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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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Geröll hinab, richtete mich mühsam auf, legte beide Hände an die Ohren und stürzte in die Waschkammer. Der Kurat, der, mit den Armen seinen Kopf umklammernd, schweigend zusammengekauert dagesessen hatte, sah auf, als ich an ihm vorbeikam, schrie auf, als ich ihn verließ, und rannte mir nach.
    In dieser Nacht, als wir in der Waschküche kauerten und unsere Empfindungen zwischen Entsetzen und furchtbarer Neugier geteilt waren, stieg in mir der heftige Wunsch zu handeln auf. Aber ich mühte mich vergeblich, einen Rettungsplan zu entwerfen. Erst am zweiten Tag war ich fähig, unsere Lage mit großer Klarheit zu erfassen. Der Kurat, das sah ich, war nicht einmal zu einer Besprechung zu brauchen; ungekannte Schrecken hatten ihn in ein wildes, triebhaftes Geschöpf verwandelt und ihn seines Verstandes, seiner Denkfähigkeit beraubt. Er war in Wahrheit schon zum Tier herabgesunken. aber faßte, wie man sagt, mich selbst mit beiden Händen an Nun, da ich der rauhen Wirklichkeit ins Auge sehen konnte, gewann ich die Gewißheit, daß wir trotz unserer schrecklichen Lage doch noch kein Recht zu völliger Verzweiflung hätten. Unsere nächstliegende Hoffnung und Erwartung war, daß die Marsleute nur vorübergehend ihr Lager aufgeschlagen hätten. Sollten sie aber bleiben, so würden sie es doch nicht für notwendig halten, es ständig zu bewachen; und so könnte sich uns doch eine Möglichkeit zur Flucht bieten. Ich erwog auch sehr ernstlich den Plan, uns von der Grube weg einen unterirdischen Gang zu graben, aber die Möglichkeit, beim Auftauchen einer wachestehenden Kriegsmaschine unter die Augen zu kommen, schien mir anfangs doch zu erschreckend. Überdies hätte ich die ganze Grabearbeit allein zu verrichten gehabt, denn der Kurat hätte mich sicherlich im Stich gelassen.
    Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, war es am dritten Tag, als ich die Tötung jenes armen Teufels mit ansehen mußte. Es war das einzige Mal, daß ich die Marsleute Nahrung aufnehmen sah. Nach diesem Erlebnis vermied ich das Loch in der Mauer während des größten Teiles des Tages. Ich begab mich in die Waschküche, hängte die Tür aus und brachte einige Stunden damit zu, so geräuschlos als möglich mit meinem Beil zu graben; aber als ich ein etwa zwei Fuß tiefes Loch gegraben hatte, fiel die lockere Erde wieder polternd zusammen, und ich wagte nicht, die Arbeit fortzusetzen. Ich verlor allen Mut und legte mich für eine lange Zeit auf den Boden und hatte nicht einmal die Kraft, mich zu bewegen. Und von nun an gab ich den Gedanken, durch einen Tunnel zu entkommen, auf.
    Für den Eindruck, den die Marsleute auf mich gemacht hatten, ist es sehr bezeichnend, daß ich anfangs wenig oder vielmehr gar nicht daran dachte, daß unsere Feinde etwa durch einen menschlichen Angriff überwältigt werden könnten. Aber in der vierten oder fünften Nacht hörte ich so etwas wie starkes Geschützfeuer.
    Es war sehr spät nachts, und der Mond schien hell. Die Marsleute hatten die Aushöhlemaschine entfernt; und abgesehen von einer Kriegsmaschine, die an dem entfernteren Rand der Grube stand, und einer Greifmaschine, die in einer Ecke der Grube unmittelbar unter meinem Guckloch geschäftig arbeitete, war der Platz verlassen.
    Von der Greifmaschine ging ein blasser Schimmer aus, und das Licht des Mondes schien auf die Stangen und auf einige Stellen des Erdreichs. Sonst war die Grube in Dunkelheit gehüllt und ganz still. Nur das Geräusch der Maschine war zu hören. Es war eine wundervoll heitere Nacht; nur mit einem Planeten teilte der Mond seine Herrschaft über den Himmel. Ich hörte einen Hund heulen, und dieser vertraute Laut bestimmte mich, hinauszulauschen. Da hörte ich ganz deutlich ein Dröhnen, wie vom Donner schwerer Geschütze. Ich zählte deutlich sechs Schüsse und nach langer Unterbrechung wieder sechs. Und das war alles.
     

4. Der Tod des Kuraten
     
    Es war am sechsten Tag unserer Gefangenschaft. Zum letzten Mal warf ich einen Blick durch das Guckloch, und als ich mich umwandte, fand ich mich allein. Statt sich dicht an mich zu halten und zu versuchen, mich von der Spalte wegzudrängen, war der Kurat in die Waschküche zurückgegangen. Ein Verdacht schoß durch meinen Kopf. Ich ging schnell und leise hinterher. In der Dunkelheit hörte ich den Kuraten trinken. Ich griff aufs Geratewohl ins Dunkle und bekam eine Burgunderflasche zu fassen.
    Gleich darauf rangen wir miteinander. Das dauerte wenige Minuten, dann fiel die Flasche zu Boden und

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