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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vorzubereiten. Und nun, da er sie unmittelbar und teilweise unverwandelt erblickte, konnte auch kein Zweifel mehr darüber bestehen, wer von seinen Freunden nicht mehr unter den Atmenden weilte und mit welcher Haut sich diese abscheuliche Wesenheit schmückte: es war Hermeline.
    Gerade hatte sie sich über Alva gebeugt, die nichtsahnend in ihre Decke eingerollt war, und entblößte eine ihrer schrecklichen, langfingrigen Hände, die in tödliche Klauen ausliefen. Ein Wischer damit, und sie würde der Prinzessin im Schlaf die Kehle durchschneiden.
    „SCHER DICH DA WEG, DU SCHEUSAL!“, rief Neimo aus voller Kehle und landete mit einem weiten Hopser in der Mitte der Kaverne, die vom trüben Glast der aufgestellten Leuchten erhellt war. „Was hast du mit Hermeline gemacht?“, fügte er mit einer solch grimmigen Stimme hinzu, wie man sie von einem gutmütigen Wesen wie ihm überhaupt nicht gewohnt war.
    Während die Nachtruhe von Sigurd, Pandialo, Alva, Fredi und Faramon durch das Geschrei ihres kleinen Gefährten jäh beendet wurde und sie aufsprangen und noch schlaftrunken zu ihren Waffen griffen, blieb die Hermeline-Kreatur dort stehen, wo sie war, und sah den Mucklin völlig verständnislos an. „Sag mal, hast du sie noch alle? Wie kommst du dazu, uns so zu erschrecken, und wieso fragst du, was irgendwer mit mir gemacht hat? Anscheinend sind dir die ganze Reise und deine tollen Abenteuer ein bisschen über den Kopf gewachsen, Herr Neimoklas!“
    Während sie ihre wütende Schelte an die Adresse ihres Artgenossen losließ, fuchtelte sie mit der rechten Hand herum, die Neimo für eine Krallenhand gehalten hatte. Nun jedoch, da er genauer hinschaute, erkannte er zu seiner Erleichterung, dass es sich bei dem Objekt, das Hermeline hielt, lediglich um einen hundsgewöhnlichen Kamm handelte, der nun wirklich nicht dazu geeignet war, jemandem Schaden zuzufügen. „Dann bist du ... wirklich Hermeline?“, fragte er zaghaft.
    „Ich werd’ dir gleich zeigen, wie wirklich ich bin, du Spaßvogel! Da will ich nichts weiter tun, als meiner Freundin Alva ihren Kamm zurückzulegen und muss mir dann irgendwelche Unterstellungen anhören! Jetzt wird’s mir mit Euch Verrückten aber allmählich zu bunt!
    Da fällt mir ein: erinnert Ihr Euch noch daran, dass unser werter Neimo den Nachttopf von Tante Petronella mit Honig bestrichen und in einen Ameisenhaufen getunkt hat? Die Geschichte hatte ich, glaube ich, noch nicht zu Ende erzählt.
    Nun, es dauerte eine Weile, bis Tantchen den Schuldigen für diesen groben Unfug überführt hatte. Dann aber, als sie endlich wusste, wer dafür verantwortlich war, hat sie sich eine ganz besondere Strafe ausgedacht. Das war vielleicht lustig und hat unserem Möchtegernhelden so überhaupt nicht gefallen ... Das müsst Ihr unbedingt hören!“
    „Neimo hat es nicht böse gemeint, und unter diesen Umständen ist ein wenig Misstrauen sicherlich ganz natürlich. Außerdem sollten wir froh darüber sein, einen solch aufmerksamen Wächter unter uns zu haben“, unterbrach Faramon die Mucklin und versuchte, die Aufregung zu beschwichtigen.
    „Trotzdem“, entgegnete Hermeline bissig und verschränkte vor lauter Trotz die Arme. Es war in ihren Augen unverzeihlich, dass gerade Neimo, der sie von Kindesbeinen an kannte, sie für ein Monstrum gehalten hatte! „Wo war ich stehen geblieben? Jetzt hab’ ich natürlich den Faden verloren ...“
    „Und vor allen Dingen –“, führte Piruk, der zwischenzeitlich in den Höhleneingang getreten war, nachdem er den Tumult vernommen hatte, den Gedanken des Elben fort, „ist Neimo ganz sicher mehr als glücklich darüber, dass er sich geirrt hat und du unverletzt bist, Hermeline. Also solltest du nicht zu streng mit ihm sein – wahrscheinlich hat er selbst den größten Schrecken abbekommen. Komm, Neimo, gehen wir wieder nach draußen und bringen wir den Rest der Nacht hinter uns. Nicht, dass diese Goblas noch versuchen, sich unsere Verwirrung zunutze zu machen.“
    Das klang ganz vernünftig, und angesichts solcher Argumente, die sich gegen ihren Ärger aussprachen, nahm Hermeline sich vor, ihre Rede auf einen späteren Zeitpunkt zu vertagen.
    Doch während der Ork und der Mucklin ihre alte Arbeit wieder aufnahmen, war in der muffigen Höhle an Schlaf nicht mehr zu denken. Die Dunkelheit, die von außerhalb hereinschwappte, war bereits längst nicht mehr so tief wie noch eine Weile zuvor, und die Stunde, da sich das Taggestirn über dem östlichen Ozean

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