Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Krieger des menschlichen Heeres gewesen und hatte den Befehl über zahlreiche tapfere Männer gehabt.
Der Besuch im Wolkenturm erwies sich als Enttäuschung und konnte seine schlechte Laune nicht heben. Methoss war, wie er aus den Gesprächen der Wachen heraushörte, nicht in der Stadt, sondern befand sich auf Reisen im Südwesten des Landes. Die meisten anderen Amtsträger, die ihm begegneten, hatte er noch nie zuvor gesehen, und die wenigen, deren Gesichter und Namen er kannte, waren offenbar zu sehr beschäftigt, um sich ihm zu widmen. Die Zeiten hatten sich wahrlich ganz schön geändert.
Der Turm, der aus der Nähe noch größer und gewaltiger als aus der Ferne aussah, stelltenicht nur den Sitz des Königs und seiner Vertrauten dar, sondern stand auch dem gemeinen Volk zum Besuch offen, wie er außerdem feststellte. Also nutzte er die Gelegenheit und erklomm die Treppenstufen bis zu einer der oberen Etagen, wo sich in einem großen Raum viele Menschen eingefunden hatten, um über Balkone und breite Fenster die Aussicht zu genießen.
„Das Ding ist ziemlich wertvoll, Zwerg, also sei vorsichtig mit deinem Scheuerlappen und gib dir gefälligst Mühe!“, hörte er die Stimme eines etwas dicklichen, mit einen albernen Aufzug bekleideten Mannes sagen, der wohl zu der Schar der Hofbediensteten gehörte.
Thorold folgte den Blicken des Mannes, der ihm nicht sonderlich sympathisch war, und erkannte zu seiner Verblüffung, dass in einer Nische auf einem mit einem roten Samtkissen gepolsterten Sockel ein Schwert lag, das er nur zu gut wiedererkannte: es war Aurona, das Goldene Schwert. Das bärtige, kleine Wesen, das mit Wassereimer und Putzlappen vor dem Sockel stand und dessen Augen verschlagen glänzten, drehte sich unterdessen zu dem Menschen um, der ihn gescholten hatte. „Radament ist Euer ergebenster Diener und wird sich der Pflege dieses kostbaren Objektes als würdig erweisen“, zischte das Geschöpf und verneigte sich.
Ein Zwerg – ein waschechter Zwerg! Nicht zu fassen, dass es sie wirklich gibt!,
dachte der Krieger.
Es war ihm nun klar, zu welcher Station ihn seine Reise als nächstes führen musste. Er würde nach Hause zu seiner Frau und seinem Kind gehen. Sie würden ganz bestimmt außer sich sein vor Glück, und sie würde ihm einen großen Rührkuchen backen zum Empfang und ihm ein großes Horn Wein einschenken!
Das Haus, das er mit seinen eigenen Händen erbaut hatte, war bei all den neu hinzugekommenen Bauten und Straßen schwerer zu finden, als es der Wolkenturm gewesen war, doch es glückte ihm schließlich. Er erkannte sein Heim sofort wieder, auch wenn es mittlerweile einen anderen Anstrich bekommen hatte und eine gepflegte Hecke um es herumlief. Thorold trat durch das Tor in den Garten hinein und vernahm durch das Fenster, das zur Straße hin blickte und ihm nun am nächsten war, sogleich ihm vertraute Stimmen. Sein Herz machte einen Freudenhüpfer, als er seine geliebte Frau und die quiekende Stimme seines Kindes (auch wenn sie um einiges reifer und älter wirkte, als er sie in Erinnerung hatte – wie sehr musste sein Junge mittlerweile gewachsen sein!) hörte. Vielleicht war es besser, zunächst einen Blick durch das Fenster zu werfen, ehe er seiner Familie vor die Augen trat?
Auf Zehenspitzen, um sich ja nicht zu früh zu verraten, pirschte er sich ans Fenster heran, lugte über den Sims in das Innere des Häuschens hinein – und fühlte, wie ihm das Blut zu Eisklumpen gerann! Ein Mann, im besten Alter und gutaussehend, saß neben seiner Frau auf dem Sofa und hatte die Arme eng um sie geschlungen. Sie hingegen streichelte über ihren Bauch, der sich zu einer Kugel gerundet hatte, was wohl einiges über ihren Zustand kundtat.
„Bald ist es soweit, Schatz“, flötete die Frau, die Thorold einmal mehr als beinahe alles andere geliebt hatte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, mit dir ein gemeinsames Kind zu haben! Ich bin sicher, unser Kind wird sich keinen besseren Vater als dich wünschen können – wenn ich nur daran denke, dass du Thorolds Sohn immer wie deinen eigenen behandelt hast!“
Für einen Augenblick nestelte Thorold an seinem Gürtel herum, auf der Suche nach seinem Schwert, das er in seinen Nebenbuhler bohren konnte, aber das er natürlich nicht bei sich trug. Dann aber setzte sich die Erkenntnis durch, dass er dadurch alles nur verschlimmern und seine schwangere Frau ganz gewiss nicht zurückgewinnen würde. Die Beine drohten ihm
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