Der Krieg, der viele Vaeter gatte
sind. Die Deutschen in Österreich und im sogenannten Altreich – so zeigt das diese Wahl – sind an jenem 10. April 1938 durch das verbunden, was die Nation ausmacht: die gleiche Sprache und Kultur, die gemeinsame Geschichte, das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit und der Wille, zusammen zu gehören.
An dieser Stelle ist noch einmal ein Blick zurück in die Geschichte nötig. Im Oktober 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt stand die Deutsche Nationalversammlung vor der Frage, ob Deutschland in Zukunft ein „Kleindeutschland" ohne Österreich werden sollte oder ein „Großdeutschland", das die deutschen Fürstentümer Habsburgs einschloß. Die Entscheidung ist bei der Einigung des Reiches 1871 für „Kleindeutschland" gefallen. 90 Jahre nach der Paulskirchen
IMT-Dokumente, Band XL, Seite 159
IMT-Dokumente, Band XL, Dokument Neurath-130, Seite 523
Benoist-Méchin, Band 5, Seite 309
Juden und andere Gruppen sind allerdings von der Abstimmung ausgeschlossen, was die 99% etwas relativiert.
Versammlung entscheiden sich die Menschen in Österreich und in Deutschland im Volksentscheid vom 10. April 193 8 für den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich. Damit ist auch der Name „Großdeutschland" wieder auf der Tagesordnung. Das Deutsche Reich einschließlich Österreich heißt deshalb in Erinnerung an 1848 ab 1938 auch „Großdeutsches Reich". Das ist ein geschichtlicher Bezug und kein Ausdruck deutscher Großmannssucht.
Beim Anschluß Österreichs 1938 wiederholen sich zwei Dinge, die es schon bei der Heimkehr des Saargebiets 1935 und bei der Wiederbesetzung der bis dahin ungeschützten Rheinlandgrenze 1936 gab. Im Falle Österreichs und des Saargebiets haben die Anschlußgegner ihre Ziele mit einem Votum gegen die Nationalsozialisten verbunden, obwohl es bei beiden Urnengängen um ganz anderes ging, und dann die Wahl verloren. Die Österreicher genauso wie die Saarländer haben sich bei ihren Wahlen mit großer Mehrheit für den Anschluß an das Deutsche Reich entschieden und damit scheinbar für die Partei, die den Anschluß propagierte. Niemand weiß, wie viele der abgegebenen Stimmen in erster Linie für den Anschluß und wie viele in erster Linie wegen der Partei gegeben worden sind. So geht Hitler beide Male auch mit den Stimmen der Sozialdemokraten, der Zentrumsleute, der Christsozialen, und all der anderen als Sieger aus dem Rennen. Die Alliierten Mächte, die in beiden Fällen in Versailles und Saint-Germain das Selbstbestimmungsrecht der Völker vorsätzlich gebrochen haben, haben auch in dieser Hinsicht Hitlers Weg bereitet.
Die zweite Parallele zeigt sich beim Anschluß Österreichs und bei der Wiederbesetzung des vom deutschen Militär entblößten Rheinlands. In beiden Fällen warnt die deutsche Generalität, daß der nächstgeplante Schritt das Ausland provoziert. Die Generale sind der Überzeugung, daß England, Frankreich, die Tschechoslowakei und Polen die Brüche der Verträge von Versailles, Locarno und Saint-Germain nicht dulden und in Deutschland einmarschieren werden. In beiden Fällen schätzt Hitler die Reaktion des Auslands besser ein, und beide Male hat er Recht. Die Folge ist, daß sich Hitlers Selbstvertrauen steigert, und daß sein Vertrauen in die Urteilsfähigkeit der militärischen Berater schwindet. Auch das wird Deutschland später zum Verhängnis.
Die Siegerstaaten des Ersten Weltkriegs sehen diesen Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich mit Befürchtungen und Sorge. Mit diesem Schritt steht Nachkriegsdeutschland so stark da wie vor 1914. Die Regelungen von Versailles und Saint-Germain zur ewigen Unabhängigkeit Österreichs von Deutschland sind aufgehoben worden, ohne daß Frankreich, England und die USA auch nur um ihre Meinung, geschweige denn um ihr Einverständnis hierzu gebeten worden wären. So setzen die Sieger des Ersten Weltkriegs den Anschluß Österreichs 1938 den Deutschen 1945 auf die Rechnung. In den Nürnberger Prozessen werfen sie der Reichsregierung den Anschluß Österreichs als Rechtsbruch und Eroberung vor. Für die Deutschen in Österreich und im „Altreich" sieht der Anschluß anders aus. Sie verwirklichen mit ihm, was schon 1848 in der Paulskircheversucht worden ist. Sie setzen in die Tat um, was Wilson 1917 mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker zugestanden hat, was im Deutsch-Österreichischen Vereinigungsvertrag vom November 1918 vereinbart worden ist, was ein Verfassungsziel der ersten Verfassungen der neuen Republiken
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