Der Krieg, der viele Vaeter gatte
behalten. Das trübt sein Vertrauen in die Urteilsfähigkeit der berufenen Berater und hebt sein eigenes Selbstvertrauen, das sich später nach weiteren Erfolgen übersteigert. Er beginnt auch, die Tatkraft ausländischer Regierungen zu unterschätzen. Bei den deutschen Generalen ist die Wirkung genau umgekehrt. Ihr Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit wird brüchig und sie beginnen, Hitler in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik zu viel Kredit zu geben.
Der Anschluß Österreichs
Die bessere Überschrift wäre sicher die „Wiedervereinigung" mit Österreich gewesen, doch dieser Vorgang ist nun einmal mit dem Wort „Anschluß" in die Geschichte eingegangen. Die vergeblichen Versuche der Parlamente und der Regierungen des Deutschen Reichs und der Republik Österreich von 1919, beide Länder nach fast einem Jahrtausend gemeinsamer Geschichte und 54 Jahren Trennung wieder zu einem Staate zu vereinigen, haben weniger Spuren in der Geschichtsschreibung hinterlassen, als der von beiden Ländern 1938 mit Erfolg vollzogenen Anschluß.
Die Vorgeschichte
Die staatliche Gemeinsamkeit der deutschen Länder einschließlich derer, die später den Staat Österreich bilden, beginnt im Jahr 911 mit der Wahl Konrad I. zum König des Ostfrankenreiches, für das sich bald der Name „Reich der Deutschen" und später „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" durchsetzt. Im Jahr 1273 geht die Krone dieses Heiligen Römischen Reiches erstmals an einen Fürsten aus dem Hause Habsburg, an Rudolf I., Herzog von Österreich, Herzog der Steiermark, Kärntens und der Krain und Graf von Tirol. Nach ihm tragen Fürsten aus den Häusern Nassau, Bayern und Luxemburg die Krone des deutschen Königs und Kaisers, ehe diese Würde 1438 wieder an einen Fürsten aus dem Hause Habsburg übergeht, wo sie dann in ununterbrochener Herrscherfolge bis 1806 verbleibt. So sind die Landesteile des Hauses Habsburg fast ein Jahrtausend lang ein integraler Teil des Deutschen Reichs und die Fürsten Habsburgs während der letzten 368 Jahre zugleich die Könige und Kaiser Deutschlands.
1806 löst Kaiser Franz II. aus dem Hause Habsburg nach den französischen Angriffen auf das Deutsche Reich und nach der Bildung eines „Rheinbunds" deutscher Fürstentümer unter Frankreichs Oberherrschaft mit Dekret das erste Deut
sche Reich auf. Zum gleichen Zeitpunkt vereinigt der nun abgedankte Kaiser Franz II. seine ererbten Länder Österreich, Böhmen, Mähren, Tirol die Steiermark, Krain, Kärnten und andere zu einem Kaiserreich Österreich, über das er fortan als Franz I. herrscht. Der eigene Weg des Hauses Habsburg neben seiner Zugehörigkeit zu Deutschland beginnt jedoch schon ein paar Jahrhunderte zuvor. Durch Heiraten, Erbschaften, Käufe und Verträge kommen viele Länder außerhalb des Deutschen Reiches für dauernd oder für begrenzte Zeit unter Habsburgs Herrschaft, so Ungarn, Kroatien, Galizien, die Bukowina, das Banat, die Toskana, das Herzogtum Mailand, ein Teil Serbiens und zum Schluß im Jahre 1908 auch noch Bosnien und Herzegowina.
Karte 6: Habsburgische Lande vor 1914
1815, nach dem Zusammenbruch der napoleonischen Vorherrschaft und der Auflösung der französischen Königreiche in Europa, gründen 36 deutsche Fürsten und vier reichsfreie Städte an Stelle des untergegangenen Deutschen Reichs den Deutschen Bund. Und wieder ist es der Chef des Hauses Habsburg, der den Vorsitz im Deutschen Bund innehat, der Kaiser von Österreich.
Gut drei Jahrzehnte später wird erneut versucht, Deutschland zu einem festen Staatsgebilde zu vereinen. Die Verfassunggebende Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt ruft 1849 ein „einiges und unteilbares Reich" aus, doch an der Frage, was zum Reich gehören soll, scheiden sich die Geister. Die Nationalversammlung fordert die österreichische Regierung auf, mit ihren deutschen Ländern Teil des neuen Deutschen Reichs zu werden und zugleich auf die Hoheitsrechte in allen nicht deutschen Ländern zu verzichten. Die Nationalver sammlung will ein Deutschland ohne fremde Völker unter deutscher Herrschaft gründen. So steht Österreich vor der Wahl, erste Macht in einem neuen Deutschen Reich zu werden, dafür aber auf seine nicht deutschen Fürstentümer zu verzichten, oder erste Macht im eigenen Imperium im Donauraum zu bleiben. Österreich will sich nicht dazu entscheiden, ein ausschließlich deutscher Staat zu werden. So bleibt es vorerst beim Deutschen Bund von 1815, und Österreich
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