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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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erheben würde, stand unweigerlich bevor. Also verzog sich jeder der Gefährten in eine Ecke, stimmte sich temperamentlos, schwerfällig und müde auf den kommenden Tag ein und wartete darauf, dass die Zeit verrann. Währenddessen drückten Stille und Schweigen die Stimmung nieder, und es sah ganz und gar nicht so aus, als ob sich gleich irgendetwas Bemerkenswertes ereignen würde. Das änderte sich allerdings schlagartig, als Neimo ein zweites Mal in die Runde hineinplatzte.
    Ganz plötzlich nämlich trat der Mucklin auf leisen Sohlen und mit federnden Schritten in den beengten, von Stein umschlossenen Raum hinein und wirkte völlig aufgelöst, so als ob er gerade ein Gespenst gesehen hätte. Im Gegensatz zu seinem vorherigen Erscheinen polterte er dieses Mal keineswegs mit lauter Stimme los, sondern legte zunächst einmal den Zeigefinger auf die Lippen, um allen aufzuzeigen, dass aus irgendeinem Grund Vorsicht und eine gedämpfte Lautstärke geboten waren. „Das eben war ein Irrtum, ich weiß“, sagte er mit flüsternder Stimme. „Aber jetzt weiß ich wirklich, wer von uns der Gestaltenwandler ist!“
    „Ach ja? Und wo hast du deine Eingebung jetzt wieder her? Hast du jemanden mit einem Zahnstocher oder einer Pfeife im Mund gesehen und glaubst jetzt, es wären Reißzähne gewesen?“, meinte Sigurd.
    „Es ist Piruk!“, beschied Neimo ungerührt und seufzte vernehmlich. „Ich weiß es, weil er sich eben in Widersprüche verwickelt hat. Ich habe nämlich von Fredi gesprochen und dabei seinen vollen Namen Frederikus erwähnt. Piruk fragte mich daraufhin irritiert, wer denn dieser Frederikus sei, ob es sich dabei um einen Freund von mir handle. Er wusste mit diesem Namen also ganz offensichtlich nichts anzufangen, obwohl er ihn, da er unserer Gemeinschaft ja nun schon lange genug angehört, eigentlich hätte kennen müssen.“
    „Und das soll ein Beweis sein?“, fragte Alva skeptisch. „Vielleicht hat er ihn in der Aufregung ganz einfach vergessen.“
    „Ja, schließlich hat mich schon in der Schule jeder nur Fredi genannt“, pflichtete Fredi ihr bei, der es als komisch empfand, die anderen über sich reden zu hören.
    „Das hab’ ich zuerst auch gedacht. Doch ich war mir eben nicht sicher, da mir die Sache merkwürdig vorkam. Also hab’ ich ihm gesagt, dass ich ihm doch von Frederikus erzählt hätte, als nur wir beide – Piruk und ich – am Abend nach der Schlacht gegen die Orks auf diesen Felsvorsprung mit der beeindruckenden Sicht über die Geisterwüste hinausgetreten waren und uns über alles Mögliche unterhalten haben. Daraufhin sagte er wörtlich: Ach ja, jetzt fällt’s mir wieder ein! Hatte ich bei all der Aufregung doch glatt vergessen ... “
    „Na und? Vielleicht sagt er die Wahrheit und hatte es wirklich nur vergessen“, erwiderte Hermeline.
    „Ja, nur ...“ Neimo schien nun endlich zur Pointe seiner Beweisführung zu gelangen. „Was mich stutzig macht, ist: ich war mit Piruk während unserer Zeit bei den Talúregs niemals auf irgendeinem Felsvorsprung. Weder allein mit ihm noch überhaupt irgendwann. Tatsächlich habe ich das nur behauptet, um ihn zu testen. Man kann sicher so manches vergessen, aber das wenigstens hätte der echte Piruk ganz sicher gewusst.“
    „Das ändert natürlich einiges ...“, war Sigurds Kommentar, und die anderen pflichteten ihm schweigend zu.
    Draußen war es noch immer dunkel, doch am Horizont zeichnete sich bereits ein schwacher Lichtschein ab, dort, wo der indigoblaue Himmel in Streifen matten Rots überging. Neimo selbst wurde dazu auserkoren, die Inszenierung, die er für ihren vermeintlichen orkischen Gefährten angefangen hatte, fortzusetzen und ihn unter einem Vorwand in den Kreis der Gemeinschaft zu locken, wo der zahlenmäßige Vorteil auf ihrer Seite war. Schließlich wusste niemand genau, wiegefährlich das Wesen, mit dem sie es mutmaßlich zu tun hatten, tatsächlich war. Ironischerweise entsprang das meiste, was sie über den Cho-Ronzon wussten, dem, was ihnen Piruk und damit die feindliche Kreatur höchstselbst erzählt hatte. Da anzunehmen war, dass der Takskall bereits sehr früh – spätestens kurz vor Naíbs Tod – ein Opfer des Gestaltenwandlers geworden war, musste das Wesen die Angst schürenden Schilderungen über seine eigene Natur geradezu genossen haben, was eine gewisse sadistische Ader vermuten ließ.
    „Wir wissen, wer du bist, oder besser gesagt: was du bist“, sagte Faramon mit erzwungen ruhiger Stimme, als sich die

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