Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
Bewohner der Piratenküste ihre heiße Ware mittlerweile besser als je zuvor an den Mann (oder an die Frau oder den Zwerg) brachten, war schnell gefunden. Bei diesem handelte sich nämlich um den Aufstieg der Händlergilde.
Die Angehörigen der Händlergilde hatten Awidon ebenso rasch und vollständig unter ihren Einfluss bekommen, wie dieses sich nach seiner Gründung seinerseits ausgebreitet hatte. Auch war es ihnen gelungen, in Lemuria höchst einträgliche Geschäfte zu machen, wohingegen es ihnen viel größere Schwierigkeiten bereitete, in Rhodrim Fuß zu fassen. Die bodenständigen Einwohner des ländlichen, so pferdeliebenden Reiches hegten nämlich von Anfang an eine an Abneigung grenzende Skepsis gegenüber den undurchsichtigen Machenschaften der reichenGildeleute und machten diesen deshalb das Leben auf die eine oder andere Weise schwer. Dies taten sie zum Beispiel durch das Verbot von Preisabsprachen, durch Zölle oder indem sie Steuern auf hohe Gewinne erhoben und diese auch unbestechlich eintrieben. Da sich die Rhodrim mit den Zwergen bestens verstanden und die rhodrimische Hauptstadt Arth Mila und die zwielichte, für das Fürstentum so untypische Metropole Luth Golein die wichtigsten Umschlagplätze überhaupt für den Warenverkehr mit Zwergen und Elben darstellten, stand die Gilde vor einem echten Problem.
Letztlich waren es Gildagar Rattenfänger und Hoss Nukrem, denen die passende Lösung für jenes Dilemma einfiel: sie verbündeten sich mit den skrupellosen Bewohnern der Piratenküste, die sich bester Verbindungen in die Unterwelt Luth Goleins erfeuten. Im Rahmen geheimer Unterhandlungen ermutigten sie diese unehrenhaften Gesellen, einige unliebsame Dienstleistungen für sie zu übernehmen, geraubte Ware kostengünstig bei Angehörigen der Gilde abzuliefern und allerlei weitere einträgliche Geschäfte in die Wege zu leiten. Im Gegenzug boten sie den Piraten vor allem reichlich Silberlinge an.
Tatsache war jedoch, dass das wahre und geheime Oberhaupt der Gilde, jenes Wesen, das bislang nur einigen der höchsten Mitglieder des Gilderates in einer dunklen Maskerade erschienen und als
der Schwarze Zauberer
oder
Meister Akkurin
bekannt war, noch viel weitreichendere Pläne gefasst hatte, in denen auch den Piraten eine gewisse Rolle zukam. Um diese voranzutreiben, traf er sich in jüngster Zeit mit Hwoldor, einem der wichtigsten Piratenanführer, nachdem sich ihre anfänglich lockere Zusammenarbeit bewährt hatte. Er kam in Begleitung zweier schwarz gewandeter Gestalten, die mit lebenden Wesen nicht viel gemein hatten und mindestens so furchteinflößend waren wie er selbst. Dann bot er seinem Gastgeber einen Pakt an, den der Pirat nur schwerlich ablehnen konnte.
Die eine Seite des Abkommens sah vor, dass Hwoldor mit der Unterstützung der Gilde und des Schwarzen Zauberers der Herr aller Piraten werden und ein hervorragend ausgerüstetes Heer zur Verfügung erhalten sollte. Für einen späteren Zeitpunkt wurde ihm sogar in Aussicht gestellt, die Herrschaft über ganz Rhodrim zu übernehmen und über das Fürstentum zu verfügen, so wie er es für richtig hielt.
Die andere Seite war ziemlich simpel: sie besagte, dass der schwarzbärtige Hwoldor sich den Befehlen seines neuen Herrn bereitwillig ergab. Und mangels einer besseren Option und angesichts der Ehrfurcht, die sein Gegenüber (und dessen abscheuliche Diener) im ihm auslöste, willigte der Pirat in das Angebot gerne ein.
In der Folgezeit zwang Hwoldor mit List und Geschick einerseits und dem ein oder anderen Blutvergießen andererseits zahlreiche Dörfer und Familien der Piratenküste unter seine Knute und überzeugte deren Bewohner nach und nach von seinen Plänen. Der letzte, der ihm bei seiner Machtergreifung gefährlich werden konnte, war ein älterer, mieser Halunke (ein ebenso mieser Halunke wie er selbst) namens Rongrm, mit dem er sich zuvor noch gegen andere Nebenbuhler verbündet hatte.
Rongrm war das Oberhaupt einer sehr alten und sehr großen Piratenfamilie, mit deren Zusammenhalt es aufgrund vieler Eifersüchteleien allerdings nicht weit her war. So fiel es Hwoldor nicht allzu schwer, Nelrm, den jüngsten Sohn seines Gegners, zu bestechen und zu ködern, woraufhin dieser seine älteren Brüder Elrm und Helrm und schließlich seinen eigenen Vater tötete. Als es dann daran ging, seine Versprechungen einzulösen und Nelrm großzügig zu belohnen, hieß Hwoldor zufrieden seinen barbarischen Leibwächter Kran, den naiven Kerl
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