Der Krieg, der viele Vaeter gatte
vom 13. März 1938 wird hiermit deutsches Reichsgesetz.
Benoist-Méchin, Band 5, Seite 285
(Es folgt der Text des österreichischen Gesetzes)
Artikel II
Das derzeit in Österreich geltende Recht bleibt bis auf weiteres in Kraft.
Die Einführung des Reichsrechts in Österreich erfolgt durch den Führer
und Reichskanzler oder die von ihm dazu ermächtigten Reichsminister.
...
Artikel IV
Das Gesetz tritt am Tage seiner Verkündung in Kraft.
Linz, den 13. März 1938
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Adolf Hitler"
So vollzieht sich der politische Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich am Abend des 13. März 1938 in nur noch ein paar kurzen Schritten. Als erstes macht Bundespräsident Miklas – wie erwähnt – den Weg durch seinen Rücktritt frei. Dann verkündet Seyß-Inquart als kommissarischer Präsident in Wien das „Bundesverfassungsgesetz" und setzt es nach Artikel V des Gesetzes auch sogleich in Kraft. Damit erklärt sich Österreich zu einem Teil des Deutschen Reichs und erkennt die deutsche Hoheit an, Gesetze auch für Österreich zu erlassen. Als letzten Schritt verkündet der Reichsminister Goebbels in Berlin das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich", das nun ebenfalls für Österreich gilt. Damit ist Österreich auch von deutscher Seite aus zu einem Teil des Reichs erklärt, und Hitler ist Staatsoberhaupt und Regierungschef auch für diesen Teil des Reichs geworden. Doch dem Anschluß fehlt die Legitimation der Wahl, die erst für den 10. April 1939 vorgesehen ist.
Seit Beginn der Dollfuß-Diktatur vor fünf Jahren hat es in Österreich keine Bundeswahlen mehr gegeben. So ist vorerst unklar, wie sich bei der Volksabstimmung die entscheiden werden, die den Anschluß in den letzten Jahren nicht so verfochten haben, wie die „Nationale Opposition" und die Nationalsozialisten Österreichs. Es ist ja durchaus möglich, daß Kirchen, Gewerkschaften, Monarchisten, Sozialisten und Marxisten nicht für Deutschland, sondern gegen die Nationalsozialistische Partei Österreichs stimmen. Das Risiko, das sich Hitler und Seyß-Inquart mit dieser Wahl aufbürden, ist also nicht gering. Doch schon am Tag des Anschlusses bekennt sich das Konsistorium der Evangelischen Kirche in einen Brief an die Gemeinden zum Anschluß an das Deutsche Reich. Der Brief lautet:
„Die Evangelische Kirche Deutsch-Österreichs steht voll Freude einmütig
und entschlossen zu der geschichtlichen Stunde, die das deutsche Volk
Österreichs in die Lebens- und Schicksalsgemeinschaft des Deutschen
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Reiches zurückführt. ..."
Reichsgesetzblatt 1938/1, Seite 237, Nr. 21 Deutsches Nachrichten Büro vom 14. März 1938
Abb. 3: Die Wiener am Prinz-Eugen-Denkmal bei Hitlers Eintreffen am 15. März 1938
Eine Woche später verfassen die katholischen Bischöfe einen Hirtenbrief zur Volksabstimmung:
„Aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen erklären wir Bischöfe
der österreichischen Kirchenprovinz anläßlich der großen geschichtlichen
Geschehnisse in Deutsch-Österreich: ...
Am Tage der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche
nationale Pflicht, uns als Deutsche zum Deutschen Reich zu bekennen,
und wir erwarten auch von allen gläubigen Christen, daß sie wissen, was
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sie ihrem Volke schuldig sind."
Am 3. April, eine Woche vor der Volksabstimmung, erklärt sich der erste Nachkriegs-Bundeskanzler Dr. Renner in einem Interview im NEUEN WIENER TAGEBLATT:
„Als Sozialdemokrat und somit als Verfechter des Selbstbestimmungs
rechts der Nationen, als erster Kanzler der Republik Deutsch-Österreich
und als gewesener Präsident ihrer Friedensdelegation zu Saint-Germain
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werde ich mit JA stimmen."
Noch vor der Legitimation durch eine Wahl nimmt auch das Ausland Stellung. Die Regierungen in London und Paris erkennen beide schon am 2. April den Anschluß an, und Mussolini vergleicht ihn mit der Einigung Italiens im Jahre
1856. Damit ist auch Artikel 88 des Vertrags von Saint-Germain gefallen.
Die für den 10. April angesetzte Volksabstimmung wird zur Bestätigung der österreichischen Verfassungsväter von 1918 und zum Triumph für die, die einen Anschluß wollten. Von 4.284.795 Wählern stimmen 4.273.884 für die Wiedervereinigung Österreichs und Deutschlands und 9.852 dagegen 47 . Das sind 99,73% pro Anschluß 48 . Im deutschen „Altreich" findet am selben Tage eine Volksabstimmung zum gleichen Thema statt. Hier sind es 99,08 % der Stimmen, die für einen Anschluß
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