Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
Anblick in Überraschung und Furcht versetzten. Es waren überwiegend Rappen, die lederne Masken mit pyramidenförmigen Stacheln trugen und die jeweils in Paaren eines der wehrhaften, mit Speerträgern besetzten Vehikel zogen, deren mit Dornen gespickte Radnaben wie polierte Sicheln glänzten. Auch der Rest des Heeres der Südländer hatte nicht viel mit dem gemein, was man in früheren Zeiten von den einfältigen Halunken der Piratenküste gewohnt war. Es waren nämlich bestens ausgerüstete und im Großen und Ganzen disziplinierte Krieger. Sie gebrauchten geschwungene Säbel, lange Speere und straff gespannte Bogen, trugen mit Eisenbeschlägen versetzte Harnische und Beinschienen und darüber hinaus kantige Helme, deren Messing von den Morgenröte bestrichen wurde und die darum wie ein Meer aus rotem Gold erglänzten.
    Keiner durfte diese Streitmacht gering schätzen, wenn er noch bei Sinnen war, soviel wurde nun offenbar. Und ebenso bald wurden die Rhodrim gewahr, dass die tausend Mann, die sie aufboten an diesem Tag, bei weitem nicht ausreichend waren, um die doppelte Zahl ihrer Feinde in Schach zu halten. Doch für jede Art von Ausweg war es nun zu spät. Und als die Piraten dann über sie kamen, fanden sie nicht einmal die Zeit, ihr legendäres, weißgoldenes Horn Siegschall zu stoßen, um neuerlichen Mut in ihren Herzen zu entfachen.
    So entwickelte sich die bitterste Stunde des Fürstentums seit Gedenken, wenn man von der furchtbaren Niederlage gegen die Orks bei Arth Mila einmal absah. Die Rhodrim erlitten schlimme Verluste, und bis gegen Mittag musste jedermann klar sein, dass die Schlacht nicht mehr zu gewinnen war. Sie hatten sich mit ihrer Strategie gründlich vergaloppiert. Ulven, der von den anderen Heeresführernbald dazu gedrängt wurde, den Oberbefehl zu übernehmen, ordnete schließlich den Rückzug an, um wenigstens einen Rest an Menschenleben zu retten. Umbarta hingegen blieb unverbesserlich und schien von Kriegstollheit und Entsetzen so sehr umfangen zu sein, dass von ihm keine klaren Anweisungen mehr kamen und er sich zuletzt selbst und ohne jede Rückendeckung in den Kampf stürzte.
    „Wen haben wir denn da, einen Fürsten, dem seine Armee nicht mehr gehorcht, womöglich? In früheren Zeiten wäre so etwas unvorstellbar gewesen; deine Vorgänger hätten sich so etwas gerade von ihren engsten Vertrauten niemals gefallen lassen, meinst du nicht auch, Umbarta, Fürst der Rhodrim!?“, meinte Hwoldor, der seinen Hut gegen einen schlichten, rundförmigenHelm eingetauscht hatte, mit triefendem Hohn, als er den Fürsten einsam an einer Stelle auf dem Schlachtfeld fand.
    Umbartas Augen funkelten vor Wahn, und seine Stirn glühte wie von einem Fieber, als er den Piratenanführer mit dem schwarzen Rauschebart und dem graublauen Mantel, den er über seiner Kettenrüstung trug und der ihm bis über die Stiefelschäfte reichte, vor sich erkannte. Dahinter kam ein weiterer Mann, der wohl so etwas wie ein Leibwächter des Piraten war, ein Kerl so hoch wie ein Turm, mit langen Haaren und einem kantigen, zernarbten Gesicht, das ihn mehr wie einen steinernen Pfeiler als wie einen Menschen wirken ließ. Kran hatte sich angewöhnt, seinem Herrn und Brötchengeber niemals weit von der Seite zu weichen.
    „Piratengesindel!“, schnaubte Umbarta. „Damit werdet Ihr nicht durchkommen! Ihr werdet büßen für Eure Frechheit, und Eure Kadaver wird man hinter Pferden und Maultieren von hier bis zum Orkland-Pass schleifen und dort den Vögeln und Hunden zum Fraß vorwerfen!“
    „Na, na, was ist denn das für eine Wortwahl für einen Adligen? Von meinen awidonischen Freunden von der Händlergilde bin ich da ganz andere Manieren gewöhnt. Aber deshalb werden diese ja auch bald über ganz Arthilien herrschen, während du, mein Freund, dann schon lange tot sein wirst!“
    „Die Händlergilde? Diese Schurken, ich hab’ es geahnt ...! Sie und Ihr alle werdet von Aldu für diese Intrige bitter zur Rechenschaft gezogen werden!“
    „Vielleicht werden wir das. Offen gesagt erwarte ich auch nichts anderes. Aber wenn es so kommen sollte, dann ganz sicher nicht heute“, entgegnete der Piratenfürst und schritt blitzschnell zur Tat.
    Für einen Augenblick war Umbarta von seinen eigenen, düsteren Gedanken abgelenkt und sah voll Hass nach Westen, in diejenige Richtung, in der im awidonischen Taliska das Haupthaus der Gilde stand. Währenddessen war ihm Hwoldor unmerklich näher gekommen und nun, da die Gelegenheit gerade gut

Weitere Kostenlose Bücher