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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Volksfrontregierung, die sich sofort den Kampf gegen den Faschismus auf die Fahnen schreibt. Damit ist die französische Tür für Mussolini auf Dauer zugeschlagen.

    Auch die USA und England weigern sich, die Eroberung Abessiniens durch Italien völkerrechtlich anzuerkennen. So bleibt diese Anerkennung das erste Ziel der römischen Außenpolitik in den nächsten Jahren. Und Mussolini ist nun isoliert. Er muß sich neue Freunde suchen. Österreich ist Italien nach wie vor verbunden, doch das Verhältnis Österreichs zu Deutschland ist seit dem Tod des Kanzlers Dollfuß ruiniert. Eine Entspannung zwischen Rom und Berlin würde durch die deutsch-österreichische Verstimmung sicherlich belastet. So drängt Mussolini den österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg, sich mit den Deutschen auszusöhnen. Das Ergebnis dieses guten Rats aus Rom ist das schon erwähnte „Deutsch-Österreichische Abkommen über die Normalisierung und die freundschaftlichen Beziehungen" vom 11. Juli 1936. So öffnet Mussolinis Abessinien-Abenteuer auf mittelbare Weise den Weg zum späteren Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich.

    Am 24. Oktober 1936 läßt der „Duce" Mussolini seinen Außenminister Graf Ciano beim „Führer" Hitler und dessen Außenminister von Neurath eruieren, wieweit die Interessen beider Staaten zueinander passen. Am 1. November erfährt man das Ergebnis. Mussolini schwenkt offiziell aus dem Lager der ErsteWeltkrieg-Sieger in das Lager des ehemaligen Weltkrieg-Gegners Deutschland. Der „Duce" hält an diesem Tag in Mailand eine öffentliche Rede und verkündet dabei die „Achse Rom-Berlin". Er lädt alle anderen Staaten ein, in dieser Achse mitzuwirken. Damit sind die zwei bis dahin isolierten Staaten Italien und Deutschland für die kommenden acht Jahre ein Gespann mit Vor- und Nachteilen für beide „Achsenmächte".

    Benoist-Méchin, Band 4, Seite 192

    Im März 1938, als Österreichs Bundeskanzler Schuschnigg den Versuch macht, sich für sein Referendum gegen den „Anschluß" die Rückendeckung Mussolinis einzuholen, zeigt der ihm nur die kalte Schulter. Italien akzeptiert nun den Anschluß an das Deutsche Reich, den es jahrelang versucht hat, mit Frankreichs Hilfe zu verhindern. Deutschlands Kohlehilfe während des Völkerbundembargos und die deutsche Anerkennung des italienischen Kaiserreichs Abessinien tragen ihre Früchte. Die Vereinigung der beiden deutschsprachigen Staaten Deutsches Reich und Österreich hat, wenn man den Anteil Italiens daran betrachtet, ihren langen Anlauf in Wal-Wal genommen.

    Der nächste Anschluß, bei dem Mussolini Pate steht, ist der der Sudetenlande an das Deutsche Reich. Doch ehe der Anschluß der Sudetenlande und die Unterwerfung der Tschechei zum Thema werden, muß noch ein Blick auf eine Macht im Hintergrund geworfen werden: die USA, die bislang scheinbar an den Veränderungen in Europa nicht beteiligt sind.

    Amerika im Hintergrund

    Ein nicht unwichtiger Mitspieler bei den Veränderungen in Europa seit 1933 ist der amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt, auch wenn er noch die Fäden aus dem Hintergrunde zieht.

    1915 war Roosevelt mit 33 Jahren Unterstaatssekretär im US-Marineministerium. Schon damals, zwei Jahre vor der Kriegserklärung Amerikas an Deutschland, drängt der junge Roosevelt US-Präsident Wilson, gegen Deutschland Krieg zu führen. Da erteilt ihm Wilson eine Lehre: „Ich werde ihnen etwas sagen, was ich öffentlich nicht sagen kann. Ich möchte nicht nur vor der Geschichte zeigen, daß wir jedes diplomatische Mittel angewandt haben, um uns aus dem Krieg herauszuhalten, und um zu zeigen, daß uns der Krieg von Deutschland bewußt aufgezwungen wurde, sondern ich will auch mit sauberen Händen vor das Gericht der 53 Geschichte treten können."
    Nach dem ersten Weltkrieg geht Roosevelt nicht von seiner Überzeugung ab, daß der Kaiser und die Deutschen allein die Schuld an diesem großen Kriege tragen.

    Seit 1921 sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika neutral. Doch obwohl die drei Präsidenten nach dem Ersten Weltkrieg die USA von allen Kriegen Asiens und Europas ferngehalten haben, greift in den Staaten seit geraumer Zeit ein neues Denken Platz. Neben einem weit verbreiteten Isolationismus gewinnt ein neuer Interventionismus langsam aber sicher an Boden. Dieser gründet auf der Überzeugung, daß die Demokratie sowie die Rechte und die Freiheiten des Indi

    Bavendamm, Roosevelts Krieg, Seite 49
    viduums Werte von allgemeiner Geltung

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