Der Krieg, der viele Vaeter gatte
nahe Nanking angreifen, offensichtlich in dem Glauben, es handele sich um Schiffe der Chinesen. Dabei wird das US-Kanonenboot „Panay"
Bavendamm, Roosevelts Krieg, Seite 127 Nanking ist zu der Zeit die Hauptstadt der Republik China
versenkt. Die japanische Regierung entschuldigt sich in Washington und bezahlt den entstandenen Schaden 59 .
Obwohl die Kriegsschiffe der neutralen USA zu der Zeit nichts in einem Kriegsgebiet zu suchen haben, und obgleich Präsident Roosevelt nach geltender Gesetzeslage auch weiterhin zu einer Politik der Neutralität verpflichtet ist, nutzt er die Gelegenheit, den ersten Nagel für die späteren Kriege gegen Japan, Deutschland und Italien einzuschlagen. Kurz nach dem Panay-Vorfall, noch im Dezember 1937, entsendet er den Leiter der Abteilung für Kriegsplanungen der US-Navy Kapitän zur See Ingersoll nach London, um erste Gespräche über eine spätere Zusammenarbeit der US- und der Royal Navy führen zu lassen 60 . Damit klinkt sich Roosevelt in die strategischen Überlegungen und Planungen der Briten ein. In London kann man von nun an damit rechnen, daß die USA im Falle einer Auseinandersetzung mit den Japanern im Pazifik, mit den Italienern im Mittelmeer oder mit den Deutschen auf dem Nordatlantik auf ihrer Seite stehen. Die Aussicht auf die Unterstützung der Seemacht USA stärkt die Handlungsfreiheit Englands, eigene Interessen notfalls auch unter dem Risiko von Kriegen durchzusetzen. Ein knappes Jahr danach geht Roosevelt auf diesem Wege weiter. Im August und September 1938 gibt er erst an Kanada und dann an England ein informelles Schutzversprechen 61 , obwohl beide Länder bis dahin von niemandem bedroht und angegriffen worden sind, und obgleich der Kongreß ihn nicht dazu ermächtigt hat.
Ein weiterer Schachzug Roosevelts ist hier der Erwähnung wert, sein „Weltfriedensplan" 62 , mit dem er den Versuch macht, ein Bündnis der „Weltgemeinschaft" für den Frieden aufzubieten. Der Präsident eröffnet seinen Plan zunächst nur dem englischen Premierminister Chamberlain, dem er dazu am 12. Januar 1938 einen streng geheimen Brief schreibt. Dieses Datum liegt noch vor der Zeit, in der Hitler den Anschluß Österreichs und der Sudetendeutschen fordert. Roosevelt verfolgt mit dem Weltfriedensplan offensichtlich zwei ganz verschiedene Zwecke. Er will die USA als erste Macht der Erde etablieren und sein Plan soll Italien und Deutschland zähmen. Die Sache scheitert, weil der englische Premierminister Chamberlain Roosevelt durchschaut und die Gefahr für England wittert, die der Plan enthält. Der amerikanische Präsident schlägt dem englischen Premier an jenem 12. Januar in dem geheimen Brief ein eigenartiges Verfahren für seine Absicht vor. Er will parallel zehn ausgewählte kleine Staaten zu einer Konferenz unter seiner Leitung nach Washington einladen und zeitgleich in getrennten Verhandlungen nacheinander mit England, Frankreich, Italien und Deutschland über seine neue Weltfriedens- und Wirtschaftsordnung sprechen. Das Ergebnis der Konferenzen soll dann allen anderen Staaten dieser Erde übersandt und zur Unterschrift empfohlen werde.
Dupuy and Dupuy, Seite 1124
Bavendamm, Roosevelts Krieg, Seite 149
Bavendamm, Roosevelts Krieg, Seite 342
Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seiten 285 ff
Mit dieser komplizierten Art Regie hätte Roosevelt die absolute Dominanz gehabt. Die zehn Kleinen hätten neben der Weltmacht USA so gut wie kein Gewicht besessen und die vier Großen keine Chance, während der getrennten Gespräche eine Allianz zu eigenen Gunsten einzugehen und eigene Interessen zu wahren. Doch das ist nicht der einzige Punkt, den Chamberlain nicht akzeptieren will. Da gibt es noch vier weitere. Der erste ist, daß auf den Konferenzen auch über einen freien Zugang aller Staaten zu allen Handelszonen und Rohstoffquellen auf der Erde verhandelt werden soll. Hier hätte England in seinen Kolonien Konzessionen machen müssen. Das zweite ist, daß Roosevelt sich schon in seinem Schreiben die „Freiheit von politischen Verwicklungen" vorbehält. Das kann nur heißen, daß sich die USA im Notfall selbst nicht an ihre neue Weltfriedensund Wirtschaftsordnung halten müßten. Der dritte ist, daß Roosevelt zum Ausdruck bringt, daß er „von ganzem Herzen kommende Unterstützung" jedoch keine Ergänzungsvorschläge wünscht. Und der vierte Punkt, der stört, ist der Termin. Roosevelt verlangt Antwort in nur fünf Tagen. Chamberlain lehnt diesen „Weltfriedensplan" mit
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