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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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sie vor mit ihm, nun, da sein Übergang in die jenseitige Welt, an die Seite des Einen, nur noch eine Frage kurzer Zeit war? Dann senkte sich Dunkelheit wie ein Bettlaken, das in kalter Nacht willkommene Wärme spendete, über ihn, und er fühlte sich leichter als jemals zuvor ...
    Als Thorold in den Schlaf sank, war das letzte, was ihn erfüllte, eine Art nervöse Vorfreude. Wie sehr er doch gespannt war auf das Jenseits und auf die neuen Abenteuer, die dieses für ihn bereit hielt! Würde er seine verstorbenen Verwandten und all die anderen, die er zeit seines Lebens kennen gelernt hatte und die bereits vor ihm dahingegangen waren, bald wiedersehen?
    Doch die Zeit, bis es endlich soweit sein würde (
dass
es bald soweit sein würde, stand für ihn nie in Frage), zog sich scheinbar ewig dahin. Ein paar Mal war es ihm, als würden seine Augen blinzeln und als könnte er ein paar Konturen und trübe Farben erkennen, doch es blieben undeutliche Fetzen und Fragmente, die seinem Verstehen nicht wirklich auf die Sprünge halfen, und der Großteil seiner neuen Umgebung blieb ihm weiterhin verborgen. Wie lange würde es noch dauern, bis der Tod endlich in ein neues Leben mündete? Hatten nicht alle Zauberer, Heiler und andere Neunmalkluge immer darauf bestanden, dass dem so war?
    Zu seiner grenzenlosen Verblüffung kam jedoch alles ganz anders. Irgendwann schlug erzum wiederholten Mal die Augen auf, und plötzlich konnte er alles ganz genau sehen. Auch seine Kräfte und die Kontrolle über seinen Leib waren von jetzt auf gleich in ihn zurückgekehrt, und er stand auf von dem Bett, auf dem er gelegen und sich ausgeruht hatte, und ging ein paar Schritte. Wie lange er wohl außer Gefecht gewesen war und nicht mitbekommen hatte, was um ihn herum vorgegangen war? Was jedoch zählte, war – und dieses Mal war er sich sehr sicher –, dass er dem Gevatter Tod, dem Freund Hein, wie man ihn in alten Sagen nannte, ein Schnippchen geschlagen hatte. Er fühlte sich nämlich ganz und gar nicht so, als sei er zu Staub zerfallen, und wenn er an sich herabsah, dann erkannte er, dass sich seine Brustwunde unter seinem Wams geschlossen hatte. Außer ihm war niemand hier, also konnte er nicht fragen, wem er für seine Heilung dankbar sein konnte, doch zweifelsohne musste ein großer Zauberer für eine solche Tat verantwortlich sein, denn wer sonst sollte einer solch tiefen Verwundung wie der, die ihm die Ogerwaffe zugefügt hatte, gewachsen sein?
    Noch ein wenig wacklig auf den Beinen, trat Thorold aus der kleinen Steinhütte, in der er aufgewacht war, nach draußen ins Freie und sah, dass er sich in einem Wald befand. Merkwürdigerweise hörte er kein Vogelgezwitscher, obwohl es helllichter Tag war. Auch sonst kam es ihm hier reichlich einsam vor. Auf jeden Fall kannte er diesen Ort nicht und konnte sich nicht erinnern, schon einmal hier gewesen zu sein. Dennoch vertraute er seiner inneren Stimme, die ihm zu einem bestimmten Weg riet und ihn anschließend wie ein erfahrener Waldläufer zwischen den dunklen Baumriesen hindurchführte. Bald hatte er die Hütte und damit den Platz, an dem er während der Zeit seiner Verwundung Ruhe und Heilung gefunden hatte, weit hinter sich gelassen, und er verbannte einstweilen die Gedanken daran und plante nicht, so bald dorthin zurückzukehren. Wonach es ihn verlangte, war die Gegenwart anderer Menschen, das Wiedersehen mit seinen Verwandten und Freunden und das Lauschen dessen, was in seiner Abwesenheit geschehen war.
    So gelangte er nach einiger Zeit in einen Bereich, an dem die Bäume lichter standen, und nachdem er den äußersten Baumgürtel durchwandert hatte, fand er sich endlich auf einer weiten Wiese wieder. Es wurde bereits Abend, und das Licht der Sonne, das nun über ihn fiel und ihn nach dem Zwielicht des Waldes blinzeln ließ, färbte sich ein. Dennoch erkannte er nun die breite Straße, die nicht weit südlich seiner Position verlief. Und bei diesem Anblick keimte Wiedererkennen in ihm auf, denn nun wusste er, wo im Ungefähren er sich befand: der ausladende Weg, den er vor sich sah, war die Route, die von Pír Cirven, der Stadt im Westen Arthiliens, mit deren Gründung man kurz vor dem Ausbruch des Krieges begonnen hatte, nach Osten führte. Und demzufolge musste der Wald, aus dem er gerade ans Tageslicht getreten war, der Nordforst sein, der Nuo Parana der Elben, die einstige Heimat eines Teiles der elbischen Lindar, die an diesem Ort vom Feuer des bösen Moron beinahe vernichtet worden

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