links des Rheins und eine 50 Kilometer tiefe Zone rechts des Rheins von der Schweiz bis zu den Niederlanden von eigenen Truppen und Befestigungen freizuhalten.

    1921 und 1923 nutzen Frankreich und Belgien trotz des inzwischen geschlossenen „Friedens" diese ungeschützte Grenze, um Deutschland für nicht geleistete Reparationen zu „bestrafen" und erst Düsseldorf und Duisburg und dann das ganze Ruhrgebiet mit fünf Heeresdivisionen zu besetzen. Dennoch bestätigt die deutsche Reichsregierung 1925 im Pakt von Locarno noch einmal diese Entmilitarisierung der deutschen Grenzregion in Richtung Frankreich, um sich damit die deutsche Mitgliedschaft im Völkerbund und den Abzug der französischen Besatzungstruppen aus der „Kölner Zone" zu erkaufen 7 . Gleichzeitig garantieren sich die Staaten Frankreich, Deutschland und Belgien gegenseitig den Verlauf ihrer gemeinsamen Grenzen, und sie vereinbaren, in Zukunft „in keinem Falle zu einem Angriff oder zu einem Einfall oder zum Kriege gegeneinander zu schreiten" 8 . Die von Locarno erhoffte Entspannung zwischen Frankreich und Deutschland stellt sich jedoch nicht ein. Frankreich erwartet, daß Deutschland sich in Dankbarkeit für die Aufnahme in den Völkerbund fortan strikt an „Versailles" hält. Ansonsten blockiert es die Gleichberechtigung der Deutschen im Völkerbund, so gut es kann. Deutschland dagegen erwartet nach dem end-gültigen Verzicht auf Elsaß-Lothringen französisches Entgegenkommen, besonders soweit es die Lasten von Versailles anbelangt. So bleibt Locarno nur ein kurzer Blütentraum der deutsch-französischen Annäherung zwischen beiden Kriegen. Dies als erster Teil der Vorgeschichte zur deutschen Rheinlandbesetzung von 1936.

    Der zweite Teil beginnt mit einem Französisch-Russischen Vertrag. 1935 ersetzen Frankreich und die Sowjetunion einen auslaufenden Nichtangriffspakt von 1932 durch einen neuen Freundschafts- und Beistandspakt 9 . Zu diesem Pakt

    Sicherheitspakt von Locarno vom 16. Oktober 1925, zwischen D, UK, F, B, IT, PO und CSR geschlossen. Auch Rhein-Pakt genannt.
    Die Zone Jülich-Düren-Köln-Bonn sollte nach Artikel 429 des Versailler Vertrags im Mai 1924 von
den Besatzungstruppen geräumt werden. Das war nicht geschehen.
Artikel 2 des Vertrages von Locarno
Franz.-Sowjet. Vertrag vom 2. Mai 1935

    Karte 4: Das entmilitarisierte Rheinland

    gehört allerdings ein Zusatzprotokoll, in dem sich die Sowjetunion und Frankreich ihre Waffenhilfe auch für den Fall zusagen, daß eines der beiden Länder von einem Drittland angegriffen wird, und – das ist das Besondere – das auch, wenn der Völkerbund eine solche Waffenhilfe nicht empfiehlt 10 . Damit behalten sich die Sowjetunion und Frankreich vor, bei einem Streit mit dritten Staaten in eigener Machtvollkommenheit zu entscheiden, wer der Aggressor ist. Da die inzwischen wieder gut aufgerüstete Sowjetunion nicht damit rechnen kann, von den kleinen Baltenstaaten oder von den militärisch weit unterlegenen Polen oder

    Benoist-Méchin, Band 3, Seite 278. Dieses Zusatzprotokoll ist im Vertrags-Ploetz ausgelassen.
    Rumänien angegriffen zu werden, macht der Pakt nur in einem Krieg mit Deutschland einen Sinn. Frankreich hatte sich jedoch in Locarno mit Vertrag verpflichtet, keine militärischen Operationen gegen Deutschland mehr zu führen, es sei denn zur eigenen Verteidigung oder aufgrund früherer Verpflichtungen, die Frankreich gegenüber den Polen und den Tschechen eingegangen war. Ein französisches Versprechen, der Sowjetunion im Falle einer deutsch-sowjetischen Auseinandersetzung

Weitere Kostenlose Bücher