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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Dutzend Schritt lange Rinne zu dem Gewässer hin. An den Ausgang des von Stein eingefassten Raumes schloss sich ein ebenerdig verlaufender Gang mit geraden Wänden und einer niedrig hängenden Decke an und führte in sanften Windungen und zwei oder drei scharfen Kehren tiefer in das Reich unter der Geisterwüste hinein. Längst hatten die Gefährten jegliches Gefühl für die Richtung, die sie bislang beschritten hatten, verloren, und keiner wagte es, ein Wort über den möglichen Rückweg zu verlieren, obwohl jedem klar war, dass das ein echtes Problem werden würde. Zumal niemand Lust verspürte, sich noch einmal in den raubfischverseuchten See zu stürzen.
    Dann war ihnen zur Abwechslung das Glück einmal hold: gerade, als der Schein der Fischleichen zu einem verschwindend geringen Glühen geschmolzen war und nur noch drei Leuchtpünktchen glich, die von der allgegenwärtigen Schwärze jeden Augenblick erstickt zu werden drohten, änderte sich die Beschaffenheit der Höhlenwände. Der dunkle, geriffelte Fels war nunnicht mehr nackt, sondern wurde von Flechten bewachsen, die freundlicherweise einige Helligkeit abstrahlten. Gleichzeitig konnte man spüren, dass in diesem Bereich des Höhlensystems eine höhere Feuchte herrschte, was darauf schließen ließ, dass auch hier ganz in der Nähe ein Wasserlauf fließen musste, auch wenn man davon bislang weder etwas sehen noch hören konnte.
    „Endlich Schluss mit diesen Fischfackeln! Ich komm’ mir schon vor wie ein Idiot!“, meinte Piruk und schmiss den nun beinahe ausgeglühten Fisch achtlos über die Schulter, wobei er beinahe Hermeline getroffen hätte, die sich natürlich sogleich lautstark darüber beschwerte. „Verzeihung“, murmelte der Takskall nur.
    Nachdem es mit einiger Mühe und einem unfreiwilligen Beinahe-Salto auch Pandialo gelungen war, sich von dem schlecht riechenden, fischmäuligen Fortsatz an seinem Stiefel zu befreien, setzten die Menschen, die Mucklins, der Ork und der Elb ihre Wanderung fort. Sie konnten dank der Flechten nun besser sehen als in dem eher verwaschenen Schein der Leuchtfische. Noch weitaus besser sehen konnten sie allerdings in dem hellen Erstrahlen der zahllosen Kerzen, deren flackernde Lichtkegel ihnen schon kurz darauf entgegen schienen. Zuerst dachten sie, ihren Augen nicht trauen zu können und einer Art Fieberfantasie zu erliegen. Dann jedoch, als sie die Helligkeit als ganz und gar wirklich empfanden, schrillten sämtliche ihrer Alarmglocken, denn wo Feuer und Kerzen waren, da musste auch jemand sein, der diese entzündet hatte. Und da die Liste ihrer Freunde hier unten vergleichsweise kurz war, erschien es ohne langes Nachgrübeln ratsam, vor möglichen Feinden auf der Hut zu sein.
    Der auf Wänden und Boden tanzende Schein leuchtete ihnen den weiteren Weg, und so dauerte es nicht lange, da sich der Gang zu einer weiträumigen, höchst bemerkenswerten Kaverne öffnete. Den Gefährten standen förmlich die Münder vor Erstaunen offen, als sie in das große Gelass hineintraten und dessen Inneres erblickten, doch vor allem hatten sie mit einem makaberen Schrecken zu kämpfen, der sie wie mit körperlicher Gewalt anfiel.
    Der Boden, die Wände und die Decke des quadratischen Raumes waren jeweils aus einer einzigen Platte schwarz glänzenden Basalts geschaffen. Niemand außer den Angehörigen des Zwergenvolkes war solch eine Arbeit zuzutrauen, und doch war sie an diesem Ort vorhanden, was der Vermutung Spielraum ließ, dass auch hier eine dunkle Magie ihr Werk verrichtet hatte. Ansonsten wurde die Ausstattung von der Farbe Weiß dominiert, wobei dies hauptsächlich auf die unzähligen Knochen und Gebeine zurückzuführen war, die das weite Gewölbe mit ihrem schauerlichen Charme schmückten.
    Bleich und kahl erstreckten sich die Skelette der toten Istari und ihrer Feinde in einer wohldurchdachten Ordnung über alle Flächen und Winkel. Einzelne Arme, Wirbelsäulen, Beckenknochen, Brustkörbe und Kiefer, befreit von allem, was auf einst lebende Körper hingewiesen hätte, waren sorgfältig aufgebahrt oder hingen zu Mustern geordnet an den Wänden und gemahnten an heilige Reliquien, zu denen man voll Inbrunst aufsah. An Schnüren aufgefädelte Schädel zogen sich in geraden Linien unter der Decke entlang, und Knochengirlanden baumelten in einem sanften Windzug wie Hängepflanzen in einem beschaulichen Garten. Auch die Tische, Bänke, Truhen und Kommoden, die es gab und die als Abstellflächen dienten, waren samt und sonders

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