Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
Vom Netzwerk:
hätte ich wahrscheinlich alles in die Schanze geschlagen und wäre querfeldein gegangen. Aber der Artillerist riet mir davon ab: "Einer rechten Frau", sagte er, "erweist man keinen Gefallen, wenn man sie zur Witwe macht." Und schließlich ließ ich mich überreden, unter dem Schutz der Wälder mit ihm nördlich bis Street Cobham zu gehen. Dort wollten wir uns trennen. Dann wollte ich einen großen Umweg über Epsom machen, um Leatherhead zu erreichen. Ich wäre auf der Stelle aufgebrochen, aber mein Gefährte hatte im aktiven Dienst gestanden und verstand es besser. Er veranlaßte mich, das ganze Haus nach einer Feldflasche zu durchstöbern, die er mit Whisky füllte; und jede mögliche Tasche stopften wir mit Zwieback und Fleischschnitten voll. Dann schlichen wir uns aus dem Hause und liefen, so schnell wir konnten, die schlechte Straße hinab, auf der ich die Nacht vorher gekommen war, Die Häuser schienen verlassen. Auf der Straße lagen dicht nebeneinander drei vom Hitzestrahl getroffene Leichen; und hier und da sah man Gegenstände, welche die Leute auf ihrer Flucht verloren hatten - eine Uhr, einen Pantoffel, einen Silberlöffel und ähnliche armselige Kostbarkeiten. An der Ecke vor dem Postamt stand ein kleiner Karren, mit Koffern und Hausgerät bepackt, ohne Pferd, halb umgestürzt, mit einem gebrochenen Rad. Eine Geldschatulle war hastig aufgebrochen und in den Wirrwarr zurück geschleudert worden. Außer dem Pförtnerhäuschen beim Waisenhaus, das noch immer brannte, hatte keines der Häuser hier sehr gelitten. Der Hitzestrahl hatte die Schornsteine abgeschlagen und war weitergefahren. Dennoch schien es außer uns keine lebende Seele am Maybury Hill zu geben. Die Mehrheit der Bewohner hatte auf der Straße nach Old Woking - derselben, auf der ich nach Leatherhead gefahren war - ihr Heil in der Flucht gesucht, oder sie hielt sich verborgen. Wir gingen den kleinen Feldweg hinab, vorbei an der Leiche des Mannes in Schwarz, die jetzt vom nächtlichen Hagelschlag ganz durchnäßt war und schlugen uns am Fuß des Hügels in das Gehölz. Wir arbeiteten uns bis zur Eisenbahn durch, ohne einer lebenden Seele zu begegnen. Der Wald jenseits des Eisenbahndammes war nur noch die geborstene und verkohlte Ruine eines Waldes; zum größten Teil waren die Bäume umgestürzt, aber eine geringe Anzahl stand noch da, trostlose graue Stämme mit dunkelbraunen statt grünen Nadeln.
    Auf unserer Seite hatte das Feuer nur einige näher stehende Bäume versengt; doch nicht genügend, um einen Brand zu entfachen. An einer Stelle hatten die Holzfäller noch am Samstag gearbeitet; gefällte und frischgeschnittene Baumstämme lagen mit ganzen Hügeln von Sägespänen neben der Sägemaschine und ihrem Motor in einer Lichtung. Dicht daneben sah man eine nur für vorübergehenden Gebrauch gezimmerte Hütte, die verlassen dalag. Nicht ein Lüftchen regte sich an diesem Morgen, und alles war seltsam still. Selbst die Vögel waren verstummt, und als wir so entlangeilten, sprachen der Artillerist und ich nur im Flüsterton, und von Zeit zu Zeit blickten wir über die Schulter zurück. Ein- oder zweimal hielten wir an, um zu lauschen. Nach einiger Zeit näherten wir uns der Straße, und als wir ihr ganz nahe kamen, hörten wir das Klappern von Hufen und sahen durch die Baumstämme drei Kavalleristen, die langsam auf Woking zuritten. Wir riefen sie an, und sie machten halt, während wir auf sie zueilten. Es waren ein Leutnant und zwei Mann von den 8. Husaren. Sie trugen ein Gestell, das wie ein Theodolit aussah, das aber der Artillerist mir als Heliographen erklärte.
    "Sie sind die ersten Menschen, die ich auf dieser Straße heute morgen gesehen haben", sagte der Leutnant; "was ist denn eigentlich los?"
    Seine Stimme und sein Gesicht waren erfüllt von Wißbegierde. Auch die Soldaten hinter ihm starrten uns neugierig an. Der Artillerist sprang über den Graben auf die Straße hinab und salutierte. "Kanonen zerstört vorige Nacht, Herr Leutnant. Habe mich versteckt Versuche zur Batterie zurückzukommen, Herr Leutnant. Sie werden, wenn Sie noch eine halbe Meile auf dieser Straße reiten, die Marsleute zu Gesicht bekommen, glaube ich. "Wie zum Kuckuck sehen die denn aus?" fragte der Leutnant.
    "Riesen in Rüstung, Herr Leutnant. Hundert Fuß hoch. Drei Beine und ein Rumpf wie Aluminium, mit einem ungeheuren Kopf in einer Kappe, Herr Leutnant."
    "Hören Sie doch auf!" rief der Leutnant. "Was für ein verfluchter Unsinn!"
    "Sie werden schon sehen,

Weitere Kostenlose Bücher