Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
davonkommen lassen. Entweder wir geben unseren Plan auf und wandern zurück nach Westen oder sonst wohin, oder aber wir freunden uns mit dem Gedanken an, es mit einem ganzen Stamm Goblas aufzunehmen, über deren Anzahl, Waffen und Tücken wir nicht das geringste wissen.“
„Eine reizende Wahl“, kommentierte Pandialo zerknirscht.
„Alles andere wäre ja auch zu einfach gewesen ...“, meinte Sigurd.
„Wenigstens trauen sie sich nicht, uns hier oben zu behelligen, und wir haben diese Höhle, in der wir in Ruhe übernachten und nachdenken können. Vielleicht kommt uns während der Nacht ja eine rettende Idee ...“, dachte Neimo laut nach, um die anderen aufzuheitern. Brummend stimmten sie ihm zu, obgleich zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte, wie sehr er mit seiner Vermutung Recht behalten sollte ...
Sechzehntes Kapitel: Eine gewagte List
Bis auf Neimo und Piruk, die sich für den Rest der Nacht freiwillig zu wachen bereit erklärt hatten, drängten sich die Angehörigen der Gemeinschaft in die Höhle, deren Eingang sich an der Nordseite des Hügelkamms befand. Der Großteil des Raumes verlor sich im schummerigen Zwielicht des Mondes, nur an den Wänden und in den hinteren Winkeln hing eine tiefe Dunkelheit wie ein Behang aus schwarzer Wolle.
„Ah, eine unheimliche Höhle in Reichweite des Meeres und des mächtigen Andoluín, von bösen Feinden umringt und das im Angesicht tiefer Nacht – das riecht für mich sehr nach Geheimnis und Abenteuer!“, meinte Monsegur Pandialo und schaute dabei zu Alva hin, die er mit seiner linkisch zur Schau gestellten Unerschrockenheit wohl zu beeindrucken suchte.
„Für mich riecht es hier zuerst einmal nach Fäkalien“, erwiderte die Prinzessin trocken und schnüffelte mit ihrem feinen Näschen. „Wahrscheinlich hat sich in einer Ecke irgendein Tier erleichtert. Das sind ja wieder mal tolle Bedingungen für einen wohlverdienten Schönheitsschlaf!“
Dennoch blieb ihnen selbstverständlich nichts anderes übrig, als sich mit den Bedingungen an diesem Ort abzufinden, und immerhin – so fanden einige – war diese beengte Grotte um einiges besser und sicherer als eine weitere Nacht unter dem freien Wüstenhimmel. Vor allem wenn man bedachte, in welcher unerfreulichen Gesellschaft man sich seit neuestem befand.
Während ihre Fahrtgenossen anschließend versuchten, eine Mütze Schlaf zu bekommen, hielten sich Piruk und Neimo wach, indem sie sich über ihre vertrackte Lage berieten. Zwar hatten die Goblas sich seit ihrer gelungenen Flucht tatsächlich zurückgezogen und – soweit sie sich da sicher sein konnten – mitnichten versucht, sich ihrem Aufenthaltsort auf der Hügelkuppe zu nähern. Jedoch zweifelten sie beide nicht daran, dass ihre kurz geratenen, buckligen Feinde auf dem Posten waren und nur auf einen Fehler oder eine Unvorsichtigkeit von ihnen warteten. Der Mucklin war indessen froh, dass er sich ausgerechnet in der Gesellschaft des Orks befand, denn er hatte ihn während der vergangenen Wochen zusehends als verlässlichen Gefährten und klugen Gesprächspartner schätzen gelernt, der auch dann noch die Nerven behielt und seine Haltung bewahrte, wenn die anderen überwiegend grantig und dünnhäutig reagierten.
Die Nacht war bereits weit vorangeschritten, und der neue Morgen war nicht mehr fern, als Neimo sich entschied, kurzzeitig in der Höhle nach dem Rechten zu sehen. Natürlich befand sich die größere Bedrohung vor ihren Füßen, in der Ebene, in der diese Gobla-Typen sie am gestrigen Abend unerwartet überfallen hatten, doch hatte der Mucklin auch nicht vergessen, dass immer noch eine weitere, möglicherweise sehr nahe Gefahr über ihnen dräute. Der Gestaltenwandler und Mörder Naíbs war höchstwahrscheinlich noch immer unter ihnen. Die anderen scheinen diese Kreatur fast schon vergessen zu haben, doch ich habe sie gesehen und werde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie sie sich noch ein weiteres Opfer holt!
Mit diesen Gedanken schlenderte der braunhaarige Mucklin nichtsahnend durch die Bresche im Fels in die sich dahinter öffnende Höhle hinein, ließ den Blick über seine Gefährten, die er allesamt noch schlafend wähnte, schweifen – und erstarrte! Ich habe es befürchtet!, dachte er, während die schmerzhafte Erkenntnis der Wahrheit eine Woge aus eisiger Kälte über ihm ausschüttete und ihn frösteln ließ.
Die Kreatur hatte ihn hingegen noch nicht bemerkt und war weiterhin damit beschäftigt, ihr nächstes schändliches Werk
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