Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Kräfte bis zum nächsten Morgen zu erneuern. Auch waren sie sich noch nicht sicher, welchen Weg sie des Weiteren wählen sollten, denn derlei boten sich ihnen mindestens zwei Möglichkeiten.
Zum einen erstreckte sich nicht weit südlich von ihnen der tiefe, von Felsen gesäumte Einschnitt, der als die
Gauragar-Schlucht
bekannt war. Sie zu passieren war so etwas wie der direkte Weg, gedachte man von Arthilien aus das Innere des südlichen Kontinents zu erreichen. Der Nachteil war, dass selbiger Pass nicht eben einfach zu begehen war und vor allem leicht bewehrt werden konnte und Möglichkeiten für allerlei Hinterhalte bot. Mit anderen Worten: sollten Orks oder andere Feinde auf die Idee kommen, ihnen mit unlauteren Absichten aufzulauern, fänden sich dort genügend geeignete Stellen.
Die Alternative sah jedoch auch nicht viel rosiger aus. Sie sah vor, sich zunächst nach Osten zu wenden, wo sich inmitten von wilden, unwegsamen Gebieten und düsteren Hochmooren der mysteriöse Lor Brikai, der Nebelsee, befand, der das größte und zugleich unheimlichste Gewässer im Norden Orgards war. Von da an konnte man auf geradem Weg die Kroak-Tanuk, die Geisterwüste, erreichen, sofern es das Schicksal freundlich mit einem meinte und man es gerade bei guter Laune erwischte. In dem gebirgigen Grenzgebiet zwischen Moor und Wüste trieben sich nämlich reichlich Warge und die riesenhaften, bärenartigen Buloks herum, die stets ausgehungert waren und fette Beute angeblich über Meilen hinweg riechen konnten.
Und anschließend sah man sich dann vor die Frage gestellt, ob man, wenn man noch weiter nach Süden gelangen wollte, an den westlichen Ausläufern des Gebirges, das die Wüste im Westen begrenzte, entlang marschieren oder aber sich an dessen östlicher Seite durch das Meer aus Sand hindurchkämpfen wollte. Gleich wie man sich auch entschied – eine Wahl klang so schlecht und wenig erbaulich wie die andere.
„Jetzt, so frisch gekämmt und notdürftig rasiert, gefalle ich mir schon viel besser! Samtweiche Haut, ein markantes Kinn, was kann eine Frau von einem Mann noch mehr erwarten? Hach, es stimmt schon, wenn der Volksmund sagt, dass einen schönen Menschen nichts entstellen kann! Zu schade nur, dass ich keines meiner fabelhaften Parfüms mit mir führe, das würde meine männliche Ausstrahlung gewiss noch zusätzlich unterstreichen ...“
Monsegur Pandialo glitt mit den Fingern selbstverliebt seine Wangen hinab, strich sich über sein Kinn und betrachtete jede Linie, jeden Punkt seines Antlitzes hingebungsvoll in dem kleinen Spiegel, den er vor sich hielt. Und das bereits seit einer geraumen Zeit.
„Pandialo, habt Ihr meinen Spiegel gesehen? Er war in meiner Tasche, die Ihr vorhin getragen habt, und jetzt kann ich ihn nicht mehr finden!“, rief Alva aus einem guten Stück Entfernung zu ihm herüber, während sie reichlich Wäsche und irgendwelches schwer definierbare Zeug aus ihren beiden übergroßen Taschen ausgeräumt und zu einem Haufen aufgetürmt hatte.
„Äh, da bin ich überfragt, Gnädigste“, gab der Graf nach einer Schrecksekunde zur Antwort und fühlte sich ertappt. Eilig stand er auf, wendete sich der Prinzessin zu und hielt den Spiegel dabei hinter seinem Rücken versteckt. „Aber ich werde Euch natürlich sogleich bei der Suche helfen – nicht unwahrscheinlich, dass das kleine Ding sich kurzerhand selbstständig gemacht hat und irgendwo ganz in der Nähe liegt.“
„Dann hört auf zu schwätzen und helft mir lieber beim Suchen! Fragt die Mucklins, ob sie Euch helfen – oder den Herrn Lotan, vielleicht weiß er etwas darüber.“
In diesem Moment kamen die drei Mucklins aus einer nahen Hecke gehüpft und schlenderten vergnügt an Pandialo vorbei.
„Oh, was für ein toller Spiegel, Herr Graf! So einen hat meine Tante zu Hause auch“, meinte Hermeline, als sie den Gegenstand sah, den der Mensch hinter sich hielt, und dachte sich nichts dabei.
„Was machst du eigentlich damit, Pandialo, ist so etwas nicht nur ’was für Frauen und Mädchen?“, fragte Neimo.
„Oder willst du damit ein Feuer machen? Ich hab von einem Waldläufer gehört, dass man das Sonnenlicht damit bündeln kann, und Faramon hat gesagt, dass er das auch kann“, mutmaßte Fredi.
Ich könnte sie umbringen,
dachte der Graf, doch das half ihm jetzt auch nicht weiter. „Treffer! Ich habe Euren Spiegel in diesem Augenblick gefunden, Fräulein Alva! Lag einfach so da rum – wahrscheinlich ein kleiner Streich von unseren
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