Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
äußerster Kraftanstrengung und gleichzeitig der bangen Furcht davor, dass sich ihre Lungen jeden Augenblick einen tiefen Zug erstickendes Höhlenwasser genehmigen würden, schlugen sie das Wasser und gelangten bald an die Stelle, an der Faramon sie erwartete und an der die Felswand einen gefluteten Durchbruch aufwies. Doch trotz ihrer Bemühungen holten die glotzäugigen Räuber weiter auf und waren mittlerweile nur noch wenige Schritt von der Nachhut der Zweibeiner entfernt. An der Bresche verloren sie zu allem Überfluss weitere Zeit, denn zuerst bekamen sich Neimo, Fredi und Pandialo in die Wolle, da jeder von ihnen sich vorzudrängeln versuchte und gar nicht daran dachte, die anderen vorzulassen. Die Folge davon war, dass sie sich mehrfach gegenseitig anrempelten und sich schließlich mühevoll nebeneinander hindurchzwängten. Und dann mussten auch Cord und Piruk feststellen, dass der Durchlass für sie beide, wenn sie ihn zur gleichen Zeit passieren wollten, im Grunde zu beengt war.
Nichtsdestotrotz ließen sie die Höhle schließlich hinter sich und erkannten zu ihrer Erleichterung zwei Dinge: erstens waren sie von den gefräßig aussehenden Raubfischen noch immer nicht angenagt oder aufgefressen worden und zweitens zeigte ihnen der Weg, den die leuchtendblonde Haarpracht Faramons nahm, dass ihr Anführer sich geschwind und zielgerichtet nach oben bewegte. Wird auch allerhöchste Zeit!, dachten mehrere zugleich.
Aua!, schrie Cord mit einem Mal innerlich auf – und wenn er sich nicht gerade noch besonnen hätte, hätte er wohl den Mund geöffnet und den Aufschrei ins Wasser gegurgelt. Der Schmerz, der ihn mit einem Mal durchfuhr, fühlte sich ganz so an, als ob ihm jemand mit einem Dolch in den Allerwertesten gestochen hätte. Tatsächlich vermutete er jedoch – sein Blickwinykel war leider nicht geeignet, dies näher zu erkennen –, dass sich einer ihrer gierigen Verfolger in sein Hinterteil verbissen hatte. Statt in einem ehrlichen Kampf den Kürzeren zu ziehen, ende ich jetzt als Fischfutter – tiefer kann ein Nordmann nicht sinken!
Die Gefährten zogen allesamt einen letzten, verzweifelten Spurt an, so als ob sie eine Meisterschaft im Kurzstreckenschwimmen gewinnen wollten. Dabei fühlte jeder von ihnen, während sie ihrem elbischen Taktgeber aufwärts folgten, dass es mit ihren Atemreserven unweigerlich zu Ende ging und ihre schmerzhaft brennenden Lungen jeden Augenblick zu explodieren drohten. Und – als ob dies noch nicht genug wäre – hatte auch der hinter ihnen her jagende Räuberschwarm die Bresche mittlerweile passiert und verkürzte trotz ihrer Bemühungen den letzten Rest an Distanz zwischen ihnen. Die Fischungeheuer standen somit denkbar kurz davor, sie mit ihren nadelspitzen Zahnreihen zu überrollen, so wie ein Schwarm Riesenheuschrecken binnen Kurzem ein blühendes Kornfeld vertilgt. Sollte ihr Abenteuer ein so jähes Ende nehmen?
Es gab eine Folge klatschender Geräusche, als der See die Schwimmer ausspie und ihre völlig entkräfteten Körper an die Schräge des jenseitigen Ufers spülte. Einige von ihnen begriffen zunächst gar nicht, dass ihr kostenloser Freitauchunterricht tatsächlich beendet war und führten, auch nachdem sie der Umhüllung durch das zähe Wasser entronnen waren, noch ein paar Trockenübungen aus. Dann aber horchten sie alle auf, als Neimo einen schrillen Schrei ausstieß und die anderen damit aus ihrer Anspannung und Verwirrtheit riss.
„Hab ihn!“, sagte Sigurd daraufhin. „Gegrillter Fischspieß war schon immer eine meiner Leibspeisen ...“
Ein großer, dicker, offenbar ziemlich sturer Raubfisch hatte die Stirn besessen, den braunhaarigen Mucklin aus dem Wasser heraus mit weit geöffnetem Schlund anzuspringen. Und da seine Beißerchen genau auf Neimos Gesicht gezielt hatten und in ihrer Größe und Schärfe durchaus gefährlich aussahen, konnte man es wohl als glücklichen Umstand bezeichnen, dass der lemurische Prinz gerade noch rechtzeitig dazwischen ging, sein Schwert nach vorne reckte und den Springfisch exakt mittig aufspießte. Noch für einige Sekunden wehrte sich das Tier zuckend, sich windend und nach Wasser schnappend gegen den unausweichlichen Tod, ehe es sich in ihn fügte.
„Seht nur, er leuchtet noch immer!“, stellte Neimo anschließend fest. Und das stimmte, denn selbst nachdem jedes Leben aus ihm geschwunden war, erhellte das Wasserlebewesen seine Umgebung mit einem durchdringenden, violetten Schein.
„Ob leuchtend oder nicht
Weitere Kostenlose Bücher