Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
waren.
Immerhin wusste er nun, wohin er sich wenden musste, doch hatte er kein Pferd, und so dauerte es, trotzdem er überraschend gut zu Fuß war, mehrere Tage, bis er in die Nähe der größten Siedlung seines Volkes gelangte. Zwischenzeitlich waren ihm zwar durchaus einige Reitergruppen und Wagen begegnet, doch hatte keiner davon angehalten, um ihn mitzunehmen, was wohl auf die große Eile zurückzuführen war, derer sich die meisten der Reisenden in dieser leeren Gegend befleißigten. Immerhin war die Vielzahl der Händler und derjenigen, die ohne schwere Bewaffnung reisten, ein untrügliches Zeichen für ihn, dass der Krieg gegen die Oger tatsächlich vorüber war und die Menschen des arthilischen Westens sich mittlerweile eines friedlichen Daseins erfreuten.
Als er endlich zu dem weitläufigen Plateau im Westen des Kontinents gelangte, auf dem seine Artgenossen nach der großen Überfahrt ihre ersten Häuser errichtet hatten, stutzte er vor Erstaunen. Ein Mauerwerk, so hoch wie eine Gebirgskette, umschloss die Siedlung, die er noch als klein und beschaulich in Erinnerung hatte, und in ihrer Mitte ragte ein himmelblauer Turmempor und schien seine flache Spitze bis in die schneeweißen Wolken zu recken. Zusätzlich – und das wunderte ihn dann auch nicht mehr – verkehrten ganze Menschenströme an dem großen Portal, das in die Südseite des Walls eingelassen war, und suchten entweder Einlass in die riesige Stadt oder zogen mit ihren Pferden und Karren in südliche oder andere Richtung hinfort.
Der einstige Krieger reihte sich ein in die Schlange derjenigen, die den leichten Hang zu dem geöffneten Tor hinaufstiegen und sich dort mehr oder minder geduldig einer nach dem anderen nach vorne schoben. Wie er nun erkannte, befand sich hinter dem äußeren Wall noch ein weiterer, ebenso hoch aufgetragener, und auf dessen Wehrgang sah er in beige Uniformen gewandete Soldaten hin und her patrouillieren. Sie waren so weit entfernt und darum so winzig, dass sie vor dem Hintergrund der gleißenden Sonne wie Ameisenschwärme oder aber von den Sonnenstrahlen gezeichnete Schlieren wirkten. Am Boden herrschte indessen ein heilloses Gedränge, und mehr als einmal fühlte er, wie ihn jemand unsanft anrempelte, und es ging nur mühsam und zäh voran.
Der Menschenzug, der in das Innere der Stadt hineinstrebte, bewegte sich rechts um den inneren Ringwall herum, und schließlich wurden Thorold und diejenigen, die in seiner Nähe gingen, von den Schatten, die zwischen den beiden hohen Mauern herrschten, ausgespieen und auf eine riesengroße Fläche befördert. Endlich hatte er Pír Cirven, die Stadt, in der auch er und seine Frau und sein Kind einst eine kleine Hütte errichtet hatten, erreicht!
Aus den wenigen Hütten, die vor dem Angriff auf Ogaron auf der hiesigen Felsebene gestanden hatten, war ein Meer von gepflasterten Straßen, Wegen und Plätzen und ein ganzer Wald aus den unterschiedlichsten Gebäuden geworden. Zum wiederholten Mal fragte er sich, wie lange seine Artgenossen gebraucht hatten, um all diese Bauten hochzuziehen und alle zugehörigen Werke zu verrichten und wie lange er folglich aufgrund seiner Verwundung nicht bei Bewusstsein gewesen war.
Aus den Gesprächen anderer Passanten entnahm er, dass Methoss der Navigator mittlerweile der König des Reiches Lemuria und dass Pír Cirven dessen Hauptstadt war. Eigentlich hatte er erwartet, dass man Theron Goldklinge nach dem Sieg gegen die Oger mit der Königswürde betrauen würde, denn schließlich war er es gewesen, den das Engelswesen mit dem Goldenen Schwert beschenkt hatte. Obgleich er damals der Ansicht gewesen er, dass die Waffe auch ihm selbst gut zu Gesicht gestanden hätte. Weiterhin verhielt es sich offensichtlich so, dass dieser scheinbar unendlich hohe Turm, den man den
Torindo Isa Nuafa
oder schlicht den
Wolkenturm
getauft hatte, der Sitz des Königs war. Also war es wohl angebracht, dort vorstellig zu werden und sich zu seinem Dienst als Soldat zurückzumelden. Ob man ihn wohl sehr vermisst hatte und seine Rückkehr vom Krankenlager bereits sehnlichst erwartete?
Während Thorold über die viel bevölkerten Straßen dahinschritt, ein paar Mal einigen rücksichtslosen Reitern aus dem Weg hopsen musste und den Wolkenturm suchte (der nicht schwer zu finden war, da er genau in der Mitte der Siedlung stand), wunderte und ärgerte es ihn schon ein wenig, dass man ihn auf offener Straße nicht erkannte. Immerhin war er nach Theron und Dassios der größte
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