Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
war, zog der Schurke blitzartig einen langen Dolch aus seinem Gewand hervor und stach ihn seinem Gegenüber geradewegs in Herz. Blut schoss in steilen Bahnen aus der Wunde, während das Oberhaupt Rhodrims stöhnend und ächzend zu Boden sank und alsbald verstarb.
    „Ich hätte ihm natürlich auch einen fairen Kampf liefern können. Aber wenn wir ehrlich sind, lohnt sich ein fairer Kampf für einen Piraten einfach nicht. Man könnte sogar sagen, dass so etwas meinem guten Ruf schaden würde. Meinem
schlechten
Ruf, meine ich natürlich. Wie auch immer – ich glaube, wir haben die Schlacht gewonnen, Kran, also lass uns nach Hause gehen und ein paar Amphoren Wein leeren! Ich sterbe vor Durst. Aber vor allem schaff mir endlich meinen Hut wieder herbei, durch diesen verdammten Helm kommt kaum Luft, und das ist überhaupt nicht gut für mein Haar!“
    Hwoldor lachte, nahm den verschwitzten Helm ab und ging davon. Kran, der riesenhafte Barbar, lachte nicht, doch trottete er seinem Piratenherrn unwidersprochen hinterher.

Fünfzehntes Kapitel: Das Duell der Zauberer
    Irgendwo zwischen dem mächtigen Milmondo Mirnor im Westen, der rhodrimischen Ostmark im Südwesten, den Resten des untergegangenen Reiches Nalënor im Norden und dem namenlosen Gebirgszug, der entlang der Ostpassage verlief, im Süden stand eine einsame Hütte, die sich an einen mit bunten Blumen bewachsenen Hügel lehnte. Nicht weit entfernt von ihr rauschte ein Bach durch eine steinige Rinne und sammelte sich vorübergehend in einem Teichbecken, ehe er seine Reise südwärts in eine nahe Bewaldung fortsetzte. Die Bäume standen dort so dicht beisammen, dass sie den gesamten Eingang zu der Lichtung, die auf drei Seiten vonHügeln umsäumt wurde, ausfüllten, ohne einen einzigen, offensichtlichen Pfad oder eine Schneise zu lassen, wie ein Korken, der den Hals eines Weinschlauches verstopfte.
    Jener Ort, von dem wir sprechen, war fürwahr abgelegen und taugte daher auf keiner der üblichen Routen zwischen den Reichen der Menschen, der Elben und der Zwerge für eine Rast. Dennoch hätte er dem ein oder anderen Wanderer – etwa einem menschlichen Waldläufer, den umtriebigen unter den Mucklins oder aber hungrigen Ogern – dann und wann häufiger auffallen müssen, als es tatsächlich der Fall war. Der Grund, weshalb der einzige Bewohner der Lichtung und der Erbauer der Hütte seine selbst gewählte Einsamkeit ganz und gar genießen und ungestört seinen Studien nachgehen konnte, war, dass dieser jenen Zustand ganz bewusst herbeiführte und diesen auch herbeiführen konnte, da er ja schließlich über die Macht dazu gebot. Immerhin war er ein Zauberer, einer der ersten seiner Zunft sogar, einer der drei, die einst der große Zarudin als seine Schüler erwählt hatte.
    Marix hatte sich zwar seit langem dem Studium der Tiere – vor denen ihm die Vögel die liebsten waren – und auch von Baum und Strauch verschrieben, doch änderte dies nichts daran, dass er über so einige magischen Tricks verfügte, die sich bei der einen oder der anderen Gelegenheit schon als höchst wirkungsvoll erwiesen hatten. Unter anderem wenn es darum ging, Störenfriede von seinem Land zu vertreiben.
    An jenem frühen Morgen saß der Magus in seinem weiten, blauen Gewand gerade auf einem klapprigen Stuhl, der sein durchaus beachtliches Gewicht (der Mensch war klein aber ziemlich dick) nur mühevoll und widerwillig zu tragen schien, und lauschte den Stimmen der Vögel, was eine seiner liebsten Beschäftigungen überhaupt war. Seine geübten Ohren konnten natürlich sehr gut unterscheiden, welche Stimmen den letzten Nachtvögeln gehörten, die sich alsbald in ihre Nester zurückziehen und den Tag verschnarchen würden, und welche ihren gerade erst erwachten Artgenossen zuzuschreiben waren, die quietschfidel den neuen Tag begrüßten. Für ihn waren der Singsang und das Gepiepse der geflügelten Tiere die schönsten Lieder und Laute, die es überhaupt gab, und trotz der vielen Jahre auf seinem breiten Buckel konnte er niemals genug davon bekommen.
    Die Sympathie war im Übrigen eine gegenseitige, denn immer wieder umflatterten Schwärme kleiner Singvögel den alten Mann, ließen sich auf seinen Schultern nieder und pickten vorsichtig Brotkrumen aus seinen Händen.
    „Nur die Ruhe, meine kleinen Freunde – es ist genug für alle da“, sagte er und schmunzelte vergnügt.
    Die Morgensonne stand noch sehr schräg und verstrahlte ein mattes, zitronengelbes Licht, während sie vorsichtig

Weitere Kostenlose Bücher