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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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diesem Ort befanden sich mitnichten seine leiblichen Überreste, wie man es angesichts der Umstände wohl erwarten konnte; vielmehr war er sich ganz sicher, dass ein leerer Sarg in die kalte Erde gebettet worden war. Wo aber war sein Leichnam dann, wenn nicht auf diesem Soldatenfriedhof, und weshalb spukte sein Geist in der Gegend ’rum wie ein Waldläufer oder ein Pirat, die nirgendwo wirklich zu Hause waren, anstatt in der jenseitigen Welt ein gutes Horn Met auf die Erlebnisse seines verflossenen Daseins zu trinken?
    Er ahnte die Antwort bereits, und kaum hatte er damit begonnen, diese Gedanken weiterzuspinnen, da spürte er, wie ihn ein unwiderstehlicher Drang nach Norden zog. Er konnte nicht länger hier bleiben, und er konnte auch sonst nirgendwo hin, es war Zeit, dorthin zurückzukehren, wo er jetzt hingehörte. Und er wusste, wo dies war, und er wusste, dass all sein Wille nicht stark genug sein würde, um sich dagegen zur Wehr zu setzen.
    Thorold verließ den Friedhof und glitt in die Nacht hinaus. Nun, da er die Wahrheit über sich (oder wenigstens einen Teil davon) erfahren hatte, gab es keinen Grund mehr, weiterhin einen noch lebenden Menschen nachzuahmen, und so schritt er nicht mehr dahin, indem er einen Fuß vor den anderen setzte, sondern schwebte dicht über der Erdoberfläche in nördlicher Richtung. Und auf diese Art, während die Silhouetten von Bäumen, Sträuchern und stillen Seen wie albtraumhafte Gespinste an ihm vorüberzogen, gelangte er bald in den Nordforst zurück und trieb wie eine windbewegte Wolke bis vor den Einlass der kleinen Steinhütte, wo er auf den Boden zurückkehrte und den Rest seines Weges langsamer fortsetzte. Er trat durch den Eingang hindurch in den sich anschließenden Raum hinein und erkannte am anderen Ende einen großen, hageren Mann mit einem grauen Bart und finster und selbstzufrieden dreinblickenden Augen.
    „Ah, endlich, der Schwarze Thorold ist zurückgekehrt! Ihr habt Euch ganz schön Zeit gelassen, mein Bester, dabei ist Zeit etwas, von dem Euch nicht mehr allzu viel bleibt! Aber auch ein Dasein als Ghura hat seine Vorteile, wie ich Euch versichern kann, und da Ihr künftig nur noch meine Befehle befolgen werdet und so etwas Lästiges wie Euer Verstand Euch nicht daran hindern wird, werden wir sicher sehr glücklich miteinander sein! Kommt nun, und nehmt Platz neben dem nicht minder großen Dassios, Eurem einstigen Kriegskameraden!“
    Cherumon deutete auf einen der beiden Stühle, die neben ihm auf den modrigen Steindielen standen. Thorold erkannte auf dem Sitz zu seiner Rechten einen Leib, der in einer schwarzen Kluft steckte und dessen Gesicht von Brandnarben entsetzlich verunstaltet und zusätzlich eingefallen war, so wie es sich für eine schon etwas angefaulte, mumifizierte Leiche geziemte. Dennoch erkannte er, dass der Zauberer nicht log und es sich tatsächlich um Dassios, den besten Freund Theron Goldklinges handelte, der vom Feuer des Schwarzen Drachens Moron verzehrt worden war. Also hatte er auch dessen Leiche nach seinem Tod eilig beiseite geschafft und mit seinem ruchlosen Zauber verflucht!
    Auch der Körper auf dem zweiten Sitz war in eine schwarze Robe mit einer Kapuze gehüllt, und obgleich das Gesicht, das daraus hervorschaute, nicht verbrannt wirkte, war es doch nicht weniger grässlich gezeichnet. Es war das seine – blässlich, ausgemergelt und so kränklich wie das eines Mannes, der an einer todbringenden, unheilbaren, hochansteckenden Krankheit litt.
    Und wie er dessen gewahr wurde, da entschwand sein Geist, wurde aufgesaugt von seinem untoten, grotesk entstellten Leib, durch den er mit einem feinen, unsichtbaren Band noch immer verwoben war. Und dann schwand jedes Bewusstsein aus ihm – Hoffnung, Zuneigung, Sorge und Furcht, all die Eigenschaften, die ihn zeitlebens ausgezeichnet hatten, wurden zerrissen undverschlungen wie vom garstigen Maul eines Vancors, wie Fleisch, das in einem heißen Glutofen verschmorte.
    Gleichzeitig schlugen die beiden sitzenden Kreaturen nun ihre Augen auf, die in ihren verzerrten Grimassen nichts als dunkle Schlitze waren, und alles, was ihnen an Empfindungen noch blieb, waren Gehorsam und Hass.
    „Ihr seid zu Großem berufen, denn Ihr seid die ersten meiner Diener und werdet denjenigen, die noch folgen, als Vorbilder und Anführer dienen! Darum soll man Euch fortan als die Schattenkönige kennen und fürchten lernen!“
    Ein abscheuliches, mit tiefer Stimme trompetetes Lachen ertönte, und der große

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