Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Wer von uns kennt den Weg?“, sagte die Prinzessin mit einer Entschiedenheit, die einem an eine Widerrede nicht einmal denken ließ.
„Ich weiß immerhin die Richtung, und wenn Sigurd und Neimo mir helfen, sollten wir es schaffen, unserem Ziel näher zu kommen“, beschied Faramon und strich sich sein wunderbares, goldenes Haar, das nach den Erlebnissen der vergangenen Nacht etwas ungeordneter als sonst aussah, in einer flüssigen Bewegung zurück. „Ein Mittelgebirge, das eine Wüste umrandet, kann ja wohl nicht so einfach zu übersehen sein. Und notfalls fragen wir einfach ein paar freundliche Orks nach dem Weg“, fügte er hinzu und versuchte ein aufmunterndes Lächeln.
„
Falls
er wieder zu sich kommt, wird er ganz sicher feststellen, dass wir schon wieder in irgendeinem Schlamassel stecken“, brummte Cord vor sich hin, während er den hilflos daliegenden Menschenzauberer nachdenklich betrachtete und sich die anderen zum neuerlichen Aufbruch bereit machten.
Die Menschen, die Mucklins und der Elb wanderten fortan nach Süden und durchquerten jenes von Hochmooren und zerklüfteten Erhebungen geprägte Land, das sich südlich des Lor Brikais ausbreitete. Bodennebel, der mit milchig weißen Fingern nach ihnen griff, ließ die Bäume und Sträucher am Wegesrand scheinbar wie über wolkenhaften Meeren schweben, da von ihren vom Dunst verschluckten Wurzeln nichts zu sehen war. So trabten sie die meiste Zeit zwischen den vielen verschwommenen Erhebungen nur dahin, doch hätten sie ohnehin nicht viel schneller reiten können, da sie ja auf den auf seiner Bahre liegenden Lotan Rücksicht üben mussten.
Dann schloss sich ein weiterer Tag an, den sie allein inmitten von kaltem Stein, grauem Sand und kahlen, unbevölkerten Höhenzügen unter einem bleigrauen Himmel verbrachten. Nach dem Mittag lichtete sich zu ihrer Erleichterung mit einem Mal der Nebel, und nach langer Zeit färbten wieder Lichtschimmer die Unterseite der sich auftürmenden Wolken. Währenddessen erklommen sie einen beachtlichen Hügel, und je höher sie kamen, desto weiter breitete sich das öde Land unter ihnen aus. Links von ihnen, im Osten somit, erkannten sie eine mit Wasser gefüllte Talmulde, in deren Umgebung die Büsche und Sträucher verkümmert, kläglich und spröde aussahen. Es handelte sich dabei um einen Salzsee, wie Faramon mutmaßte, die in Orgard durchaus häufig vorkamen. Angesichts ihrer Erinnerung an den Nebelsee verspürte jedoch keiner von ihnen ein großes Verlangen, sich in dieser Gegend einem weiteren Gewässer näher als fünfhundert Fuß oder so zu nähern.
Am darauffolgenden Tag hatten sie immerhin eines geschafft: sie hatten die Nebelwand, die von den Mooren, die den Lor Brikai umlagerten, geworfen wurde, endgültig durchbrochen und sich in die Ebene südlich davon vorgearbeitet. Das war zweifellos eine gute Nachricht. Weniger gut fanden sie hingegen, dass das ohnehin schon wenige Grün nun beinahe vollends aus der Umgebung schwand und sie überdies ein Gebiet erreicht hatten, in dem es vor nadelspitzen Felszacken und scharfkantigen Steinformationen nur so wimmelte.
„Wir sollten uns nun bald nördlich der Kroak-Tanuk, der Geisterwüste, befinden“, sagte der Elbenfürst. „Soweit sind wir schon einmal gekommen. Nun wird es Zeit, uns zu entscheiden, welchen Weg wir künftig gehen wollen.“
„Ihr Elben könnt wirklich allem noch etwas Gutes abgewinnen“, meinte Pandialo. „Ich hingegen habe selten einen Landstrich gesehen, der mit unerfreulicher erschien.“
„Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es im behaglichen Awidon eine ähnliche Gegend gibt, du Blitzmerker“, sagte Sigurd, dem die Strapazen, wie allen anderen ebenso, allmählich auf die Laune schlugen.
Bevor es weiteren Streit zwischen den beiden Dauerkontrahenten geben konnte (mit wem hatte Sigurd während der Fahrt eigentlich noch nicht gestritten?), meldete sich Fredi zu Wort. „Wohin genau wollen wir eigentlich gelangen? Ich meine, um uns über den Weg unterhalten zu können, müssten wir zuerst einmal alle das Ziel kennen.“
„Lotan und Gorgon sprachen davon, dass wahrscheinlich die Talúreg die Hüter des dritten Engelssteines sind“, antwortete Neimo. „Und wenn das, was man über sie weiß, der Wahrheit entspricht, leben sie in den Bergen im Westen und Südwesten der Geisterwüste. Sie sind nämlich Angehörige eines uralten Wüstenvolkes und dürften deshalb nicht einfach zu finden sein, wenn man bedenkt, dass sie solange
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