Der Krieg der Welten
Hitzestrahl und den Schwarzen Rauch in unbegrenzten Mengen herzustellen. Wenn er nur mehr über das Ziel der Invasion gewußt hätte!
Gegen Mittag erwachte Hopkins und berichtete nun in aller Ruhe von seinen Abenteuern an der Küste. "Wenn sie es gewollt hätten, so wäre ihnen keiner entkommen", sagte er.
"Sie?" wiederholte Holmes. "Erzählten Sie nicht, daß zwei der drei Maschinen vernichtet wurden?"
"Ja, aber später kamen noch weitere. Sie töteten die Leute am Strand nicht, sondern schoben sie in käfigartige Behälter - weshalb, das weiß ich auch nicht."
"Diese Einzelheiten sind äußerst wichtig", meinte Holmes. "Ich gelangte bereits zu dem Schluß, daß sie nur eine begrenzte Anzahl von Waffen mitgebracht haben können Das gleiche gilt natürlich für die Verpflegung. Sie müssen sich ihre Nahrung hier auf der Erde suchen."
"Dann fressen sie die Menschen!" rief Hopkins entsetzt aus.
"Die Logik scheint ansteckend zu sein." Holmes lächelte schwach. "Ich wüßte gern mehr über den Stoffwechsel dieser Fremden."
"Sie betrachten uns als niedere Tiere!" stammelte Hopkins.
"Ganz offensichtlich. Aber niedere Tiere besitzen zuweilen ihre ganz besonderen Listen. Denken Sie nur an die Ratten, die es seit Jahrtausenden verstehen, der Vernichtung durch den Menschen zu entgehen!" Holmes zuckte die Achseln. "Wir bereiten uns jetzt ein Lunch. Später werde ich versuchen, Verbindung zu Professor Challenger aufzunehmen, einem Freund von mir, dessen Vernunft und Klugheit uns sicher weiterhelfen kann."
Nach dem Essen huschten sie durch leere, stille Straßen nach Süden, in den Hydepark und weiter in die Kensington Gardens. Dichte Massen eines bräunlich-roten Krautes überwucherten die Wasserfläche des Serpentineteichs.
"Mehr als nur eine Lebensform hat den Raum durchquert", sagte Holmes und betrachtete einen der fleischigen Sprosse im Vergrößerungsglas. "Das Zeug hat sich schnellausgebreitet, aber sehen Sie sich die welken braunen SteIlen hier an! Aufschlußreich, Hopkins, und sehr ermutigend."
"Ermutigend, Mister Holmes?"
"Unser Klima scheint diesem Organismus nicht zu bekommen. Vielleicht ist es ebenso ungesund für die Invasoren."
Sie erreichten eine Straße jenseits der Parkanlagen.
"Hier haben die Marsbewohner ihre Spuren hinterlassen", stellte Holmes fest und deutete auf ein halb eingestürztes Lebensmittelgeschäft. Im Laden selbst herrschte ein wildes Durcheinander. Holmes schaute sich prüfend um. "Die Regale sind so gut wie ausgeräumt. Hier stehen ein paar Dosen Fleisch und dort drüben einige Kekspackungen. Stecken Sie das Zeug ein, Hopkins! Äh, zwei Flaschen Bier. Alles andere haben sie mitgenommen."
"Doch nicht, um es selbst zu verspeisen?" meinte Hopkins.
"Ich nehme an, daß sie ihre Gefangenen damit versorgen."
Im Enmore Park betraten sie die Stufen zu Challengers Haus mit seiner eindrucksvollen Säulenfassade. Das schwere Tor war verschlossen.
"Allmählich glaube ich, daß er in Woking den Tod fand", sagte Holmes. "Die Leute erzählten mir, er habe die Vermutung geäußert, daß die Invasoren nicht unbedingt vom Mars stammen müßten."
"Aber wir wissen doch, daß sie vom Mars starteten."
"Vielleicht stellte unser Nachbarplanet nur eine Zwischenstation auf einer sehr viel längeren Reise dar", meinte Holmes.
Er setzte sich auf die oberste Stufe und begann eifrig in seinem Notizbuch zu schreiben. Nach einer Weile riß er ein paar Blätter heraus und gab sie Hopkins.
"Bringen Sie das nach Birmingham !" sagte er. "Zu Sir Percy Phelps vom Außenministerium."
"Aber Birmingham ist mehr als hundert Meilen von hier entfernt", widersprach Hopkins.
"Sobald Sie London verlassen haben, werden Sie auf Menschen stoßen. Als Polizeibeamter haben Sie das Recht, jederzeit ein Pferd oder eine Kutsche zu verlangen. Ich bestehe darauf, daß Sie diesen Kurierdienst übernehmen. Das Schreiben enthält eine Zusammenfassung meiner Schlußfolgerungen und ist äußerst wichtig für die zukünftigen Schritte, die unser Land gegen den Feind einleiten wird."
"Kommen Sie denn nicht mit?" fragte Hopkins.
"Meine Pflicht ist es, hier Informationen zu sammeln. Ich halte es für einen der schlimmsten Fehler, Theorien aufzustellen, bevor man genügend Fakten in der Hand hat."
"Ich hoffe sehr, daß Dr. Watson diese Episode in einem Buch festhält", sagte Hopkins.
"Ich werde ihm nie die volle Wahrheit sagen", erklärte Holmes. "Er hat die Angewohnheit, mich mit seinem übertriebenen Lob zu beschämen. Viel Glück,
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