Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
sind, als dass ihr Name in irgendeiner Überlieferung festgehalten würde. In gleichem Maße jedoch – und das ist das eigentlich Erstaunliche an solchen Dingen – vermögen Schicksale und Tragödien, große Helden hervorzubringen, die noch viel später folgenden Generationen als Sinnbilder von Mut und Tapferkeit in Erinnerung bleiben und deren Taten im Laufe der Zeit zusehends verklärt werden. Vor allem trifft dies auf Krieger zu, die möglichst viele ihrer Gegner erschlagen haben und denen das eigene Leben scheinbar weit weniger kostbar war als das höhere Wohl ihres Volkes, und ebenso auf die ruhmreichsten Zauberer, die im Krieg nicht weniger von Vorteil sein mögen, wenn man sie denn auf seiner Seite weiß.
Hologar und Moron wurden durch das Goldene Schwert Aurona, das die Hand Therons führte, schließlich erschlagen, doch sollte niemand annehmen, dass den Menschen der Sieg einfach gemacht wurde. Die Oger warfen und stemmten sich, nachdem sie erst einmal ihren Irrtum erkannt und zu den Waffen gegriffen hatten, mit aller Macht gegen die Angreifer, und wer jemals einen Oger zu Gesicht bekommen hat und um die unbeschreibliche Stärke der fleischigen Riesen weiß, der kann sich denken, dass der Schaden, den sie bei ihren erheblich kleineren Widersachern anrichteten, enorm war.
Drei Krieger waren es, die auf Seiten der Menschen als Helden herausragten und für den letztlichen Sieg ihrer Art Sorge trugen. Diese waren neben Theron Goldklinge dessen bester Freund Dassios, der bei der Vernichtung des Schwarzen Drachen auf dem Tôl Danur dann sein Leben ließ, und ein hünenhafter, schwarzhaariger Mann namens Thorold. Wer sich an Kogan,den Jugendfreund und Gefährten des späteren rhodrimischen Fürstensohnes Arnhelm erinnert, dem sei gesagt, dass manche Kogan als Nachfahren jenes gewaltig starken Recken sahen.
Der Blutzoll, den der Schwarze Thorold, wie man ihn hieß (was vielleicht der Fall war, da er unter seinen Feinden nichts als verbrannte Erde zurückzulassen pflegte), bei der Schlacht um Ogaron von seinen Gegnern einforderte, war kaum geringer als derjenige seines Mitstreiters Theron, obgleich er nicht über ein verzaubertes Schwert verfügte. Wie eine Sense schwang er sein langes Breitschwert mit seinen beiden starken Armen und pflügte durch die Horden der zähnefletschenden Oger, die natürlich noch größer und schwergewichtiger waren als er, so wie Pflugscharen, die einen kornbestandenen Acker mähten.
Dann, als die Schlacht bereits so gut wie entschieden war und Theron und Dassios sich auf den Weg zu Moron gemacht hatten, um auch seinem Wüten ein Ende zu bereiten, ereilte den scheinbar unüberwindlichen Krieger an diesem furchtbaren Tag doch noch sein Schicksal. Gerade hatte er einen der Feinde niedergestreckt und sich abgewandt, nachdem dieser mit blutiger, zerschundener Brust zusammengebrochen war, als er neben sich einen seiner Kameraden in Bedrängnis wähnte. Er half dem in Not geratenen Soldaten, indem er dem Oger, der gegen den Menschen die Oberhand gewonnen hatte, mit einem wuchtigen Hieb den Schädel spaltete. Und kaum darauf, als er sich nur einen Sekundenbruchteil der Genugtuung und der Befriedigung erlaubte, spürte er es auch schon: der Gegner, den er kurz zuvor niedergeworfen hatte, hatte noch einen schwindend geringen Teil Leben in sich bewahrt und gebrauchte diesen nun dazu, ihm mit den Zacken seines geborstenen Speeres einen Stoß zwischen die Rippen zu versetzen.
Ein gleißender Schmerz breitete sich in Thorold aus, er sah noch, wie die dunklen Mauern und Felsen um ihn herum zu einem Funkenmeer zerstoben und letztlich zu verwischten Schattenrissen verschwammen. Nun hatte es ihn doch noch erwischt, und er erfuhr, wie sich der Tod anfühlte! Doch wer so viele Leben genommen hatte wie er, der brauchte sich im Grunde nicht darüber zu beklagen, dass er nun ein einziges verlor. Und sagte man nicht landläufig: wer das Schwert erhebt, der wird irgendwann durch das Schwert getötet werden – oder so ähnlich?
Während er fiel, hart auf den Boden aufschlug und sein Schwert sich seiner kraftlosen Hand entwand, meinte er noch wahrzunehmen, wie sich ihm ein Wirrwarr von menschlichen Stimmen näherte, Hände ihn umsorgten und sich dann über all das eine einzelne, gebietende Stimme erhob. Die anderen, die um ihn herum waren, schienen sich der Stimme zu unterwerfen, und sie packten ihn, hievten seinen erschlaffenden Leib in die Höhe und trugen ihn mit eiligen Schritten davon. Doch was hatten
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