Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
mit den Piraten das gleiche tun!Überhaupt – was bilden sich diese Halunken eigentlich ein? Denken die tatsächlich, dass sie es mit einer ruhmreichen Armee wie der unseren aufnehmen können? Größenwahn muss sie ergriffen haben, sonst kann ich mir eine solche Vermessenheit nicht erklären!“
„So scheint es“, sagte Ulven und runzelte dabei nachdenklich die Stirn. „Doch vielleicht steckt hinter dem Handeln dieser Menschen noch eine weitere Absicht, die sich uns bislang noch nicht erschließt. Die Pforte Arthiliens zu besetzen und mit Wehranlagen zu versehen drückt gegenüber Rhodrim eine unverhohlene Kriegserklärung aus – das steht außer Frage. Aber vielleicht sollten wir mit einem Angriff geduldig sein und warten, bis wir mehr über den Feind und seine Beweggründe in Erfahrung gebracht haben.“
„Ich schätze deinen Rat sehr, Ulven, mein Freund, aber meine Meinung ist, dass man uns jedes Zögern als Schwäche auslegen und noch weitere Gesetzlose dazu ermutigen könnte, sich den Piraten anzuschließen. Außerdem sollten wir ihnen so wenig wie möglich Zeit geben, sich für unseren Angriff zu wappnen. Und letztendlich sind es nichts weiter als einfache Piraten, über die wir uns hier Gedanken machen, ein zusammengewürfelter, schlecht bewaffneter Haufen, der beim ersten Anblick von Schwierigkeiten bekanntlich sofort Reißaus nehmen wird! Unsere tapferen Reiter werden sie schon beim ersten Aufeinandertreffen niederstrecken und in die Erde stampfen, und unser Sieg wird triumphal ausfallen!“
Ulven war sich nicht so sicher, ob der Fürst mit seiner Einschätzung der Lage nicht ein wenig zu blauäugig war, doch er schwieg und fügte sich. Umbarta war, bevor die Wahl des neuen Fürsten auf ihn gefallen war, ebenso wie er selbst und Ulmer zuvor ein hoher Offizier gewesen, ein Soldat mit Leib und Seele. Als solcher, der er auch nach seiner Thronbesteigung immer geblieben war, musste ihm die Aussicht auf eine ruhmreiche (und noch dazu einfach zu gewinnende) Schlacht verheißungsvoll und verlockend erscheinen. Erst recht, da er sich bei den sonstigen Aufgaben, die mit der Führung des Reiches verbunden waren, zwar redlich bemühte, jedoch nicht immer das glücklichste Händchen bewies. Insbesondere in wirtschaftlichen Fragen war Umbarta ziemlich unbedarft und musste immer wieder auf Ratschläge von anderen vertrauen.
Hinzu kam, dass er ein ausgesprochener Sturkopf war und sich außerdem mit Änderungen und Neuerungen schwer tat. Diese Eigenschaften hatten wohl auch dafür gesorgt, dass er es sich mit der mächtigen Händlergilde ganz und gar verscherzt, ja, sich diese sogar bewusst zu seinem Lieblingsfeind gemacht hatte. Andererseits hatte ihm gerade dies nicht nur die Sympathie seines eigenen Volkes, sondern auch das Wohlwollen und die volle Unterstützung von Arnhelm, dem König von Lemuria und Rhodrim, eingebracht.
So war der Beginn eines Angriffskrieges gegen die unverschämten Piraten beschlossene Sache. Ehe es jedoch soweit war, dass die Rhodrim ihre berüchtigte Reiterei über den Stromsteig, der über den Fluss Silberstrom führte, der wiederum das Fürstentum im Westen begrenzte, schicken würden, übermittelte Umbarta Arnhelm seine Absichten. Dieser antwortete, indem er dem Fürsten zwar wie gewöhnlich freie Hand ließ, ihm jedoch im gleichen Atemzug zu Umsicht und Vorsicht riet, ähnlich wie es Ulven zuvor getan hatte. Weiterhin bot der König die Unterstützung durch lemurische Einheiten an, was die Rhodrim eingedenk ihres Stolzes allerdings erwartungsgemäß ablehnten.
Vor den Toren der Hauptstadt Arth Mila, in der Nähe des auf weißen Klippen thronenden Bleichsteinwaldes, versammelte sich das Heer des östlichsten der drei Menschenreiche mit dem Fürsten selbst an der Spitze, um Abschied vom Volk zu nehmen. Man hatte es für nötig befunden, zweitausend Soldaten aufzubieten, von denen in etwa die Hälfte mit Pferden ausgestattet war, was eine bemerkenswert hohe Zahl war. Kaufleute, Handwerker, Bauern und vor allem die Angehörigen der Auserkorenen waren aus der ganzen Umgebung und sogar aus den Dörfernund Siedlungen des übrigen Reiches gekommen, um von den Kriegern jubelnd Abschied zu nehmen.
Plötzlich aber kam eine Kunde, die die gesamten, bislang wie am Schnürchen laufenden Vorbereitungen auf die Schlacht aus der Bahn zu werfen drohte: in Luth Golein war es zu einem Volksaufstand gekommen, genauer gesagt zu einem Aufstand der hiesigen Gaunerbanden.
Ganze Wagenladungen von Waren
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