Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
Stirn geschrieben stand.
„Es gibt noch eine weitere Tür – am anderen Ende des Raumes!“, fiel Neimo nun ein, der ziemlich betrübt darüber war, dass er es gewesen war, der mit der Wegnahme des Steines das Unglück heraufbeschworen hatte. Zwar konnte er sich damit trösten, dass seine Tat im Gegensatz zu seinen früheren Verfehlungen ja nur dem Willen der Gemeinschaft geschuldet war, doch machte das die Lage auch nicht besser.
„Worauf wartest du dann noch? Bist du nicht der geschickteste Dieb von ganz Arthilien, dem nicht einmal der Thronsaal von Zwergenauen gewachsen war? Also wirst du doch wohl noch eine einfache Tür öffnen können!“, warf Pandialo ein, dessen Stimme vor Angst zitterte und nur noch einem schrillen Piepsen glich.
„Da hat der Herr Graf ganz recht! An der Tür von Tantchen Petronellas Mucklinhöhle hattest du ja schließlich Übung genug, bei all dem Schabernack, den du dort angerichtet hast!“, pflichtete Hermeline ihm bei.
Während Neimo mit eiligen Schritten durch die Halle flitzte und dabei überlegte, ob er den Ruf, ein Meisterdieb zu sein, wohl eher als Kompliment oder als Schmähung verstehen sollte, wurde es um die Gefährten herum zusehends beengter. Das dumpfe, unheilvolle Schaben und Schleifen von tonnenweise Stein auf Stein erfüllte die Kaverne mit dröhnenden, ohrenbetäubenden Geräuschen, während die Wände links und rechts der beiden Eingänge immer näher rückten. Längst waren die ersten Regale, Gestelle und Tische, die an den Raumseiten gestanden hatten, samt Inhalt gewaltsam umgeworfen, zerbrochen und zu Haufen von Schutt angerichtet worden, die nun wiederum von den Wänden vor sich her geschoben wurden, sodass der dazwischen verbleibenden Platz schmaler und schmaler wurde. Einen ganzen Mucklinsteinwurf hatte die Halle in ihrer Breite wohl einstmals gemessen – nun waren kaum mehr noch als ein Dutzend Schritt davon geblieben. Diejenigen der Gefährten, die eine besonders bildhafte Vorstellung besaßen, sahen sich schon so platt wie ein Silberling unter dem Huf eines Kodos oder aber so zermatscht wie eine Zitrone, die von einer Saftpresse beharrlich zerschunden wurde.
„Könntest du dich vielleicht mal ein bisschen beeilen? Das kann doch nicht so lange dauern, so eine popelige Tür zu öffnen!“, drängte Sigurd. Mittlerweile hatte sich die übrigen in der Nekropole Gefangenen allesamt dicht hinter dem braunhaarigen Mucklin versammelt, der sich seinerseits emsig an der hinteren Ausgangstür zu schaffen machte, da diese natürlich verschlossen war.
„Drängle ihn nicht so! Die hätten sich bestimmt nicht die Mühe mit der Falle und dem Versperren der anderen Tür gemacht, wenn diese hier so einfach zu öffnen wäre!“, verteidigte Fredi seinen Freund, der viel zu beschäftigt war, um überhaupt zuzuhören, was die anderen zu schwatzen hatten.
„Jetzt haltet doch endlich alle miteinander den Mund, der arme Kerl kann sich ja überhaupt nicht konzentrieren!“, blaffte Alva.
„Ich glaube, ich hab’ den Verschlusshebel erwischt!“, verkündete Neimo plötzlich, während er mit zwei seiner filigranen Dietriche aus gebogenem Draht, ohne die er selten aus dem Haus ging, ganz vorsichtig in dem Schließzylinder herumwerkelte. „Noch ein Ruck, und dann ...“
Dann gab es ein lautes klick , und alle zuckten vor Anspannung zusammen.
„War es das? Ist die Tür jetzt offen?“, fragte Piruk voll Ungeduld.
„Nein, äh ...“, gab der Mucklin kleinlaut zurück. „Ich fürchte, der Mechanismus ist doch komplizierter, als ich dachte. Auf jeden Fall ist die Tür jetzt mindestens doppelt verschlossen.“
„Ist ja nicht so schlimm, nur keine Hetze, wir haben ja noch massig Zeit. Ich meine, bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Wände aufeinander zubewegen, bleiben uns noch mindestens zwei Minuten zu leben, wenn wir Glück haben“, sagte Sigurd mit gewohnt spitzer Zunge.
„Wir müssen Neimo mehr Zeit verschaffen“, sagte Faramon schließlich. „Cord, Sigurd, Piruk und Pandialo – Ihr stemmt Euch gegen die Wände und gebt Euer Bestes! Wir anderen versuchen, mit den herumliegenden Gegenständen eine Art Sperre zu errichten. Kommt!“
Auf die Anweisung des Elben hin setzten sich alle in Bewegung, denn etwas Besseres (außer zu dem Einen zu beten, dass er dem armen Neimo helfen möge) konnten sie ohnehin nicht tun. Also begaben sich Cord und Pandialo an die eine der gigantischen Basaltplatten, die einmal als Raumwände Dienst getan hatten und sich nun in
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