Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
aufgetragen hat.“
„Und wenn deine Vermutung zutrifft und es sich wirklich um seelenlose Kreaturen aus dem Reich der Schatten handelt“, sagte Faramon, „wer könnte dann für einen solchen Frevel verantwortlich zeichnen? Ich nehme an, dass zu einer solchen Tat ein starker Zauber erforderlich ist.“
„Tja, und genau darüber zerbreche ich mir die ganze Zeit über den Kopf. Wenn wir Elben und Orks als Verursacher ausschließen wollen – immerhin heißt es ja, dass dieser Schwarze Zauberer ein Mensch sei –, dann fallen mir nicht gerade viele Kandidaten ein, die dafür in Frage kommen. Bis auf einen: Cherumon.“
„Cherumon? War das nicht neben dir und Marix der dritte Schüler des großen Zarudin?“, fragte Sigurd. „Ich erinnere mich, dass man sich erzählt, er habe mit dunklen Kräften experimentiert und sei irgendwann spurlos verschwunden. Aber das sind alles nur Gerüchte, denn es ist nämlich nicht bekannt, dass er seinem Volk oder anderen jemals Schaden zugefügt hat.“
„Das ist wohl wahr, aber ich habe keine andere Erklärung. Bedenkt nur die Hinweise, die wir haben! Zunächst einmal habe ich selbst gesehen und weiß sozusagen aus erster Hand, dass sich Cherumon in der Tat mit Schwarzer Magie und Nekromantie beschäftigte. Und er war ein Meister seines Fachs, er war immerhin Zarudins erster und ältester Schüler, sodass er den Zauber, eine Seele zu bannen und einen Ghura zu schaffen, sicherlich hätte meistern können.
Weiterhin gaben sich unsere beiden Häscher als Dassios und Thorold zu erkennen, die zwei der größten Krieger waren, die die Welt der Menschen jemals gesehen hat. Beide sind im Krieg gegen den Schwarzen Drachen Moron und die Oger gefallen, und nur mit einem jüngst Verstorbenen ist ein solcher Bannspruch überhaupt möglich. Folglich muss derjenige, der ihre noch warmen Leichen stahl und für seine Zwecke missbrauchte, seinerzeit dabei gewesen sein, als man sie im Wächtergebirge sterben sah, und da bestand an Zauberern nicht gerade ein Überfluss. Habt Ihr außerdem nicht gehört, was sie mir bestellt haben? Grüße von einem alten Freund oder so ... und außer mit meinen wenigen Schülern, die seinerzeit noch längst nicht geboren waren, stand ich an Zauberern eben nur mit Cherumon und Marix in Kontakt!
Apropos Marix: er war ein herzensguter Kerl, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte und sich immer schon hauptsächlich für die Erforschung der Tiere und Pflanzen interessierte. Wenn es stimmt, dass der Schwarze Zauberer ihn getötet oder seinen Tod veranlasst hat, dann wäre dies ein schlimmer Verlust für Arthilien. Zudem weckt dies Erinnerungen an die jüngste Ermordung von Rogun, einem meiner Schüler, in mir, denn damals wollten Leute gesehen haben, dass sich ein Mensch in einer rot-schwarzen Robe und mit einem langen, schwarzen Stab vom Ort des Verbrechens entfernte. Wenn man also zwei und zwei zusammenzählt, kommt man zu dem Schluss, dass hier ein böser Magier frei rumläuft, der aus toten Kriegern Ghuras erschafft und nebenbei die Welt von konkurrierenden Zauberern befreit. Ich kann nur hoffen, dass er während meiner Abwesenheit nicht auf die Idee kommt, auch meine anderen Schüler anzugreifen. Quadratus ist die meiste Zeit über allein in meiner Hütte, wohingegen Amfred in Taliska eigentlich in Sicherheit sein sollte. Gleichwohl kann man vor blindem Hass niemals ganz sicher sein.“
„Tolle Aussichten“, meinte Cord, der sich von der schlimmsten Ermattung, die ihn nach dem Handgemenge mit den Piraten befallen hatte, einigermaßen erholt zu haben schien. „Klingt so,als sollte man diesem Kerl mit einer scharf geschliffenen Klinge auf die Pelle rücken. Ein gezielter Schwertstreich wirkt manchmal Wunder und kann selbst den miesesten Typen ihre Flausen austreiben, wie man bei dem armen Kran ja gesehen hat.“ Die anderen nickten zustimmend und freuten sich darüber, dass ihr groß gewachsener Barbarenfreund seinen Humor wiedergefunden hatte.
„Mit Eurem Gerede um seelenlose Tote, die über die Erde wandeln, habt Ihr es auf jeden Fall geschafft, dass mir der Appetit gründlich vergangen ist“, beschied Neimo.
„Mir auch!“ Fredi nickte bekräftigend. „Wahrscheinlich werde ich überhaupt nie wieder totes Fleisch essen können!“
„Dass es Euch beiden dauerhaft den Appetit verschlägt, halte ich für ein Gerücht“, sagte Hermeline.
Die Angehörigen der Gemeinschaft kamen überein, den Rest des Tages an diesem Platz zu verbringen und ihre
Weitere Kostenlose Bücher