Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Ich hoffe nur, dass sie es mit ihrem Mut nicht übertreibt und sich eines Tages in eine Lage manövriert, aus der ihr ihr Charme nicht so einfach wieder heraushilft.
„Deine Unerschrockenheit gebietet Hochachtung, aber als erster zu gehen ist dann wohl doch meine Aufgabe“, befand Faramon. „Erstens nämlich trage ich die Verantwortung für dieses Wagnis, da es meinen Überlegungen entsprungen ist, und zweitens ist wohl kaum ein Lebewesen, das auf Arthilien oder Orgard wandelt, so sehr mit dem Wasserelement vertraut wie wir Nolori.“
„Dann verschnüren wir mal unsere sieben Sachen und verwandeln uns in Fischköder“, sagte Fredi, freilich ohne zu ahnen, dass er damit recht nahe bei der Wahrheit liegen sollte.
Mit einem eleganten Schwung tauchte Faramon kopfüber in den See hinein und stellte überrascht fest, dass das Wasser keineswegs kalt, wie man es angesichts der Umgebung hätte vermuten können, sondern beinahe warm war. Die Zauber, die im verfluchten Reich der letzten Istari glommen, waren mannigfaltig.
Genau die Badewassertemperatur, an die der Graf und die Prinzessin gewöhnt sein dürften , dachte Neimo, als die Reihe endlich an ihm war. Und wir Mucklins ebenso, wenn wir ehrlich sind ...
Schließlich hatten alle neun noch einmal einen kräftigen Atemzug genommen und waren unter Wasser getaucht. Anschließend versuchten sie, das blonde Haar ihres elbischen Anführers, das wie eine schillernd-helle Wolke hinter ihm herwallte, nicht aus den Augen zu verlieren und sich derweil in fließenden Schwimmbewegungen zu üben. Was gar nicht so einfach war, da sie erstens nicht einmal genau wusste, in welche Richtung die Reise gehen und wie lange ihr feuchtes Abenteuer andauern würde und sie zweitens vom Gewicht ihrer sich rasch vollsaugenden Kleider und vor allem ihrer Waffen nach unten gezogen wurden. Unten war allerdings gar nicht so verkehrt, denn schon nach kurzer Zeit sahen sie, dass Faramon nach rechts schwenkte und gleichzeitig scheinbar mühelos immer tiefer glitt. Und wer ganz scharfe Augen besaß – was vordringlich bei den drei Mucklins der Fall war – der vermochte bereits zu erahnen, dass dasZiel des Elbenfürsten eine Bresche in der hinteren Wand der Grotte war, durch die man möglicherweise tatsächlich jenseitige Bereiche erreichen konnte.
Plötzlich wurden Piruk, Cord und Hermeline, die ziemlich weit hinten schwammen, durch eine Folge unsanfter Stöße und Knuffe aus ihrer Konzentration gerissen. Auch ohne diese Störmanöver hatten zumindest der Barbar und der Takskall bereits große Mühe, nicht zu früh ihre nötigen Atemreserven zu verbrauchen, sodass sie darüber nicht gerade erfreut waren. Zu ertrinken galt gemeinhin nicht gerade als einer der schönsten Tode, wenn es denn überhaupt einen gab.
Entsprechend ärgerlich versuchten die Gefährten, in der Dunkelheit unter Wasser einen Blick auf den Schemen zu erhaschen, der für die grobe Behandlung verantwortlich war, woraufhin sie letztendlich zu dem Schluss kamen, dass es sich dabei um Pandialo handeln musste. Der Graf wirkte wie von der Tarantel gestochen, denn er zwängte sich mit unkontrollierten Armund Beinschlägen zwischen dem Mensch, dem Ork und den Mucklins hindurch, zischte nach vorne hinweg und bediente sich dabei einer ganz beachtlichen Geschwindigkeit. Hatte er am Ende mit seiner Prahlerei doch nicht übertrieben und tatsächlich die Kinderschwimmmeisterschaft von Taliska gewonnen?
Dann jedoch sahen sie es, und die Augen von Cord, Piruk, Hermeline und auch derjenigen, die ein Stück vor ihnen durch das träge Wasser glitten, weiteten sich vor Erschrecken: ein ganzer Schwarm forellengroßer Fische näherte sich ihnen mit großer Eile von hinten und holte rasch auf. Die schuppigen Körper der Tiere leuchteten in einem inneren, blauvioletten Licht, sorgten daher für einige Helligkeit und entboten einen guten Blick auf ihr gesamtes, widerwärtiges Antlitz: rundartige Köpfe mit tiefen Furchen, aus denen weiße Augen wie Blasen hervorquollen und die mit Zähnen gespickte Mäuler entblößten. Zischen den Schwimmhäuten saßen Nadelspitzen, und auch ihre Rückenflosse war mit einer Reihe mehrere Zoll langen Stacheln bewehrt. Wie begnügsame Algenfresser sahen diese niedlichen Exemplare demzufolge keinesfalls aus.
Kaum hatten die Angehörigen der Gemeinschaft ihre zahlreichen Häscher gewahrt, da taten sie es dem Grafen von Griont gleich und nahmen ihre Beine unter die Arme – oder wie man unter Wasser sonst sagt. Mit
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