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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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Bäumen jenseits der ebenen Wiesen auf, die sich nach Chertsey hinziehen. Sie näherten sich eilends dem Fluß. Kleine kapuzinerartige Gestalten schienen sie zuerst, die sich rollend fortbewegten, schnell wie fliegende Vögel.
    Dann kam ein fünfter in schräger Richtung auf uns zu. Ihre gepanzerten Leiber glitzerten in der Sonne, als sie auf die Geschütze zurasten, und im Näherkommen wuchsen sie mit reißender Schnelligkeit. Der, der am weitesten entfernt, ganz links war, schwang einen ungeheuren Behälter in der Luft,, und der geisterhafte, furchtbare Hitzestrahl, den ich schon Freitag nachts gesehen hatte, fuhr gegen Chertsey und traf die Stadt.
    Beim Anblick dieser seltsamen, schnellen, schrecklichen Geschöpfe schien die Menge am Ufer vor Schrecken erstarrt zu sein. Man hörte weder Schreien noch Jammern. Alles blieb still. Dann ein heiseres Gemurmel, eine Bewegung von Füßen - ein Aufspritzen von Wasser. Ein Mann, der zu erschreckt war, um seine Reisetasche von der Schulter fallen zu lassen, warf sich herum und stieß mich mit seiner Bürde fast zu Boden. Eine Frau stieß mit ihrer Hand nach mir und stürzte an mir vorüber. Zugleich mit der Menge wandte ich mich um; aber mein Entsetzen war nicht stark genug, um mich am Denken zu hindern. Der furchtbare Hitzestrahl beschäftigte meine Gedanken. Unter das Wasser flüchten! Das war das Richtige! "Unters Wasser!" schrie ich, ohne gehört zu werden.
    Ich wandte mich wieder um und rannte dem herankommenden Marsmann entgegen - rannte schnurstracks die kiesige Böschung hinab und stürzte mich kopfüber ins Wasser. Andere folgten mir. Ein Boot kam zurück, und die Leute sprangen heraus, als ich an ihnen vorbeistürmte. Die Steine unter meinen Füßen waren lehmig und schlüpfrig, und der Fluß war so seicht, daß ich vielleicht zwanzig Fuß weit lief und das Wasser mir nur bis zur Hüfte reichte. Dann, als der Marsmann kaum zweihundert Yards entfernt zu meinen Häupten auftauchte, warf ich mich nieder und tauchte unter. So oft die Leute aus den Booten in den Fluß sprangen, schall es wie Donnerschläge in meinen Ohren. Auf beiden Seiten des Flusses stiegen Leute ans Land. Aber die Marsmaschine beachtete diese hin- und herlaufende Menschenmenge nicht mehr, als etwa ein Mensch, der mit dem Fuß einen Ameisenhaufen zerstört hat, dessen Verwirrung beachtet. Als ich, halb erstickt, meinen Kopf über das Wasser erhob, war die Dachhaube des Marsmannes gegen die Batterien gerichtet, die noch immer über den Fluß schossen; und als er herankam, schwang er frei in der Luft jenes Ding, das der Generator des Hitzestrahls sein mußte. Im nächsten Augenblick war die Maschine am Ufer, und weit ausschreitend watete sie halb durch. Die Knie der Vorderbeine waren schon auf dem andern Ufer, und gleich darauf erhob es sich schon zu seiner vollen Höhe, ganz in der Nähe von Shepperton. Sofort begannen die sechs Geschütze, welche jedermann unsichtbar am rechten Ufer hinter den Ausläufern des Dorfes verborgen waren, gleichzeitig zu feuern. Die unerwartete Nähe der Erschütterung, die Schnelligkeit, mit der der letzte Schuß dem ersten folgte, ließen meine Pulse fliegen. Das Ungeheuer erhob schon den Hitzestrahlgenerator, als die erste Bombe sechs Yards über der Dachgaube platzte. Ich stieß einen Schrei des Erstaunens aus. Ich sah und hörte nichts von den vier andern Marsungetümen, meine Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem naheliegendsten Ereignis. Gleichzeitig barsten zwei weitere Bomben in der Luft dicht neben dem Körper des Riesen; er drehte die Dachhaube, gerade zur rechten Zeit, um die vierte Bombe zu erhalten, aber nicht rasch genug, um ihr auszuweichen.
    Die Bombe fuhr mitten in das Gesicht des Marsmannes. Die Haube blähte sich, blitzte auf und zersprang in ein Dutzend zerschellter Stücke roten Fleisches und glitzernden Metalles. "Getroffen!" schrie ich; meine Stimme klang halb kreischend, halb jubelnd. Ich hörte die antwortenden Schreie von den Leuten, die um mich herum im Wasser standen. In der augenblicklichen freudigen Stimmung hätte ich aus dem Wasser springen können. Der enthauptete Koloß wankte wie ein betrunkener Riese. Aber er stürzte nicht. Wie durch ein Wunder gewann er sein Gleichgewicht wieder. Nichts war mehr da, das seinen Lauf zügelte, und der Generator, der den Hitzestrahl abfeuerte, blieb hoch erhoben. So raste er polternd auf Shepperton los. Die lebende Intelligenz, der Marsmann in der Dachhaube, war erschlagen und seine Reste waren in

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