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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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unter dem Gewicht dieser furchtbaren Erkenntnis wegzubrechen, und er schwankte benommen, mit scheinbar zusammengekniffenen Eingeweiden und einem säuerlichen Kloß in der Kehle von dem Grundstück herunter, das vormals sein eigenes gewesen war. Der Krieg hatte ihm alles genommen – eine Zeitspanne seines Lebens, seinen Beruf, seine Position und nun auch nochseinen Besitz und seine Familie. Krieg bedeutete beileibe nicht nur Ruhm – nicht einmal im Falle des Sieges – das wusste er nun ganz genau.
    Der hünenhafte Mann hatte eine plötzliche Abneigung gegen Pír Cirven entwickelt, die nun nicht mehr zu bändigen war. Er hatte das sichere Gefühl, dass er nicht mehr hierhin gehörte, sondern einfach nur weg von hier und an einem ganz anderen Ort etwas erledigen musste. Übel und blind vor Selbstmitleid und Entsetzen über seinen Verlust kehrte er der Stadt den Rücken, zwängte sich abermals zwischen den beiden Wehrmauern hindurch und kehrte in die weite, unberührte Landschaft Lemurias zurück. Er sah sich um und fragte sich, was er als nächstes tun sollte, und je mehr er darüber nachdachte, desto besser begann er einer inneren Stimme zu lauschen, die ihm sagte, dass er nach etwas Bestimmtem suchen sollte.
    Diesem inneren Befehl folgend, begab er sich wiederum nach Osten, auf die Straße, die er bereits bei seinem Hinweg benutzt hatte, doch kehrte er nicht mehr den ganzen Weg zum Nordforst zurück. Zumindest vorerst nicht. Er folgte dem Pass nur solange, bis an einem Kreuzweg eine weitere gut ausgebaute Straße nach Süden abzweigte und offenbar, so war auf einem Schild am Straßenrand zu lesen, bis in die entfernte Stadt Isandretta führte. Sollte er tatsächlich einen neuerlichen, ewig weiten Fußmarsch auf sich nehmen, nur um in einer weiteren dieser riesenhaften, geschwulstartigen Städte zu landen, in der er sich ohnehin nicht zurechtfinden würde? Dennoch gab er dem Drang, sich in jene Richtung zu wenden, schließlich nach, und er brauchte beileibe nicht den ganzen Weg bis nach Isandretta zu gehen, um das zu finden, was man ihm zu suchen aufgegeben hatte.
    Es war an einem kühlen, nebligen Abend, als er östlich der Straße ein großes, von Zypressen umfriedetes Gelände erblickte. Neugierig trat er durch den Einschnitt in der Hecke und sah, dass es sich um einen Friedhof handelte, einen so großen, wie er noch nie zuvor einen gesehen hatte. Der vordere Bereich war den Überresten von zumeist betagten Menschen gewidmet, die hier ganz in der Nähe gelebt und gestorben waren, doch als er sich zwischen den stummen Grabreihen weiter nach hinten arbeitete, blickten ihm große, kalte Gedenktafeln entgegen, die etwas anderes verkündeten.
    Unseren Helden des Krieges der Befreiung, gefallen im Kampf gegen die Oger im Wächtergebirge anno 1790 n.d.A.
, stand da in einer feinen Schnitzerei in einer großen Gesteinstafel zu lesen.
    Thorolds Herz hämmerte wie ein Schmiedehammer auf einen Amboss, denn er fühlte, dass er der Wahrheit, die er suchte, nun ganz nah war. Er ging weiter, blickte nervös von einem Grab zu dem anderen hin und fühlte, wie seine Beunruhigung wuchs. Dann erkannte er von weither etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Er trat näher heran, nun zitternd wie Espenlaub in einem Herbstwind, – und erstarrte plötzlich vor Erschrecken und jähem Verstehen.
    Thorold der Krieger, vom Freund bewundert und vom Feind gefürchtet, getötet von einem Ogerschwert inmitten der Feste Ogaron
    Als er die Inschrift auf dem Grabmal – seinem eigenen Grabmal – ein paar Mal gelesen hatte, sah er ängstlich an sich herab, führte die rechte Hand langsam zu seiner Brust hin und kam zu der Erkenntnis, an der er nun nicht länger zweifelte: sein Körper war bar von Fleisch und Knochen, er war durchscheinend wie die Geister und Phantome, von denen ihm sein Vater manchmal erzählt hatte, wenn er ihn spaßeshalber erschrecken wollte, und da war auch kein Herz, das in seiner Brust schlug und weiterhin Leben in ihn pumpte. Nun wunderte es ihn nicht mehr, dass in Pír Cirven und auf seinen Reisewegen niemand von ihm Notiz genommen hatte, und ebenso musste er seiner Frau, von der er noch kürzlich so abgrundtief enttäuscht zu sein glaubte, Abbitte leisten, denn tatsächlich war sie eine Witwe, deren Zeit der Trauer um ihren Gemahl irgendwann hatte enden müssen.
    Und noch ein Gespür wallte auf in seinem Innern, während er vor der an den Rändern mit Moos überwucherten Steinplatte, die seinen Namen trug, stand: an

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