Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
einmal ein Wunderknabe wie er konnte so etwas ganz ohne weiteres wegstecken.
„Als ich heute morgen den Bann, der mich seit dem unglückseligen Ereignis am Lor Brikai befallen hatte, endlich überwunden hatte, hörte ich davon, dass Ihr mit nur neunundneunzig Kriegern gegen eine Horde aus Tausenden Orks in die Schlacht gezogen seid. Da dachte ich mir: einhundert ist doch eine viel nettere Zahl und so schön gerade! Und deshalb habe ich mir erlaubt, mich den Ratschlägen der Talúreg-Heilerinnen, die im Übrigen ausgesprochen freundlich zu mir waren, zum Trotz nach draußen zu schleichen und Euch beizustehen. So gut ein alter Mann wie ich Euch bei so etwas eben beistehen kann ...“
Das neckische Grinsen, das auf den Lippen des weißbärtigen Menschen spielte und das seine Fahrtgenossen trotz seiner Marotten, die einen manchmal in den Wahnsinn treiben konnten, so sehr vermisst hatten, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich mit seinem Wirbelsturm-Zauber vielleicht noch etwas zu viel zugemutet hatte.
„Wie seid Ihr eigentlich aus den Stollen herausgekommen? Ich dachte, die Talúregs hätten alle Ein- und Ausgänge versiegelt“, wollte Fredi wissen.
„Man fragt einen Zauberer nicht nach seinen Geheimnissen, Fredi, das weiß doch jedes Kind!“, tadelte Hermeline ihn augenblicklich. „Wenn er dir das verraten würde, müsste er dich wahrscheinlich hinterher in ein Kaninchen oder einen Salamander verwandeln!“
„Echt?“, fragte der rothaarige Mucklin und schien das ziemlich ernst zu nehmen.
„So oder so fürchte ich, dass ich Euch für den Rest des Tages als Unterstützung nicht mehr zur Verfügung stehen werde“, sagte Lotan dann und verzog sein Gesicht zu einer gequälten Grimasse. „Die Wahrheit ist, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann.“
„Ihr habt uns bereits sehr geholfen“, sagte Faramon. „Ohne Euer Zutun wären wir jetzt wahrscheinlich alle schon mit Cord an der Seite des Einen.“
Mit schweren Worten berichteten die Gefährten ihrem Anführer vom Tod des Barbaren, vom Fund des dritten Engelssteines und davon, was sich während seiner Abwesenheit sonst noch zugetragen hatte. Dann brachten sie ihn zu einem Unterstand unter einem überstehenden Felsen, den ihnen Naíb zeigte und der gut versteckt ein Stück nördlich der Stellungen der Wüstenbewohner lag.
Als die anderen bereits wieder zum Harrath-Anukh zurückkehrten, trat Sigurd noch einmal zu dem Zauberer hin. „Während deiner Bewusstlosigkeit – oder wie man das nennen kann – hast du da wirklich gar nichts mitbekommen? Ich meine, mich da an eine gewisse Reaktion von dir in dieser Arena zu erinnern, als es um unseren Pandialo gar nicht zum Besten stand ...“
„Das, mein Freund, soll ebenfalls eines meiner kleinen Geheimnisse bleiben. Oder sagen wir: unser beider Geheimnis. Denn wem würde es nützen, wenn bekannt würde, dass der Ausgang eines Ehrenduells durch Magie beeinflusst wurde? Und wie würden die stolzen Leute des Wüstenvolkes wohl darüber denken? Aber so viel kann ich sagen, nämlich dass ich während meiner zeitweiligen Unpässlichkeit einen Großteil der Zeit trotz meiner Lähmung völlig bei Bewusstsein war. Der Fluch des Basilisken war allerdings sehr stark, und manchmal war er nicht weit davon entfernt, zu meinem Tod zu führen. Darum musste ich meine Kräfte schonen und mich ganz dem Kampf in meinem Innern widmen, den ich nun gewonnen zu haben hoffe.“
„Dann hoffen wir mal, dass uns noch etwas einfällt, wie wir den Kampf gegen die Orks ebenfalls noch gewinnen können. Aber darum kümmern wir uns, ruh’ du dich erst einmal aus, alter Knabe!“
Dann ging auch der Sohn Arnhelms zu seinen Kampfgenossen zurück, denn es war bereits gegen Mittag, und der nächste und womöglich stärkste Angriff der Vanarrwargs konnte nicht mehr fern sein.
Elftes Kapitel: Die Entscheidung
„Einhundert Krieger waren wir vor Beginn dieses Gefechts – wenn man den Menschenzauberer hinzuzählt –, und jeder einzelne von uns hat Unsagbares geleistet und dazu beigetragen, dass wir der stärksten Streitmacht dieses Kontinents nun schon viel länger standgehalten haben, als es die meisten für möglich hielten“, verkündete Stildor zu dem Häuflein aufrechter Streiter, die ihm noch geblieben waren. Unterdessen hallten die Echos der Kriegstrommeln der Horde aus der westlichen Ebene herauf und klangen wie ferner Donner. Bum!
„Fünfzig tapfere Herzen sind uns nun noch geblieben“, fuhr der Muareb
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